D&O: Mehr Schadenersatzforderungen gegen Manager
Wenn Führungskräfte Fehler machen, drohen hohe Schadenersatzforderungen. Deshalb versichern Unternehmen ihr Top-Personal gegen Ansprüche mit einer Vermögens-Schadenhaftpflichtversicherung. Die Managerhaftpflicht-Versicherer erwarten für 2024 erneut höhere Ausgaben.
Mehr Insolvenzen, zunehmende Compliance-Anforderungen – das schwache konjunkturelle Umfeld und verschärfte gesetzliche Vorgaben haben 2023 in Deutschland zu einem Anstieg der Schadenersatzforderungen gegen Führungskräfte beigetragen. Die in Deutschland tätigen Managerhaftpflicht-Versicherer mussten 2.200 Fälle regulieren, berichtet der Gesamtverband der Versicherer (GDV). Das entspricht einem Plus von knapp sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Eine D&O- bzw. Managerhaftpflichtversicherung zahlt Schadenersatzforderungen gegen das Führungspersonal, wenn dieses gegen seine Pflichten verstoßen hat.
Schadenersatzforderungen gegen Manager nehmen weiter zu
Auch für das laufende Jahr zeichnet sich eine Fortsetzung des Trends ab: So sind im ersten Halbjahr 2024 die Unternehmensinsolvenzen um 25 Prozent gestiegen. Hinzu kommen neue Haftungsrisiken, etwa durch neue Anforderungen an die Informationssicherheit durch die europäische NIS-2-Richtlinie. Und eine Forsa-Umfrage im Auftrag des GDV legt die Vermutung nahe, dass rund 19.000 mittelgroße Firmen in Deutschland das seit Ende 2023 für alle Unternehmen ab 50 Mitarbeitern verpflichtende Hinweisgebersystem noch nicht umgesetzt haben.
GDV schätzt D&O-Gesamtmarkt auf etwa 925 Millionen Euro
Nach der aktuellen D&O-Statistik des GDV kostete im vergangenen Jahr jeder Schaden die Versicherer im Durchschnitt fast 100.000 Euro. Dabei steigen die Schäden schneller als die Beitragseinnahmen. Konkret nahmen die dem GDV für 2023 gemeldeten Leistungen um 9,4 Prozent auf 216 Millionen Euro zu, die Beitragseinnahmen um fünf Prozent auf 458 Millionen Euro. Dadurch, dass im Jahr 2023 Abwicklungsgewinne aus Schäden früherer Jahre realisiert werden konnten, lag die Schadenquote nach Abwicklung mit 39,4 Prozent leicht unter dem Vorjahr (42,4 Prozent). Die D&O-Versicherung ist eine klassische Long-Tail-Sparte, in der die Schadenabwicklung regelmäßig länger andauert. Im langfristigen Mittel der letzten Jahre sind hierbei Abwicklungsverluste aufgetreten, das heißt die ursprünglich gebildeten Rückstellungen waren nicht ausreichend, um die Schäden zu regulieren.
An der GDV-Statistik beteiligen sich allerdings nicht alle in Deutschland aktiven Versicherer. Zudem hat sich die Zusammensetzung der meldenden Gesellschaften verändert. Insgesamt dürften die an der Statistik beteiligten Versicherer einen Marktanteil von 73 Prozent haben. Auf Basis einer Branchenschätzung geht der GDV für den Gesamtmarkt von einem Beitragsvolumen von bis zu 925 Millionen Euro aus.
Managerhaftpflicht
Der Begriff D&O-Versicherung stammt aus den USA und ist eine Abkürzung für Director‘s and Officer’s Liability Insurance. Sie ist eine besondere Form der Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung für Mitglieder von Leitungs- und Aufsichtsorganen in Unternehmen, also zum Beispiel im Vorstand, in der Geschäftsführung oder im Aufsichtsrat. Die D&O-Versicherung sichert diese gegen Haftungsansprüche ab.