Digitale DKM: Erfolg mit Schönheitsfehlern
Die erste digitale DKM ist beendet. Das Stelldichein der Branche war unter den schwierigen Rahmenbedingungen von den Zahlen her ein Erfolg. Der persönliche Austausch einer Präsenzveranstaltung wurde aber von vielen Teilnehmern vermisst.
19.700 Messeteilnehmer verteilt auf 4 Messetage, 157 Aussteller, 30.000 Besuche bei 200 Veranstaltungen wie Kongressen, Workshops und Gesprächsrunden sowie 20.300 Weiterbildungsstunden, die von den Teilnehmern gesammelt wurden: Das ist die zahlenmäßige Bilanz der 24. Auflage der Leitmesse DKM, die aufgrund der Corona-Pandemie erstmals vollkommen digital stattfand. „Wir haben gezeigt, dass die Finanz- und Versicherungsbranche in diesen Zeiten auf digitalem Wege noch mehr zusammenwachsen kann“, zieht Messechef Konrad Schmidt sein eigenes Fazit. Zeitweise seien über 4.500 Teilnehmer gleichzeitig auf der Plattform eingeloggt gewesen. „Unsere Angebote haben alle trotz des Ansturms funktioniert.“ Dass es immer wieder zu technischen Problemen kam, habe eher mit der insgesamt in Deutschland schlechten digitalen Infrastruktur zu tun gehabt. Schmidt weist zudem auf einen Hemmschuh der digitalen Welt hin. „Die digitale Distanz lässt sich schwer überwinden. Zudem sind wir es noch gewohnt, dass wir uns im Internet als Konsumenten bewegen und die Interaktion eher versteckt bzw. anonym im Chat abläuft.“ Ein Beleg ist die aus Sicht des Veranstalters noch unbefriedigende Anzahl von 1150 Terminanfragen, die über die Plattform gestellt wurden.
Messeausteller unterschiedlich zufrieden
Diesen Eindruck bestätigt auch Matthias Schenk, Sprecher der Nürnberger Versicherung: „Aufgrund der Vielzahl von Online-Vorträgen konnten sich die Vermittler bestens informieren und weiterbilden. Allerdings will digitales Netzwerken gelernt sein. Der emotionale und direkte menschliche Kontakt kann eben nicht zu 100 Prozent ersetzt werden." Das Angebot, online miteinander in Kontakt zu treten, sei aber gut aufgemacht gewesen. Trotz fehlender Zahlen lässt Schenk durchblicken, dass die DKM-Teilnahme zumindest vertrieblich nicht den gewünschten Erfolg gebracht habe.
Ganz anders bei der Monuta. Der Versicherungsspezialist im Bereich Bestattungsvorsorge präsentiert beeindruckende Zahlen. Im Vergleich zur physischen Messe im Vorjahr mit 400 Kontakten, habe man dieses Jahr am digitalen Stand fast 800 Besucher gezählt und 310 direkte Gespräche geführt. In einem Workshop hätten sich über 60 Kollegen für das neue Produkt der Monuta interessiert. Zudem habe man auf der Messe 40 neue Anfragen zur direkten Zusammenarbeit erhalten. Für uns war es, entgegen der Skepsis in den Vorbereitungen, ein mehr als erfolgreiches Messekonzept. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, sagt Thorben Schwarz, Vertriebsdirektor bei den Monuta Versicherungen Deutschland.
Teilnehmer sehen viele Verbesserungsmöglichkeiten
Auch bei den vielen Messeteilnehmern, mit denen VP-Online gesprochen hat, ist das Bild differenziert. Dabei wird das Vortragsprogramm fast ausnahmslos gelobt, während es bei Technik, Funktionalität und Nutzen für das eigene Geschäft auch Kritik gibt. Gewerbemakler Florian D. Schulz sah ein insgesamt „gelungenes Erstlingswerk", beim dem es jedoch teilweise schwache Technik und einige überforderte Nutzer im Umgang mit dem digitalen Format gegeben habe. Außerdem seien oft ungefragt werbliche Inhalte versandt worden. Für die Zukunft wünscht er sich mehr persönlichen Austausch – so wie bei den Lounges und Roundtabels, die für Schulz die Highlights waren.
Thoms Köhler, Geschäftsführer der Zaigen GmbH und Betreiber einer Lern-App für Weiterbildung im Versicherungswesen hatte das Problem, dass bei den Ausstellern oft niemand da gewesen sei bzw man sich die Frage stellte, was dort angeboten wird. „Es war irgendwie ein Messestand ohne Material bzw. Inhalt. Hier wünsche ich mir interaktive Elemente und Gewinnspiele die auch moderiert werden.“ Zumindest ist laut Köhler die technische Herausforderung in der Kürze der Zeit gut gelungen.
Kritisch äußerst sich Moritz Heilfort, Gewinner des Jungmaklerawards und Geschäftsführer des Finanzdienstleisters paladinum GmbH. Inhaltlich sei viel geboten worden, allerdings sei die Beteiligung von den Zahlen her eher gering und die Wertschätzung durch die Teilnehmer verhalten gewesen. „Es zeigt sich, welcher Anbieter halbwegs digitalaffin ist. Bei manchen hatte man das Gefühl direkt in die Besenkammer zu schauen. Da gibt es noch viel an Professionalität aufzubauen.” Heilfort glaubt, dass komplette Studios bald die Regel sein werden.
Einen stärkeren Fokus auf den konkreten Nutzen für Kunde und Makler hätte sich René Jansen, Geschäftsführer der Weiterbildungs-Akademie Insuracon, gewünscht. Die Veranstaltungen der einzelnen Gesellschaften seien immer noch zu sehr auf Produkte ausgerichtet. Insgesamt stelle die digitale DKM keinen Ersatz für die physische DKM dar. Sein Fazit: „Meine persönliche Priorisierung der Inhalte ist durch einen digitalen Kalender und die Selektionsmöglichkeiten effektiver. Ich habe mich über neue Themen gefreut, vom Netzwerken hatte ich mir aber mehr versprochen.“
Zukunft der DKM soll hybrid sein
Der Fall von Teilnehmerin Julia Hoffmann zeigt eine ganz andere Einstellung zu einer digitalen Messe. Sie ist erst 2019 als Maklerin gestartet und spezialisiert sich auf die Absicherung von Pflegekräften. Da sie aus dem südlichen Brandenburg kommt, wäre ein Besuch in Dortmund für sie nicht in Frage gekommen. „Es ist gut, dass es digital war. Dadurch konnte ich auch parallel an anderen Dingen arbeiten.“ Hoffmann beschreibt sich als eher „introvertiert“. Für sie sei die Barriere zur Kontaktaufnahme online geringer. Die für ihr Geschäft wichtigen Anbieter habe sie auf der DKM gefunden und dadurch auch von vielen Angeboten erfahren, dass sie bisher noch nicht kannte.
Die Pläne des Messbetreibers bbg dürften Hoffmann freuen. Geschäftsführer Konrad Schmidt bestätigte bereits, dass digitale Formate nun auch verstärkt in die Konzeption der durchgeführten Veranstaltungen einfließen würden, auch bei der gewünschten Rückkehr zum Präsenz-Format in Dortmund. „Wo es die Rahmenbedingungen zulassen, werden wir den Fokus aber wieder auf den persönlichen Kontakt legen“, so Schmidt.