HDI-Studie: Kinder müssen warten
Der Personalmangel wird sich weiter verschärfen. Das lässt die neueste Berufe-Studie des Versicherers HDI befürchten. Ein Grund ist, dass es hierzulande allzu oft an einer qualifizierten und zeitlich ausreichend langen Betreuung für den Nachwuchs fehlt. Das hat zur Folge, dass auch der Wunsch nach Teilzeitjobs ansteigt. Das Ausscheiden der Babyboomer-Generation kann somit kaum kompensiert werden.

(Foto: © Vadim Pastuh – stock.adobe.com)
Keine guten Aussichten für die demografische Entwicklung in Deutschland: 20 Prozent der berufstätigen Frauen und Männer haben den Wunsch nach Kindern oder weiterem Nachwuchs wegen mangelhafter Kinderbetreuungsangebote zurückgestellt. Das ist ein zentrales Ergebnis der „Berufe-Studie 2024“ des Versicherers HDI. Dafür wurden fast 4000 Erwerbstätige ab 15 Jahren repräsentativ befragt.
Auch die Arbeitgeber sollten sich mehr kümmern
Tatsächlich bestätigt knapp die Hälfte (49 Prozent) aller Berufstätigen mit Kindern unter 18 Jahren, das Angebot an Kinderbetreuung sei unzureichend, und fast ebenso viele Befragte (44 Prozent) finden, dass sich ihr Arbeitgeber nicht genug um das Thema kümmert. Das wirkt sich unmittelbar auf die Personalsituaion aus. So würden vier von zehn berufstätigen Eltern „gern mehr Stunden in der Woche arbeiten, wenn die angebotenen Kinderbetreuungszeiten länger wären“.
Erstmals überwiegt das Interesse an Teilzeit
Die Situation spielt offenbar auch eine Rolle beim wachsenden Wunsch nach Teilzeitjobs: So zieht es laut Studie erstmals mehr als die Hälfte aller Vollzeit-Beschäftigten zu Teilzeitangeboten hin. Über negative Folgen von Personalmangel in ihren Unternehmen berichten inzwischen 63 Prozent (2023: 59 Prozent) aller Berufstätigen. Eine „Gefahr“ oder sogar „große Gefahr“ sehen 42 Prozent insbesondere durch den zeitgleichen Renteneintritt vieler „Babyboomer“. So gibt etwa jeder dritte Arbeitnehmer an, der Wissenstransfer im Unternehmen gelinge „gar nicht gut“ oder „weniger gut“.
Personalmangel bekommt neue Dimension
„Mit dem Ausscheiden der sogenannten Babyboomer bekommt der Fachkräftemangel in Deutschland eine neue Dimension. Gleichzeitig gelingt es nicht, mit bedarfsgerechten Kinderbetreuungsangeboten diejenigen zu unterstützen, die eigentlich gerne mehr arbeiten wollen“, resümmiert HDI Deutschland-Chef Jens Warkentin. Dieses Spannungsfeld stelle die Gesellschaft „vor große Herausforderungen, deren Lösung existenziell für Deutschland ist“.
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