Sie sind Treuhänder, Produktexperten und Ratgeber – ohne die Vermittler geht nichts in der Finanz- und Versicherungswirtschaft. Sie leben von ihren Kundenbeziehungen, kümmern sich um den persönlichen Kontakt und sorgen für das nötige Vertrauen. VP-Online stellt unabhängige Makler, Exklusiv-Vertreter und Spezialisten an dieser Stelle vor und gibt dieser wichtigen Berufsgruppe eine Stimme.

30.04.2021 Vermittler im Porträt

Foto: © buxperts

Der YouTuber, der die BU erklärt

Marco Niedermaier: Er ist Spezialist für die Einkommens- und Arbeitskraftabsicherung und schon vor Corona auf die digitale Beratung umgestiegen. In regelmäßigen YouTube-Videos erklärt der 32-Jährige so ziemlich alles, was man über die Berufsunfähigkeits­versicherung und ihre Alternativen nur wissen kann.

Herr Niedermaier, warum haben Sie die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zu ihrem großen Thema gemacht?

Ich habe im persönlichen Umfeld erfahren, wie wichtig und oftmals existenziell eine solche Absicherung ist. Außerdem habe ich festgestellt, dass beim Abschluss im Alleingang viel zu viele Fehler gemacht werden, die später den Schutz gefährden. Das ist einfach unnötig. Hinzu kommt, dass ich besonders gern mit jungen Kunden zusammenarbeite, wofür sich das Thema optimal eignet.

Nicht für alle ist die BU die beste Wahl. Was empfehlen Sie ihren Kunden?

Die BU bietet meist die beste Leistung bei der Arbeitskraftabsicherung. Sie ist aber nur für bestimme Kundengruppen die beste Wahl. Während der Schutz in den letzten Jahren für viele kaufmännische und akademische Berufe immer günstiger wurde, wurde er bei manchen körperlichen Tätigkeiten fast unbezahlbar. Ob in solchen Berufen die BU tatsächlich die beste Wahl ist, hängt von den Wünschen und Bedürfnissen des Kunden ab. Wichtig ist, dass der Kunde die Alternativen kennt, versteht und weiß, wann welche Absicherung leistet bzw. vor allem nicht leistet.

An welche Alternativen denken Sie dabei?

Völlig unterschätzt ist meiner Meinung nach die private Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU). Gerade psychische Erkrankungen oder auch andere schwere Erkrankungen führen oftmals ohnehin dazu, dass man gar keiner Tätigkeit mehr nachgehen kann und die EU somit auch leisten würde. Die Frage ist: Würde ich tatsächlich keiner anderen Tätigkeit nachgehen wollen, wenn ich nur meinen bisherigen Beruf nicht mehr ausüben könnte? Das bestehende Angebot ist allerdings ausbaufähig und die Hürde der Gesundheitsfragen ähnlich hoch.

Viele Versicherer setzten in der Produktentwicklung und im Vertrieb auf Grundfähigkeitsversicherungen? Für wen eigenet sich dieses Produkt?

Der Leistungsauslöser ist ein völlig anderer, als in der BU. Die Police zahlt, wenn ich eine definierte Grundfähigkeit verliere, unabhängig davon, ob ich meinen Beruf noch ausüben kann, oder nicht. Dadurch kann es zu einer Zahlung kommen, obwohl ich noch arbeiten kann. Genauso kann ich aber leer ausgehen, obwohl ich krankheitsbedingt nicht mehr arbeiten kann. Ich muss also prüfen, wie viele Punkte meiner täglichen Arbeit durch eine Grundfähigkeitsversicherung abgedeckt werden. Tendenziell eignet sich ein solches Produkt eher für die Berufe, in denen eine BU zu teuer ist, oder wenn der Abschluss zum Beispiel wegen psychischer Vorerkrankungen nicht möglich ist.

