Element-Pleite: Warum Versicherte und Makler jetzt handeln müssen
Das vorläufige Insolvenzverfahren gegen Element Insurance betrifft rund 400.000 Kunden – doch viele wissen gar nicht, dass der Berliner Digitalversicherer Risikoträger ihrer Hausrat-, Haftpflicht- oder Wohngebäudeversicherung ist. Vermittlerinnen und Vermittler sollten rasch aktiv werden, um Haftungsrisiken zu vermeiden.

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Noch im Dezember, als die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) dem Unternehmen ein Neugeschäftsverbot erteilte, spielte der Digitalversicherer Element Insurance die prekäre Geschäftslage herunter: „Wir sind aktuell dabei, die üblichen Maßnahmen einer Versicherung in einer solchen Situation zu aktivieren. Hier haben wir vor allem das Wohl der Kunden im Blick, aber natürlich auch das aller Mitarbeiter, Partner und Aktionäre“, zitierte die Süddeutsche Zeitung Element-CEO Astrid Stange. Inzwischen hat die BaFin einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt, und das zuständige Amtsgericht Berlin-Charlottenburg hat den Rechtsanwalt Friedemann Schade zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Element steht vor dem Aus – und rund 400.000 Kundinnen und Kunden droht der Verlust des Versicherungsschutzes.
Versicherte könnten leer ausgehen
Aktuell prüft die Finanzaufsicht in Zusammenarbeit mit dem Vorstand von Element und dem vorläufigen Insolvenzverwalter, ob das Versicherungsportfolio auf einen anderen Versicherer übertragen werden kann. Sollte dies nicht möglich sein, sei damit zu rechnen, dass das endgültige Insolvenzverfahren über Element eröffnet wird. Für Kundinnen und Kunden mit Schadensfall keine guten Aussichten, weil dann nicht garantiert ist, „dass alle Schäden vollständig reguliert werden“, so die BaFin. Außerdem enden alle Versicherungsverträge einen Monat nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens automatisch.
Element arbeitet als Risikoträger mit Partnerunternehmen
Element tritt nicht immer direkt als Anbieter auf und hat viele Policen über Kooperationspartner abgeschlossen. Häufig wissen Versicherte also gar nicht, dass der Risikoträger ihrer Police der Berliner White-Label-Versicherer ist.

Das insolvente Unternehmen hat vor allem Verträge in den Sparten Fahrrad-, Haftpflicht-, Wohngebäude-, Unfall-, Hausrat-, Kfz-Reparatur-, Tier- und Smartphoneversicherungen vertrieben. Die wichtigsten Partner sind AutoProtect, asspario, die Bayerische, direkt-AS, Friday, hepster, Manufaktur Augsburg, Panda und Schutzgarant. Gut zu wissen: Altersvorsorgeverträge sind nicht betroffen, für diesen Bereich hat der insolvente Versicherer keine Lizenz.
Bund der Versicherten rät zum Wechsel
Der Bund der Versicherten (BdV) rät Betroffenen, sich schnellstmöglich Versicherungsschutz bei einem anderen Anbieter zu holen. „Das gilt insbesondere für die wichtigsten Verträge wie Haftpflicht- und Wohngebäudeversicherungen“, sagt BdV-Chefökonom Constantin Papaspyratos. So sieht es auch die BaFin. Sie fordert Versicherungsmakler auf, betroffene Kunden aktiv zu informieren und vorläufige Deckungszusagen bei anderen Policenanbietern zu organisieren.
Haftungsrisiko – Vermittler sind in der Pflicht
„Die Insolvenz der Element Versicherung AG ist nicht nur eine erhebliche Herausforderung für alle Betroffenen, sondern auch eine Gelegenheit für Makler, Kompetenz und Professionalität unter Beweis zu stellen“, sagt Norman Wirth. Der Rechtsanwalt ist spezialisiert auf Vermittlerrecht. Seine Kanzlei Wirth-Rechtsanwälte hat die Element-Schieflage insbesondere im Hinblick auf die Auswirkungen für Versicherungsnehmer sowie Versicherungsvermittler und die Besonderheiten im Versicherungsrecht umfassend analysiert. „Makler sind verpflichtet, ihre Kunden über die Einschränkungen des Versicherungsschutzes zu informieren. Die unterlassene Aufklärung kann zu Haftungsansprüchen führen“, warnt Wirth. Regelmäßige Updates zur Entwicklung des Insolvenzverfahrens seien daher empfehlenswert.
Experte Wirth: „Proaktive Kommunikation, umfassende Beratung und rechtssichere Dokumentation sind essenziell, um das Vertrauen der Kunden zu bewahren und Haftungsrisiken zu minimieren.“
Das raten Rechtsexperten
Die Kanzlei Wirth-Rechtsanwälte in Berlin ist spezialisiert auf Versicherungsrecht. Die Experten geben Tipps, wie sich Vermittler und Versicherte bei der Element-Insolvenz verhalten sollten.
Handlungsempfehlungen für Vermittler
- Information der Kunden: Informieren Sie betroffene Kunden frühzeitig über die Insolvenz der Element Insurance AG und deren mögliche Auswirkungen auf bestehende Verträge.
- Vermeidung von Panik: Klären Sie Ihre Kunden sachlich und ruhig über die nächsten Schritte auf, um Panik oder übereilte Entscheidungen zu vermeiden.
- Vertragsanalyse: Prüfen Sie, ob die bestehenden Verträge Ihrer Kunden durch die Insolvenz gefährdet sind. Dies betrifft insbesondere die Regulierung von Schäden und die Fortsetzung der Deckung.
- Empfehlung von Alternativen: Beraten Sie Kunden bei Bedarf zu alternativen Versicherern und unterstützen Sie sie bei einem möglichen Anbieterwechsel.
- Beratungsdokumentation: Dokumentieren Sie alle Gespräche und Empfehlungen sorgfältig, um spätere Haftungsansprüche zu vermeiden.
Handlungsempfehlungen für Versicherte
- Prüfung der Vertragsunterlagen: Stellen Sie sicher, dass Sie Ihre Rechte und Pflichten aus dem Vertrag kennen.
- Frühzeitige Kommunikation: Nehmen Sie Kontakt mit der Element Insurance AG oder Ihren Versicherungsvermittler auf, um aktuelle Informationen zur Regulierung von Schäden bzw. zu weiteren Möglichkeiten zu erhalten.
- Wechsel des Anbieters: Vergleichen Sie alternative Versicherungsangebote und prüfen Sie die Möglichkeit eines Anbieterwechsels. Sprechen Sie dazu auch Ihren Versicherungsvermittler an.
- Beratung durch Experten: Ziehen Sie bei Unsicherheiten einen Rechtsanwalt oder einen Versicherungsberater hinzu, um Ihre Ansprüche rechtlich abzusichern.
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