Allianz darf Schadenregulierer ControlExpert übernehmen
Das Kartellamt genehmigt die Übernahme des größten digitalen Kfz-Schadenabwicklers am Markt durch die Allianz. Aus Sicht der Prüfer ist weiterhin für ausreichenden Wettbewerb gesorgt.
Das Bundeskartellamt hat den beabsichtigten Erwerb des digitalen Schadenabwicklers ControlExpert durch die Allianz gestern freigegeben. Konkret geht es um die Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung durch die digitale Investment-Einheit des Konzerns, der Allianz X GmbH, in Kooperation mit der Allianz Deutschland und anderen Anteilsinhabern an ControlExpert. Die weltweit an 17 Standorten tätige Holdinggruppe ControlExpert bietet Kfz-Versicherungen, Leasinggesellschaften und Flottenbetreibern Dienstleistungen im Bereich der automatisierten IT-gestützten Schadensregulierung bei Kfz-Schäden an.
Schnellere Schadenabwicklung durch KI
Die Allianz hatte die Übernahme im März angekündigt, ohne einen Kaufpreis zu nennen. „Durch die Zusammenarbeit mit ControlExpert werden wir künftig die Kfz-Schäden deutlich schneller regulieren können. Außerdem freuen wir uns darauf, KI in der Schadenabwicklung einzusetzen“, sagte damals Jochen Haug, Schadenvorstand bei der Allianz Versicherungs-AG.
Das Bundeskartellamt konnte trotz der starken Marktposition beider Parteien den Deal nun freigeben. Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: „Die Allianz gehört zur Spitzengruppe der Kfz-Versicherer in Deutschland und erwirbt mit ControlExpert den mit Abstand führenden Dienstleister für die Schadensregulierung in der Branche. Durch den Zusammenschluss kommt es nicht zu direkten Marktanteilsadditionen.“ Dennoch musste die Behörde nach eigenen Angaben prüfen, ob angesichts der starken Marktstellung von ControlExpert, dessen Dienstleistungsangebot durch den Einstieg der ressourcenstarken Allianz für andere Kfz-Versicherer unverzichtbar wird und damit wesentliche Kundenverluste der Wettbewerber zu befürchten sind.
Kartellamt sieht keine Gefährdung des Wettbewerbs
Dies verneinte das Kartellamt, da nahezu alle deutschen Kfz-Versicherungsunternehmen ihre Schadenfälle inzwischen mit Hilfe externer Dienstleister bearbeiten. Die Entwicklung gehe demnach hin zu einer kompletten Abwicklung, die beim Schadenseintritt ansetzt und den gesamten Prozess in hohem Maße automatisiert und digitalisiert. Dies geschehe unter Einbeziehung von künstlicher Intelligenz, wie zum Beispiel fortgeschrittener Verfahren der Bilderkennung. Laut der Bonner Behörde sind mehrere Wettbewerber in der Lage, vergleichbare Dienstleistungen anzubieten, die ihrerseits über eine beträchtliche Innovationskraft verfügen. In diesem Marktumfeld sei deshalb auch zukünftig für ausreichend Wettbewerb gesorgt. Zudem gebe es „Hinweise auf zukünftige Marktzutritte“.