Die private Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist meiner Meinung nach völlig unterschätzt

Marco Niedermaier, buXperts

Einen besonderen Fokus legen Sie auf die rechtssichere Aufbereitung der Gesundheitsfragen. Wie gehen Sie hier vor?

Die Gesundheitsfragen kommen in meiner Beratung ganz zu Beginn. Bestehen nur die geringsten Zweifel an der Krankenhistorie, empfehle ich dringend die Einholung der Krankenakte. Ich sensibilisiere den Kunden für die Brisanz und bitte ihn, sich hierfür wirklich Zeit zu nehmen. Die Beantwortung der Fragen erfolgt im Rahmen eines digitalen Prozesses, den der Kunde jederzeit unterbrechen und fortsetzen kann und der zudem äußerst intuitiv und durchdacht erfolgt. Gibt der Interessent in einem Bereich Beschwerden an, werden automatisch zusätzliche Fragen gestellt: Wann genau, was genau, wie genau, seit wann nicht mehr? Im Anschluss prüfe ich, ob weitere Unterlagen erforderlich sind. Wenn ich der Meinung bin, dass die Unterlagen für ein Votum aussagekräftig genug sind, reiche ich diese bei der ausgewählten Versicherungsgesellschaft zur anonymen Risikovoranfrage ein.

Schon vor der Corona-Pandemie wagten Sie den Schritt von der Ausschließlichkeit in die Selbstständigkeit. Was waren die Gründe?

Ein Kernmotiv war natürlich die Unabhängigkeit, die mir zuvor fehlte. Ich habe aber auch eine Art von Gründergeist und immer den Wunsch, Neues auszuprobieren. Als Makler kann ich nun in Akquise, Beratung und Kommunikation ganz neue Wege gehen.

Sie haben Ihre Beratung schon vor Corona vollständig digitalisiert. Welche Vorteile bietet Ihnen das?

Viele Vermittler mussten sich durch Corona zwangsweise mit der Onlineberatung, der E-Signatur und weiteren Themen der Digitalisierung beschäftigen. Hier habe ich nicht nur einen zeitlichen Vorsprung, sondern stehe auch unabhängig von Corona voll hinter diesen Themen. Die Vorteile sind, dass viele dieser Punkte für Begeisterung beim Kunden sorgen und die Prozesse schlanker und effizienter sind. Spätestens die vergangenen Monate dürften jedem Kritiker bewiesen haben, wie gut die Onlineberatung auch bei komplexen Produkten funktionieren kann, wenn sie ordentlich umgesetzt wird.

Sie setzen auf das Thema Content-Marketing und betreiben ihren eigenen You-Tube-Kanal rund um die BU. Zahlt sich das für Ihr Geschäft aus?

Auch wenn die ersten Anfragen über YouTube bereits kamen – nein, der Kanal zahlt sich so gesehen noch nicht aus. Allerdings erleichtert er auch die Arbeit im Alltag. Erhalte ich eine Kundenmail beispielsweise mit der Frage: „Wie war das nochmal mit der Leistungsdynamik”, kann ich ganz einfach mit einem Link zum ausführlichen Video antworten. Die Produktion jedes einzelnen Videos ist viel Arbeit, die mir allerdings Spaß macht. Und wenn Interessenten über YouTube kommen, haben sie nicht nur bereits einen Wissensvorsprung, sondern haben auch das Gefühl, mich schon zu kennen.

Vita

  • Geboren: 1989
  • 2007-2010: Ausbildung zum Kfm. für Versicherungen und Finanzen und Finanzassistent
  • 2010-2016: Kundenberater bei der SV SparkassenVersicherung
  • 2016-2019: Gebietsleiter und Vorsorgespezialist
  • 2019: Gründung buXperts
  • seit 2019: YouTube-Kanal „buXperts“
  • 2021: Ehrenamtlicher IHK-Prüfer für Kffr./Kfm. für Versicherungen und Finanzen 
Das Unternehmen online

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