21.03.2025 Sparten/Produkte

Allianz-Studie zur nachhaltigeren Kfz-Reparatur

Billiger und obendrein erheblich umweltfreundlicher: Mit dem Einsatz gebrauchter Ersatzteile bei der Kfz-Reparatur lässt sich laut einer aktuellen Studie der Allianz nicht nur das Budget – von Kunde oder Versicherer – schonen, sondern auch das Klima.

Autounfall: Fabrikneue Ersatzteile sollten nicht erste Wahl sein. (Foto: @ Panumas - stock.adobe.com)
Autounfall: Fabrikneue Ersatzteile sollten nicht erste Wahl sein.
(Foto: @ Panumas - stock.adobe.com)

Das Thema bewegt die Branche und lässt auch den Marktführer nicht los: die explodierenden Kosten für Kfz-Reparaturen. Neben den gestiegenen Stundensätzen der Werkstätten sind es vor allem die Ersatzteilpreise, die den Autoversicherern Bauchschmerzen bereiten. Nun hat die Allianz neben den Kostenvorteilen auch die Nachhaltigkeit in den Blick genommen: Bei teuren Autoreparaturen ist der Einbau gebrauchter Ersatzteile demnach erheblich weniger schädlich für die Umwelt. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls eine von den Unfall- und Verkehrsforschern der Allianz veröffentlichte neue Studie aus Großbritannien.

Reparaturen verursachen weniger Treibhausgase



Am Beispiel der Tür eines Volkswagen ID.3 haben die Autoren berechnet, dass die Reparatur des beschädigten Teils die niedrigsten CO2-Emissionen verursacht. Ist die Reparatur nicht mehr möglich, verursacht der Einbau einer gebrauchten Autotür demnach um 19 Prozent höhere Emissionen. Wenn die Kfz-Werkstatt eine neue Tür einsetzt, erhöht das die Emissionen noch einmal um 157 Prozent.
Verfasst haben die Studie Fachleute der britischen Vehicle Recyclers’ Association (VRA), der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Unternehmensberatung Oakdene Hollins und des Recycling-Unternehmens Synetiq. Sie basiert auf komplexen Berechnungen: Die Autoren bezogen 33 Schritte bei der Reparatur eines Unfallwagens in ihre Analyse ein und berechneten die CO2-Belastung jedes einzelnen dieser Schritte. Am Anfang steht die Fahrt mit dem Abschleppwagen zum Unfallort, am Ende die Montage des Ersatzteils. Ebenfalls einbezogen wurden die geschätzten CO2-Emissionen der Verpackung beim Transport. Hauptemissionsquelle bei der Verwendung gebrauchter Ersatzteile ist demnach das Lackieren inklusive des Aushärtens. Bei neuen Teilen hingegen ist es laut Studie vor allem die energieintensive Stahlherstellung, die die CO2-Bilanz verschlechtert.

Sicherheit geht vor

 

„Alle Expertinnen und Experten sind sich einig: Reparieren ist nachhaltiger, als Neuteile einzusetzen“, sagte Frank Sommerfeld, der Chef der Allianz Versicherungs-AG, die das Sachversicherungsgeschäft in Deutschland betreibt. Die Allianz hatte im vergangenen Frühling die Verwendung gebrauchter Ersatzteile bei Autoreparaturen ihrer Kundinnen und Kunden zugelassen. Dafür in Frage kommen demnach Fahrzeuge im Alter zwischen drei und acht Jahren. Die Allianz verwies auf England, die Niederlande und Frankreich, wo es bereits seit einigen Jahren Vorgaben zur Förderung wiederverwendbarer Teile in Kfz-Werkstätten gebe. Quelle der Ersatzteile sollen Autos mit Totalschäden sein, die bislang häufig zum Ausschlachten ins Ausland verkauft werden. Dabei geht es etwa um Türen, Front- und Heckklappen, aber auch Spiegel, Scheinwerfer oder Rückleuchten. „Sicherheitsrelevante Teile wie Lenkungen, Achsteile oder Räder werden nicht verwendet“, sagt Sommerfeld.

Markt für Gebrauchtteile wächst

 

Die Initiative der Allianz zeigt Wirkung: Das Gebrauchtteileangebot bei ClaimParts hat sich insgesamt, auch durch den Anschluss weiterer Lieferanten, um 40 Prozent von 3,2 auf 4,5 Millionen Teile erhöht. Aufseiten der Gebrauchtteilegewinnung konnte die Restwertbörse green.casion die Anzahl der angeschlossenen zertifizierten Recycler von 8 auf 20 erhöhen. Einige Kfz-Versicherer prüfen die alternative Vermarktung von Totalschäden mit Verwerternachweis. „Die Entwicklung stimmt mich positiv. Wir hoffen, dass noch viele Versicherer unserem Beispiel folgen“, sagt Sommerfeld.

Kunden reagieren postiv



Steht ein gebrauchtes Ersatzteil zur Verfügung, können die Fahrzeughalter und -halterinnen frei entscheiden, ob sie mit dem Einbaueinverstanden sind oder nicht. 89 Prozent würden laut einer Allianz-Umfrage eine Reparatur ihres Fahrzeugs mit gebrauchten, aber vollständig intakten und zertifizierten Ersatz- anstelle von Neuteilen akzeptieren. Das bestätigt die Praxis. „Jeder zweite von uns angesprochene Kunde, bei dem eine Reparatur des Fahrzeugs mit gebrauchten Ersatzteilen möglich war, hat sich für eine nachhaltige Reparatur entschieden“, sagt Sommerfeld. Wenn es in Deutschland eine ausreichende Verfügbarkeit von gebrauchten Ersatzteilen auch für jüngere Modellreihen gibt, plant die Allianz einen Kfz-Tarif, der die Verwendung von verfügbaren gebrauchten Teilen beinhaltet. Die Reparaturen erfolgen fachgerecht in Partnerwerkstätten. „Unsere Kundinnen und Kunden erhalten ein Jahr Garantie auf das gebrauchte Ersatzteil – die gleiche Garantie wie bei einer Reparatur mit Neuteilen“, sagt Sommerfeld.


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