16.10.2024 Branche

GKV: Die Kostenspirale dreht sich

Höhere Beitragsbemessungsgrenzen, deutlich steigender Zusatzbeitrag: Gesetzlich Versicherte müssen für die gesundheitliche Versorgung auch im kommenden Jahr deutlich tiefer in die Tasche greifen. Besserung ist nicht in Sicht.

Höhere Arzthonorare,  anziehende Arzneimittelpreise und gestiegene Klinikkosten setzen sowohl den privaten Versicherern als auch den Krankenkassen zu. (Foto: © joyfotoliakid - stock.adobe.com)
Höhere Arzthonorare,  anziehende Arzneimittelpreise und gestiegene Klinikkosten setzen sowohl den privaten Versicherern als auch den Krankenkassen zu.
(Foto: © joyfotoliakid - stock.adobe.com)

Keine guten Nachrichten vom Schätzerkreis: Das Gremium, das sich um die Finanzausstattung der gesetzlichen Krankenkassen kümmert, empfiehlt eine Anhebung des durchschnittlichen Zusatzbeitrages um 0,8 Prozentpunkte auf dann 2,5 Prozent. Die vorgeschlagene Erhöhung ist happig: Im vergangenen Jahr stieg der Zusatzbeitrag um 0,1 Prozentpunkte, 2022 um 0,3. Der neue Zusatzbeitrag von 2,5 Prozent summiert sich mit dem regulären Beitragssatz von 14,6 Prozent dann auf einen Gesamtbeitrag von 17,1 Prozent, der vom Bruttolohn abgeführt werden muss.  Für Angestellte mit einem Bruttogehalt von 5.000 Euro würde das ab nächstem Jahr voraussichtlich eine monatliche Mehrbelastung von 20 Euro bedeuten – und damit ist das Ende der Fahnenstange wohl nicht erreicht.

Dass es für besserverdienende Versicherte noch teurer werden kann, liegt an der Beitragsbemessungsgrenze: Der Entwurf für die Sozialversicherungsgrenzwerte für 2025 aus dem Bundesarbeitsministerium sieht vor, dass die Grenzwerte so stark wie selten zuvor steigen. Aktuell zahlen Arbeitnehmer bis zu einer Grenze von 5.175 Euro brutto Kassenbeiträge, diese Deckelung wird ab 2025 auf 5.512,50 Euro angehoben. Noch legt sich hier allerdings der Finanzminister quer. 

Ineffizientes System



Deutschlands Gesundheitssystem ist im internationalen Vergleich teuer, ohne dass es bei Kennziffern wie Lebenserwartung in der Spitzengruppe landet. Selbst der oberste Behördenleiter spricht deutliche Worte. „Das deutsche Gesundheitswesen ist das teuerste in Europa, weil es in vielen Bereichen nicht effizient ist“, so Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Am Reformwillen mangelt es nicht. Doch die Lobbygruppen sind gut organisiert, sodass sich die Politik oft schwertut, Veränderungen durchzusetzen, die Kliniken, Ärzteschaft oder Pharmaindustrie treffen würden.

 

Versorgung immer teurer

 

Tatsächlich waren im Zuge der gestiegenen Inflation Gehälter, Honorare und Sachkosten im Gesundheitswesen zuletzt deutlich gestiegen. Beispiel Ärzte: Ein Plus von 1,7 Milliarden Euro oder 3,85 Prozent für die ambulante Versorgung war kürzlich das Ergebnis der Honorarverhandlungen von Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und GKV-Spitzenverband. Beispiel Medikamente: Besonders neue patentgeschützte Arzneimittel treiben die Ausgaben für die GKV in die Höhe. Nach 14,6 Milliarden Euro im Jahr 2018 gab es bis 2022 fast eine Verdopplung auf 28 Milliarden Euro. Das ist etwa die Hälfte aller Arzneimittelausgaben der GKV, obwohl die entsprechenden Medikamente nur sechs Prozent des Gesamtverbrauchs ausmachen.

 


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