Private Haftpflichtversicherung: Gewappnet für Schadensersatz
Die private Haftpflichtpolice kommt für Schäden auf, die der Versicherungsnehmer Dritten zufügt. Das Angebot an Komfort-Tarifen für Familien ist groß, die Beiträge bleiben überschaubar. FOCUS MONEY-Versicherungsprofi zeigt im Überblick, welche Policen besonders punkten.

(Foto: © Azeemud/peopleimages.com – stock.adobe.com)
Schadensersatz bis zum finanziellen Ruin.
Ein scheinbar unspektakulärer Fahrradunfall, der hochwertige Laptop oder eine teure Gleitsichtbrille: Wer jemanden verletzt oder fremdes Eigentum zerstört, muss dafür geradestehen. „Ohne den entsprechenden Versicherungsschutz drohen im Ernstfall hohe, möglicherweise lang andauernde Schadensersatzzahlungen“, sagt Bianca Boss, Vorständin des Bundes der Versicherten (BdV).
Die private Haftpflichtversicherung (PHV) begleicht bis zur Höhe der vereinbarten Versicherungssumme die Kosten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden im privaten Bereich. Außerdem wehrt die Police unberechtigte Schadensersatzansprüche ab – und übernimmt in diesem Fall die Funktion einer Rechtsschutzversicherung.
Auf zeitgemäßen Schutz setzen und Alttarife regelmäßig überprüfen.
In Deutschland verzichtet jeder fünfte Haushalt auf eine private Haftpflichtversicherung (PHV), wie eine YouGov-Umfrage ergab. Die tatsächliche Deckungslücke aber ist größer – und gerade langjährig Versicherte sollten sich nicht in Sicherheit wiegen. Veraltete Tarifgenerationen weisen häufig zu geringe Deckungssummen auf oder schließen wichtige Leistungen noch nicht mit ein, so das Urteil der Ratingagentur Franke und Bornberg.
Die Hannoveraner Analysten bewerten seit 2015 den Markt. Seither hätten die Anbieter ihre „Tarifwerke spürbar modernisiert“, sagt Geschäftsführer Michael Franke. Allerdings setzen Versicherer in der Regel auf ein mehrstufiges Tarifsystem. Während Topvarianten mit zahlreichen Features punkten und auch in Fällen ohne eindeutige Rechtspflicht leisten, sichern preisgünstige Basisvarianten meist nur das Pflichtprogramm ab.
Umgekehrt gilt: Top-Tarife decken zwar eine breite Palette von Lebensbereichen und Risiken ab. Sobald aber ein spezieller Bedarf erkannt ist, kommt es auf jedes Detail an. „Vermittlerinnen und Vermittler sollten immer prüfen, ob dieser Bedarf in angemessener Qualität abgedeckt wird. Trotz der hohen Marktdurchdringung ist Versicherungsschutz von der Stange bei der PHV selten eine gute Idee“, so Franke.
Hochwertige Tarife im Vergleich.
Für den Vergleich leistungsstarker und komfortabler Haftpflichtversicherungen für die Familie orientiert sich der FOCUS MONEY-Versicherungsprofi an dem aktuellen Rating von Franke und Bornberg mit insgesamt 68 Prüfkriterien. Berücksichtigt wurden nur Tarife, die die Ratingexperten mit „hervorragend“ (FFF+) oder „sehr gut“ (FFF) bewertet haben.
Auch wenn nur bei wenigen Tarifen die Prämien vom Wohnort abhängig sind: Für unseren Beispielfall haben wir eine Familie aus Köln gewählt. Die Rheinmetropole ist ein teurer Versicherungsstandort mit vielen Schadensfällen. Insgesamt haben sich an unserer Umfrage zu aktuellen Versicherungsprämien und weiteren Angaben 29 Versicherer beteiligt. Häufigster Grund für eine Absage: Eine neue Tarifgeneration steht vor dem Launch.
Auf ausreichende Deckung achten.
