28.06.2022 Branche

GDV-Forderung: Plas­tikpel­lets sollen als Gefahr­gut eingestuft werden

Im Namen des GDV wollen die deutschen Transportversicherer erreichen, dass Kunststoffpellets künftig weltweit als Gefahrgut deklariert werden, wenn sie auf dem Seeweg transportiert werden. Das soll Ladungsverluste und damit Umweltschäden minimieren. Der Anteil der Pellets am weltweiten Kunststoffaufkommen ist sehr gering.

Umweltrisiko: Jedes Jahr werden Millionen Tonnen Pellets verschifft. (Foto: © Daisy Daisy - stock.adobe.com)
Umweltrisiko: Jedes Jahr werden Millionen Tonnen Pellets verschifft.
(Foto: © Daisy Daisy - stock.adobe.com)

Die deutschen Transportversicherer wollen erreichen, dass Kunststoffpellets künftig weltweit als Gefahrgut deklariert werden, wenn sie auf dem Seeweg transportiert werden. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) soll das dem Schutz der Meere dienen. „Über Bord gegangene Pellets können langfristig große Umweltschäden anrichten und bedrohen die Biodiversität betroffener Küstengebiete“, sagt Jörg Asmussen, GDV-Hauptgeschäftsführer. Denn Tiere hielten die winzigen Teilchen oft für Nahrung und verendeten schließlich daran. Als Gefahrgut würde das Plastik für den Seetransport besser verpackt, zudem würden entsprechende Container unter Deck verstaut. Das minimiere das Risiko eines Ladungsverlustes. Das liegt naturgemäß auch im Interesse der Versicherer.

Transportverlust von Pellets ein großer Umweltschaden

 

Der Interessenverband ordnet das Thema aus seiner Sicht ein: Pellets sind der Grundstoff der meisten Kunststoffprodukte, jährlich werden Millionen Tonnen auf dem Seeweg transportiert. Dabei gehen immer wieder mit Pellets beladene Container über Bord, allein in europäischen Gewässern wird der jährliche Verlust auf mehr als 200 Tonnen geschätzt. Angesichts der Millionen Tonnen von Plastik, die jährlich die Weltmeere verschmutzen, ist das allerdings eine verschwindend geringe Menge.

Dennoch scheint der GDV große Gefahren zu sehen, indem er noch einen weiteren Vorteil der Einstufung der Pellets als Gefahrgut neben der sicheren Verladung nennt: Die zuständigen Behörden müssten über jeden Verlust informiert werden und könnten betroffene Küstenabschnitte schneller identifizieren. Asmussen: „Bei einem Ladungsverlust müssen Strände so schnell wie möglich von den Pellets gereinigt werden. Die Kosten dafür übernehmen zwar die Schiffsversicherer – aber das eigentliche Problem ist vielmehr, die kleinen Teile überhaupt zu finden“, so Asmussen.

GDV will sich international für Forderung stark machen

 

Umgesetzt werden könne der Vorschlag nur auf internationaler Ebene: Ob eine Ladung im Schiffsverkehr als gefährlich gilt, richtet sich nach dem IMDG-Code (International Maritime Dangerous Goods Code). Eine Aufnahme der Plastikpellets in den Code muss von der International Maritime Organisation (IMO) beschlossen werden, die zu den Vereinten Nationen gehört. Der GDV habe seine Forderung über den Weltverband der Transportversicherer bei der IMO eingebracht. Der Verband will die zuständigen IMO-Gremien nach eigener Aussage auch dabei unterstützen, die notwendigen Verpackungs- und Verladungsvorschriften zu entwickeln.

Beispielfälle

Die meisten Fälle bleiben laut GDV unbekannt, doch der Verlust von Plastikpellets gerät immer wieder in die Schlagzeilen. Eine Auswahl von Beispielen:

Februar 2020: Die von Rotterdam nach Tananger (Norwegen) fahrende „MV Trans Carrier“ verliert nach einem Sturm zehn Tonnen Pellets durch ein Loch im Container an Bord. In der Folge verschmutzen die Pellets die deutsche Bucht und den Oslofjord.

August 2020: In New Orleans löst sich die „CMA CGM Bianca“ während eines Unwetters vom Kai. Ein 40-Fuß-Container mit 25 Tonnen Kunstharzgranulat fällt vom Schiff in den Mississippi.

Oktober 2020: Bei Kapstadt werden große Mengen Plastikpellets an der Küste entdeckt. Die Umweltmanager der Stadt gehen davon aus, dass sie von einem auf See verlorenen Container stammen.

Mai 2021: Die „X-Press Pearl“ fängt Feuer und sinkt vor der Küste Sri Lankas. Alle Container gehen verloren oder werden beschädigt. Mehrere zerbrochene Container enthalten Kunststoffpellets, die daraufhin die nahe gelegenen Strände bedecken.


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