Die Arbeitskraft richtig absichern
Wenn Krankheit oder Unfall in die Berufsunfähigkeit (BU) führen, steht meist die finanzielle Existenz auf dem Spiel. Der FOCUS MONEY-Versicherungsprofi nennt auf Basis zweier Fallbeispiele leistungsstarke BU-Versicherungen, die einen top Schutz bieten.

(Foto: © jörn buchheim – stock.adobe.com)
Markt mit sinkenden Prämien.
Der Preiskampf ist aggressiv – und noch ist kein Ende in Sicht. Fast alle Lebensversicherer in Deutschland haben zum Januar 2025 ihre Prämien für Berufsunfähigkeitspolicen nach unten geschraubt. Im Marktdurchschnitt sind die Bruttobeiträge um fünf Prozent gesunken, wie die Ratingagentur Franke und Bornberg errechnet hat. „Insbesondere für Akademiker wird das Angebot seit Jahren nicht nur besser, sondern noch günstiger“, sagt Geschäftsführer Michael Franke. Wer körperlich arbeitet, muss für die Absicherung einer Berufsunfähigkeit (BU) zwar mitunter deutlich tiefer in die Tasche greifen. Doch auch für Handwerker, Industriearbeiter & Co. fallen die Beiträge häufig niedriger aus als noch vor Jahren. Das bestätigt eine Tarif- und Beitragsabfrage, die der FOCUS MONEY-Versicherungsprofi jährlich bei BU-Versicherern durchführt.
Nur jeder Dritte schützt die eigene Arbeitskraft.
Trotz rückläufiger Prämien: Eine Berufsunfähigkeitspolice gibt’s nicht zum Schnäppchenpreis. Das belegen unsere Musterfälle. Der 36-jährige Maschinenbauingenieur zahlt im Durchschnitt knapp 80 Euro Nettobeitrag im Monat. Dafür sichert er 2500 Euro BU-Rente ab. Teurer wird es für die junge Mechatronikerin (28), die zu 100 Prozent körperlich arbeitet: Sie zahlt im Schnitt gut 97 Euro – trotz des früheren Versicherungsbeginns und eines um 1000 Euro geringeren Rentenanspruchs.
Die vergleichsweise hohen Beiträge schrecken offenbar viele Menschen ab. Nur jeder dritte 18- bis 60-Jährige hat sich privat gegen den Verlust der eigenen Arbeitskraft versichert, so eine Studie im Auftrag des Versicherers Continentale. Damit befindet sich die Absicherungsquote gegen eine Berufsunfähigkeit nach wie vor auf einem niedrigen Niveau.
Vom Staat gibt es nur Almosen.
Ein Spiel mit dem Feuer, denn jeder Vierte wird im Laufe seines Erwerbslebens mindestens einmal berufsunfähig. Die häufigsten Gründe für das Aus im Job sind psychische Erkrankungen und Probleme mit dem Bewegungsapparat. Guter Rat ist dann teuer. Kein Verlass ist im Ernstfall auf den Staat. Wer nach dem 2. Januar 1961 geboren wurde, bekommt die volle Erwerbsminderungsrente nur, wenn er weniger als drei Stunden am Tag irgendeiner Beschäftigung nachgehen kann. Die Zahlungen sind außerdem alles andere als üppig – und liegen bei knapp einem Drittel des letzten Bruttogehalts. Wer drei bis unter sechs Stunden arbeiten kann, erhält nur die halbe Rente.
Die am besten geeignete Möglichkeit, sich gegen dauerhafte Einkommensausfälle durch Krankheit oder Unfälle abzusichern, ist die BU-Police. Hier leistet der Versicherer eine BU-Rente, wenn der Kunde oder die Kundin im zuletzt ausgeübten Beruf zu mindestens 50 Prozent nicht mehr arbeiten kann. Der Prognosezeitraum liegt bei sechs Monaten. Außerdem wird die private BU-Rente nicht auf die staatliche Erwerbsminderungsrente angerechnet, sondern kommt obendrauf.
Neues Rating mit verschärften Kriterien.
Für einen Vergleich von BU-Versicherungen hat FOCUS MONEY-Versicherungsprofi die Anbieter wieder auf Basis des aktuellen Produktratings von Franke und Bornberg befragt. Die Hannoveraner BU-Experten analysieren seit 30 Jahren den Markt – und haben in diesem Monat ihre Kriterien verschärft. Die Folge: Nur noch jeder dritte Tarif erhält die Bestnote FFF+ (hervorragend). 2024 waren es noch 57 Prozent. Die Neujustierung der Ratingkriterien wurde erforderlich, weil der andauernde Preiskampf im Markt für BU-Policen erhebliche Risiken berge: „Läuft der Wettbewerb aus dem Ruder, kommen Überschüsse unter Druck und bei der Leistungsregulierung wird auf die Bremse getreten“, sagt Michael Franke. „Am Ende verlieren die Kunden.“
Mehr Gewicht für besondere Leistungen.
