Wohngebäudeversicherung: „Finanztest“ warnt vor gefährlichen Lücken
82 „sehr gut“ und „gut“, aber 85 „mangelhaft“ und „ausreichend“: Fast die Hälfte der untersuchten Tarife in der Wohngebäudeversicherung schneidet bei „Finanztest“ enttäuschend ab – Hintergrund ist oft der fehlende Schutz bei grober Fahrlässigkeit. Vermittler oder Kunden sollten alte Verträge unbedingt überprüfen.
Zunächst die gute Nachricht: In einem aktuellen Test der Zeitschrift „Finanztest" schneiden 68 von 178 untersuchten Tarifen mit „sehr gut“ ab – 39 sogar mit der Traumnote 1,0 oder besser. Insgesamt wurden 70 Anbieter untersucht, wobei 26 Versicherer keine Daten zur Verfügung stellten. Hintergrund dürfte der fehlende uneingeschränkte Versicherungsschutz bei grober Fahrlässigkeit sein, den die Tester traditionell mit „mangelhaft“ bewerten. 79 Tarife waren davon aktuell betroffen. Ein Eigentümer, der bei brennenden Kerzen auf dem Sofa einschläft, könnte dann ganz oder teilweise leer ausgehen, wenn das Gebäude abbrennt, so die Argumentation.
Enorme Preisunterschiede
Die Untersuchung der Warentester zeigt, das vor allem Premiumtarife punkten. Trotzdem müsse guter Schutz nicht teuer sein. So kostete das günstigste mit „sehr gut“ bewertete Angebot für einen Neubau in Dresden weniger als 200 Euro Jahresprämie, beim teuersten „mangelhaften“ Schutz waren über 700 Euro fällig. Allerdings schnitten auch Unternehmen „sehr gut“ ab, deren Daten verdeckt erhoben wurden und die ihre Jahresprämie für die Beispielfälle nicht genannt haben. Ein Preis-Leistungsvergleich wird da für den Laien schwierig.
Dringend Altverträge checken
Die Tester listen in einer Checkliste auf, welche Leistungen ein Vertrag unbedingt enthalten sollte – und raten dringend zu einer entsprechenden Überprüfung von bestehenden Verträgen: „Wer vor Jahren das Haus gekauft und seitdem nie mehr in die Police geschaut hat, sollte sie jetzt unbedingt aus dem Schrank holen.“ Lücken im Versicherungsschutz könnten im Ernstfall den finanziellen Ruin bedeuten.
Tatsächlich waren die Bedingungen der Wohngebäudeversicherungen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich schlechter. Es lohnt sich also, hier kritisch nachzufragen und im Zweifel einen anderen Anbieter zu suchen – auch wenn dadurch unter Umständen der Preis steigt. Die Versicherer selbst gehen das Thema häufig nicht offensiv an: Die mit der Verbesserung verbundene Prämienerhöhung könnte den Bestandskunden verschrecken. Hier sind Vermittler mit ihrer Kompetenz gefragt.