Das Rating von Franke und Bornberg berücksichtigt nur Tarife mit einer Versicherungssumme von mindestens zehn Millionen Euro für Personen- und Sachschäden und mindestens einer Million Euro für Vermögensschäden. Eine Deckungssumme in Höhe von 50 Millionen Euro ist für eine private Haftpflicht in der Regel ausreichend. In dieser Kategorie finden sich viele Angebote mit Bestnote und einer Versicherungsprämie von unter 100 Euro jährlich. Oft gibt es für wenige Euro mehr Jahresbeitrag deutlich mehr Versicherungsschutz. Gut zu wissen: Wer sich für einen papierlosen Vertrag entscheidet, kann bei einer Reihe von Anbietern noch ein paar Euro sparen.
Was Top-Tarife mindestens leisten.
Zu den weiteren Mindeststandards aller Tarife mit „hervorragender“ oder „sehr guter“ Bewertung gehört, dass die Schäden an gemieteten und geliehenen beweglichen Sachen versichert sind. Das gilt auch für Schäden durch Datenverlust und elektronischen Datenaustausch im Ausland.
Im Haushalt des Versicherungsnehmers lebende Angehörige sind ebenfalls mitversichert. Beim Verlust von Mietwohnungsschlüsseln gibt es fast keine Begrenzungen mehr auf eine geringere Summe als die Deckungssumme. Das gilt auch für Schäden durch deliktunfähige Kinder. Die sind in vielen der Top-Tarife bis zur Höhe der Versicherungssumme versichert. Verursacht ein Kleinkind einen Schaden, müssen die Eltern nur haften, wenn sie ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen sind. Bei angemessener Beaufsichtigung haften Kinder bis zum siebten Lebensjahr nicht für durch sie entstandene Schäden. Im Straßenverkehr liegt die Altersgrenze sogar bei zehn Jahren. Um möglichen Streit in der Nachbarschaft wegen von den eigenen Kindern verursachter Schäden zu vermeiden, ist die Absicherung der Deliktunfähigkeit der Sprösslinge empfehlenswert.
Wenn der Verursacher nicht zahlen kann.
Weitere Kriterien beim Top-Schutz von Familien sind für die Experten von Franke und Bornberg die Übernahme von Schäden bei Gefälligkeitshandlungen und die Leistung bei Verlust von Schlüsseln aus dem beruflichen Umfeld. Ganz wichtig: die Forderungsausfalldeckung. Die greift, wenn der Versicherte oder die Versicherte selbst geschädigt wird und der Verursacher nicht zahlen kann – weil der Schaden zu hoch ist und er keine private Haftpflichtversicherung abgeschlossen hat.
Moderne Policen versichern häufig Bauvorhaben, Photovoltaikanlagen oder Heizöltanks. Die Deckung umfasst vielfach auch Schäden durch Drohnen oder an gemieteten Sachen, Motorbooten und Surfbrettern. Auch die gewerbsmäßige Arbeit als Tagesmutter für die Beaufsichtigung von mindestens fünf Kindern ist abgesichert. Allerdings gelten hier zum Teil Einkommensgrenzen.
Die besten Haftpflichtversicherungen für die Familie
Versichert ist eine Kölner Familie mit zwei Kindern (vier und sieben Jahre alt), die einen Top-Schutz ohne Selbstbeteiligung sowie einen Ein-Jahres-Vertrag möchte. Der 35-jährige Versicherungsnehmer hatte in den letzten fünf Jahren keine Vorschäden und arbeitet nicht im Öffentlichen Dienst. Basis für die Tarifauswahl ist ein Rating von Franke und Bornberg. Alle Tarife sind mit „hervorragend“ (FFF+) oder „sehr gut“ (FFF) bewertet. Pro Gesellschaft wurde nur ein Tarif berücksichtigt. Das Ranking richtet sich zunächst nach der Versicherungssumme und dann nach dem Jahresbeitrag.
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