Ombudsfrau muss deutlich mehr Streit schlichten
Im vergangenen Jahr musste die neu gestartete Ombudsfrau für das Versicherungswesen viel Streit schlichten: Die Beschwerden von Kundinnen und Kunden legten um ein Fünftel zu. Besonders viele Eingaben verzeichnete die Schlichtungsstelle in den Sparten Rechtsschutz und Leben sowie bei der Kfz-Kasko.

(Foto: Christian Leitzmann)
Das Jahr ihrer Amtseinführung brachte der neuen Ombudsfrau für das Versicherungswesen, Dr. Sibylle Kessal-Wulf, gleich jede Menge Arbeit. Die ehemalige Verfassungsrichterin leitet die Schlichtungsstelle seit April 2024 als Nachfolgerin von Wilhelm Schluckebier. Laut der neuesten Statistik des eingetragenen Vereins hat die Zahl der Beschwerden in der Branche deutlich zugenommen.
Kundenbeschwerden legten um fast 20 Prozent zu
So gingen im vergangenen Jahr 21.548 Reklamationen von Verbrauchern ein. Das waren fast 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor mit 18.037 Eingängen und sogar rund 44 Prozent mehr als im Jahr 2022. Nicht ganz so deutlich kletterte die Zahl der Streitigkeiten, die abgeschlossen werden konnten. Mit 19.809 beendeten Fällen weist die Statistik ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr und von 22 Prozent gegenüber 2022 aus.
Ansprüche aus Rechtsschutzpolicen machten den meisten Ärger
Wie sich die Konflikte auf die einzelnen Sparten verteilen, haben die Streitschlichter jetzt in ihrem Tätigskeitsbericht veröffentlicht. Danach gab es in der Rechtsschutzversicherung mit 3369 eingegangenen Anträgen auf Streitbeilegung die meisten Verfahren. In der Lebensparte kam es zu immerhin 3189 Beschwerden. Sie liegt damit auf Platz 2. Um Ansprüche aus einer Kfz-Versicherung drehten sich insgesamt 4990 Beschwerden, dabei ging es mehrheitlich um eine Kfz-Kaskoversicherung (mit 2896 Fällen auf Rang 3) und zu einem geringeren Teil um eine Kfz-Haftpflichtversicherung (2094 Fälle, Rang 5). Auffallend deutlich ist in der Kfz-Haftpflichtsparte allerdings der Anstieg zum Vorjahr mit einem Plus von 53 Prozent. An vierter Stelle rangiert die Gebäudeversicherung mit 2358 Fällen.
Deutliche Zunahme bei Zoff mit Versicherern
Der Bericht informiert auch darüber, wie viele Schlichtungsverfahren es im Jahr 2024 nach den beiden Verfahrensordnungen für Beschwerden gegen Versicherungsunternehmen und gegen Vermittler von Versicherungsverträgen gab. Danach zeigte sich die Zunahme der Fälle bei den Versicherungsgesellschaften mit einem Plus um 20 Prozent auf 20.805 besonders deutlich. Auch über Vermittler haben sich die Kunden häufiger beschwert: Mit 334 Eingängen verzeichnete die Ombudsfrau hier aber nur ein Plus von fünf Prozent.
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