24.01.2025 Branche

Hohe Eigenanteile: Pflege im Heim immer teurer

Die finanzielle Belastung von Pflegebedürftigen in Heimen ist laut einer bundesweiten Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK erneut gestiegen. Durchschnittlich wurden die Betroffenen im vergangenen Jahr jeden Monat mit mehr als 2400 Euro zur Kasse gebeten. Auch die im Juni 2021 von der Großen Koalition eingeführten Leistungszuschläge zur Begrenzung der Eigenanteile brachten den Betroffenen keine wirkliche Entlastung. Und die Aussichten sind alarmierend.

Zugewandte und fürsorgliche Betreuung im Heim ist ein Segen. Weniger zu lachen haben die Bewohnerinnen und Bewohner bei den Kosten für die stationäre Unterbringung. (Foto: © Kzenon – stock.adobe.com)
Zugewandte und fürsorgliche Betreuung im Heim ist ein Segen. Weniger zu lachen haben die Bewohnerinnen und Bewohner bei den Kosten für die stationäre Unterbringung.
(Foto: © Kzenon – stock.adobe.com)

Menschen, die auf Pflege in einem Heim angewiesen sind, müssen immer höhere Beträge aus der eigenen Tasche bezahlen. Das macht eine aktuelle Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) deutlich. Danach ist der durchschnittliche Eigenanteil für Pflegeheimbewohner vergangenes Jahr um sieben Prozent auf 2424 Euro geklettert. Die Gesamtbelastung liegt damit wieder deutlich über dem Niveau von 2021, als die Politik Zuschläge zur Begrenzung der Eigenanteile eingeführt hatte.

Pflege, Unterkunft, Investitionen: so summiert sich der Eigenanteil

 

Die Analyse, für die Daten aus bundesweit 11.000 Heimen erfasst wurden, weist die Gesamtkosten für einen Heimplatz Ende 2024 im Schnitt mit 4701 Euro aus. Davon zahlte die Pflegekasse durchschnittlich 1470 Euro. Zusätzlich wurden im Mittel 807 Euro pro Monat als Zuschläge für die pflegebedingten Eigenanteile erstattet. Die Zuschläge sind nach Wohndauer gestaffelt (je länger der Aufenthalt, deso höher) und wurden zuletzt 2024 angehoben. Durchschnittlich 950 Euro mussten die Bewohnerinnen und Bewohner aber noch selbst für ihre Pflege hinzuzahlen. Obendrauf kamen im Schnitt 977 Euro für Unterkunft und Verpflegung sowie 497 Euro für Investitionskosten. Daraus ergibt sich die durchschnittliche Gesamtbelastung von 2424 Euro pro Monat. 

Am meisten bezahlen Pflegebedürftige in NRW und im Saarland

 

Dabei fällt die finanzielle Belastung der Pflegebedürftigen je nach Bundesland sehr unterschiedlich aus: Laut der Analyse wurden die Heimbewohner in Nordrhein-Westfalen mit monatlich 2764 Euro am stärksten zur Kasse gebeten. Dagegen kamen die Betroffenen in Sachsen-Anhalt mit 1965 Euro an Gesamt-Zuzahlungen am günstigsten weg. Besonders teuer sind Heimplätze auch im Saarland (2694 Euro), in Baden-Württemberg (2628 Euro) sowie in Rheinland-Pfalz (2553 Euro).

Gestiegene Lohnkosten schlagen zu Buche

 

Beim Blick in die Zukunft sehen die Wissenschaftler momentan kein Ende der Entwicklung – obwohl zum Jahresanfang die Leistungssätze der Pflegekasse gestiegen sind. So fließen etwa bei Pflegegrad 4 für die vollstationäre Unterbringung 1855 Euro statt bisher 1775 Euro. Dennoch: „Trotz der Zuschüsse zur Entlastung und der Dynamisierung der Leistungen steigen die Zuzahlungen für die Pflege im Heim weiter“, so die Prognose von WidO-Vize-Geschäftsführer David Scheller-Kreinsen. Dies habe unter anderem „mit gestiegenen Lohnkosten infolge der Verpflichtung der Einrichtungen zur tariflichen Bezahlung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den inflationsbedingten Tarifsteigerungen zu tun“.

In einer Prognose zur weiteren Entwicklung der pflegebedingten Eigenanteile hat das WIdO verschiedene Szenarien durchgespielt. „Wenn man von einer im Vergleich zu den Vorjahren eher moderaten Steigerung der Zuzahlungen um zehn Prozent ausgeht, werden die Eigenanteile inklusive Unterkunft und Verpflegung sowie Investitionskosten im Jahr 2029 eine durchschnittliche Gesamtbelastung von 3812 Euro pro Monat ergeben“, befürchtet Scheller-Kreinsen.


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