Höhere Prämien für Kfz-Policen drohen
Nicht nur Marktführer HUK-Coburg rechnet damit, dass auf Autofahrer im nächsten Jahr deutlich höhere Kosten für Haftpflicht und Kasko zukommen. Zahlreiche Anbieter haben in der Sparte zuletzt rote Zahlen geschrieben.
Die Kfz-Versicherungsbranche macht Miese – und das schon seit 2022: Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft schätzt, dass die Unternehmen in diesem Jahr bis zu zwei Milliarden Euro mehr ausgeben, als sie an Beiträgen einnehmen. Das hat auch für die Kunden Folgen. Bereits im laufenden Jahr reagierte die Branche mit kräftigen Preissteigerungen von teilweise zehn Prozent und mehr. Dadurch hat sich die Lage der Anbieter zwar verbessert. Doch weil die Kosten für Reparaturen weiter steigen, halten Manager wie HUK-Coburg-Vorstand Jörg Rheinländer eine Preiserhöhung in ähnlicher Größenordnung für geboten. Der Marktführer, der knapp 14 Millionen Fahrzeuge im Bestand hat, verweist in diesem Zusammenhang auf die hohen Stundensätze der Werkstätten. Im Schnitt liegen die Stundensätze zum Beispiel für Lackierungen bei mehr als 160 Euro. Bei Karosserie und Arbeiten an der Mechanik werden knapp 150 Euro in den Werkstätten verlangt. Der Versicherer bezieht sich hier auf Zahlen der Prüforganisation „Dekra“. In der Spitze habe man bei Elektrofahrzeugen sogar schon Sätze von 400 Euro gesehen.
Mehr und höhere Schäden
Dazu kommen die Preiserhöhungen bei Ersatzteilen, die in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt fünf Prozent betrugen – mehr als doppelt so hoch wie die Inflationsraten. In diesem Jahr rechnen Experten mit einem weiteren Plus von sechs bis sieben Prozent. Weil hierzulande kein Markt dafür existiere, lasse sich das durch gebrauchte Ersatzteile kaum kompensieren, so Rheinländer. Wegen Lieferengpässen bei Ersatzteilen müsse der Versicherer zunehmend mehr für Mietwagen ausgeben – im vergangenen Jahr stiegen die Kosten dafür um über 20 Prozent auf mehr als 45 Millionen Euro. Erschwerend kommt hinzu, dass auch die Schadenshäufigkeit seit 2021 wieder zugenommen hat – unter anderem aufgrund von Hagel und Überschwemmungen und anderen Naturkatastrophen. Sowohl die Zahl als auch die Heftigkeit der Unwetter habe zuletzt zugenommen.
Sparmöglichkeiten für Kunden
Auch Wettbewerber wie die Allianz nehmen einen deutlichen Anstieg der Kosten für Ersatzteile und Reparaturen wahr, die den Schadenaufwand deutlich in die Höhe treiben. Die notwendigen Beitragsanpassungen würden deshalb tendenziell höher ausfallen als in der Vergangenheit, heißt es. Gegen flächendeckende Prämienerhöhungen für alle Kfz-Kunden spricht allerdings der harte Wettbewerb unter den Kfz-Versicherern – und die relativ hohe Wechselbereitschaft. Daneben können Kunden durch ihre Tarifwahl bei der Versicherung sparen. So können zum Beispiel eine Werkstattbindung, eine höhere Selbstbeteiligung und ein Telematik-Tarif insgesamt in der Kasko einen Vorteil von rund 30 Prozent bringen.