Franke und Bornberg hat deshalb den Bewertungsfaktor bei Standardleistungen verringert. Dazu zählen etwa der weltweite Versicherungsschutz, kundenfreundliche Regelungen, wenn die Anzeigepflicht schuldlos verletzt wird, oder auch der Verzicht auf die abstrakte Verweisung auf einen anderen Beruf im Leistungsfall. „Für Selbstverständlichkeiten gibt es keine Extrapunkte mehr, und das Gewicht von Kriterien, die tatsächlich einen Unterschied machen, steigt“, erläutert Franke. Gleichzeitig bleiben diese Kriterien Mindeststandards, die für Top-Noten erfüllt sein müssen. Andere Leistungen wiederum werden nun stärker gewichtet als zuvor. Das ist etwa der Fall, wenn der BU-Versicherer bei Arbeitsunfähigkeit (AU-Klausel) bereits nach drei oder vier Monaten zahlt.
Top Angebote verzichten bei bestimmten Anlässen wie Geburt, Karrieresprung oder Heirat auf eine erneute Gesundheitsprüfung, wenn die BU-Rente an die veränderte Lebenssituation angepasst wird. Darüber hinaus bieten viele Tarife bis zu einem bestimmten Alter auch Erhöhungen ohne besondere Anlässe an oder sie leisten sofort, wenn der Ernstfall einer Krebserkrankung eintritt.
Die besten BU-Versicherungen für die Mechatronikerin
Versichert ist eine 28-jährige Kfz-Mechatronikerin, die zu 100 Prozent körperlich arbeitet, mit einer monatlichen BU-Rente in Höhe von 1500 Euro. Die Police läuft bis zum 67. Lebensjahr. Sie ist Nichtraucherin und hat keine Vorerkrankungen. Berücksichtigt wurden in beiden Beispielen nur Tarife mit einem „hervorragenden“ (FFF+) oder einem „sehr guten“ (FFF) Rating von Franke und Bornberg. Das Ranking erfolgte nach der Note des Ratings und dann alphabetisch.
Die besten BU-Versicherungen für den Maschinenbauingenieur
Versichert ist ein 36-jähriger verheirateter Maschinenbauingenieur mit Personalverantwortung (100 Prozent Büroarbeit) mit einer monatlichen BU-Rente von 2500 Euro. Der Vertrag läuft bis zum 67. Lebensjahr. Der Versicherungsnehmer ist Nichtraucher und hat keine Vorerkrankungen. Das Ranking erfolgte nach der Note des Ratings und dann alphabetisch.
Die stärksten Tarife am Markt.
Der FOCUS MONEY-Versicherungsprofi berücksichtigt für seinen Tarifvergleich nur Policen mit der Auszeichnung „hervorragend“ (FFF+) oder „sehr gut“ (FFF). Die hier vorgestellten Tarife gehören also zum Besten, was der Markt zu bieten hat. Allerdings haben nicht alle angefragten Versicherer an der Umfrage teilgenommen. Häufig aus gutem Grund: Viele der betreffenden Anbieter überarbeiten ihre Tarife aktuell.
BU-Versicherungen werden mit oder ohne Leistungen bei Arbeitsunfähigkeit angeboten. Rund zwei Drittel der Tarife in den Tabellen beinhalten keinen solchen AU-Schutz. Das macht sich bei den Prämien bemerkbar. So versichert der Volkswohl Bund den Maschinenbauingenieur ohne AU-Leistungen schon für monatlich 56,55 Euro. Wer aber Arbeitsunfähigkeit absichern will, zahlt bei der Universa, dem günstigsten Anbieter in unserem Vergleich, rund 21 Euro mehr. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Mechatronikerin – risikobedingt allerdings auf einem höheren Beitragsniveau: Die Bayerische versichert die Arbeitskraft ohne AU-Schutz mit knapp 72 Euro am günstigsten. Es folgen Europa und Stuttgarter. Mit AU-Leistungen hat erneut die Universa (102,54 Euro) vor der Gothaer (107,50 Euro) die Nase vorn.
Auch auf die Höchstbeiträge achten.
Der Blick allein auf die Leistung und den aktuellen Beitrag eines Tarifs kann täuschen. Vermittler sollten in der Beratung immer auch den Unterschied zwischen Netto- und Bruttobeitrag thematisieren. Schließlich ist der Bruttobeitrag der Maximalbeitrag, der droht, wenn der Versicherer die Überschüsse, die als Sofortrabatt dienen, nicht mehr erwirtschaften kann. Zur Orientierung haben wir den Durchschnittsaufschlag ermittelt, der bei rund 47,5 Prozent liegt.
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