Versicherer im Fusionsfieber
Gerade erst ist die Fusion von Gothaer und Barmenia perfekt, da kündigen weitere Versicherer ihr Zusammengehen an: Nach der Ostangler Brandgilde und der Landesschadenhilfe haben jetzt die Stuttgarter und die Süddeutsche Kranken eine Fusion angekündigt.

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Das Jahr steht im Zeichen der Konsolidierung: Nach der Fusion der beiden Branchengrößen Gothaer und Barmenia sind nun auch kleine und mittlere Versicherer auf Brautschau gegangen und fündig geworden. So schließen sich die Ostangler Brandgilde und die Landesschadenhilfe, zwei kleine Versicherer auf Gegenseitigkeit aus Norddeutschland, zusammen. Bis Mitte 2025 soll die Fusion umgesetzt sein. Der Zusammenschluss sei die Antwort auf die zunehmenden Herausforderungen im Markt. Neben einer Erweiterung des Portfolios versprechen sich beide Häuser von der Fusion mehr Reichweite und Kostenvorteile. „Wir reagieren auf die wachsenden Anforderungen zum Beispiel in puncto Digitalisierung und Regulatorik, die unsere Branche erheblich verändern. Durch die Fusion bündeln wir nicht nur Kompetenzen und nutzen Synergien bei Stabsstellen und Backups, sondern kompensieren auch die steigenden Kosten“, erklärt Jens-Uwe Rohwer, Vorstandsvorsitzender der Ostangler Brandgilde.
Leistungsspektrum ergänzt sich optimal
Es ist aber keine Fusion auf Augenhöhe: „Durch die Fusion schaffen wir ein leistungsstarkes Unternehmen, das sich im Leistungsspektrum ideal ergänzt, und auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet ist. Mit der Ostangler Brandgilde an der Spitze und der Landesschadenhilfe als operativem Arm in Bad Fallingbostel werden wir unser Serviceangebot ausweiten und unsere Kunden weiterhin optimal betreuen“, sagt Stephan Schinnenburg, Vorstandsvorsitzender der Landesschadenhilfe. Die LSH kam im vergangenen Jahr mit rund 125.000 Verträgen auf gebuchte Bruttobeiträge von 20,8 Millionen Euro und hat fünf Jahre in Folge rote Zahlen geschrieben. Die Brandgilde erzielte zuletzt mit 186.000 Verträgen Beiträge in Höhe von 52,5 Millionen Euro und ist nach einem Minus im Vorjahr 2023 wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Ungefähr 250 Kilometer liegen zwischen dem Sitz der Brandgilde im schleswig-holsteinischen Kappeln und der LSH in Niedersachsen.
Schwaben-Connection auf Augenhöhe
Zumindestens regional deutlich näher sind sich die Versicherungsgruppe Stuttgarter und die Süddeutsche Kranken (SDK) in Fellbach bei Stuttgart, die ebenfalls fusionieren wollen – und zwar erklärtermaßen „auf Augenhöhe” Das haben die Unternehmenschefs Guido Bader und Ulrich Mitzlaff bekanntgegeben. „SDK und Süddeutsche prüfen, sich zusammenzuschließen“, sagt SDK-Chef Mitzlaff. „Größe wird zunehmend ein Faktor.“ Man habe Wachstumsbedarf, um Innovationen zu finanzieren. Die Leben-Sparte der Stuttgarter kam zuletzt auf Beitragseinnahmen in Höhe von 660 Millionen Euro, die Stuttgarter Versicherung mit dem Schwerpunkt auf Schaden/Unfallversicherungen mit 538.000 Verträgen auf Bruttobeitragseinnahmen von knapp 136 Millionen Euro. Beide Bereiche arbeiteten profitabel. Der Krankenversicherer SDK kommt mit knapp 146.000 Vollversicherten und 525.000 Zusatzversicherten auf gebuchte Bruttobeiträge von etwa 977 Millionen Euro.
Großer Player mit großem Vertriebspotenzial
Vereint entstünde eine stärkere Versicherungsgruppe mit Fokus auf das Kranken-, Leben- und Unfallgeschäft mit rund 1.600 Mitarbeitenden, über 1,8 Milliarden Euro gebuchten Bruttobeiträgen, rund 1,94 Millionen Versicherungsnehmerinnen und -nehmern sowie einer Bilanzsumme von über 18 Milliarden Euro. Das Dach der neuen Gruppe soll wieder ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit werden, die Hauptverwaltungen in Stuttgart und Fellbach sollen erhalten bleiben. Auch vom Vertrieb erhoffen sich die Partner Synergien: „Die Stuttgarter vertreibt über Versicherungsmakler und Mehrfirmenvertreter, die SDK bedient einen Vertriebswegemix aus Ausschließlichkeit, Banken, freien Vermittlern und Direktvertrieb. Vereint ergänzen sich diese unterschiedlichen Stärken zu einem enormen Potenzial.“
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