Exklusiv 18.11.2024 Studien | Tests

Wohngebäude­­­­versicherung: gegen alle Wetter rundum versichert

Fast jedes zweite Gebäude in Deutschland steht ohne den richtigen Schutz gegen Naturgefahren da. Dabei ist die Auswahl an top gerateten und günstigen Tarifen groß. FOCUS MONEY-Versicherungsprofi hat die besten Produkte für zwei Metropolen einem Prämien-Vergleich unterzogen und wichtige Leistungen im Detail gecheckt.

Immobilienbesitzer sind gut beraten, wenn sie ihren Besitz auch gegen elementare Risiken schützen. Katastrophale Hochwasser wie hier im bayerischen Pfaffenhofen an der Ilm in diesem Juni, verursachten Schäden, die ohne erweiterten Naturgefahrenschutz nicht abgedeckt sind. (Foto: © Wolfgang Hauke – stock.adobe.com)
Immobilienbesitzer sind gut beraten, wenn sie ihren Besitz auch gegen elementare Risiken schützen. Katastrophale Hochwasser wie hier im bayerischen Pfaffenhofen an der Ilm in diesem Juni, verursachten Schäden, die ohne erweiterten Naturgefahrenschutz nicht abgedeckt sind.
(Foto: © Wolfgang Hauke – stock.adobe.com)

Noch viel zu wenig Häuser mit Elementarschutz.

Nach einem schadenreichen ersten Halbjahr mit schweren Hochwassern rechnet die Branche für dieses Jahr mit überdurchschnittlich hohen Naturgefahrenschäden von mindestens sieben Milliarden Euro. Laut Halbjahresbilanz des Branchenverbands GDV sind an Gebäuden rund 2,7 Milliarden Euro versicherter Schäden durch Überschwemmungen und Starkregen sowie 800 Millionen Euro durch Sturm- und Hagelschäden entstanden.

Überschwemmungen des Grundstücks gehören zu den erweiterten Naturgefahren, auch Elementarrisiken genannt. Das gilt auch für Rückstau, Erdbeben, Erdsenkung, Erdrutsch, Schneedruck und Lawinen. Wer sein Haus dagegen absichern will, braucht einen erweiterten Naturgefahrenschutz. Trotz des großen Angebots am Markt ist aber nur gut die Hälfte der Gebäude in Deutschland mit einer solchen Elementarschadenversicherung umfassend abgesichert. Immerhin nimmt der Anteil stetig zu, denn bei Neuverträgen bieten die Versicherer die Wohngebäude-Police inzwischen mit dem Zusatzbaustein Elementarschutz an. Wer verzichtet, muss ihn aktiv abwählen. So erhöhte sich die Versicherungsdichte binnen zwei Jahren etwa in Bayern von 41 auf 47 Prozent.

Mehr als ein Dutzend Tarife verdienen Best-Rating.

Für einen Vergleich von Wohngebäudeversicherungen hat sich FOCUS MONEY-Versicherungsprofi auf ein Rating von Franke und Bornberg gestützt. Berücksichtigt wurden nur Tarife, die mit „hervorragend“ (FFF+), „sehr gut“ (FFF) oder „gut“ (FF+) abschneiden. Das neue Rating beurteilt alle Tarife nach einem einheitlichen Katalog von 81 Kriterien. Tarife in den oberen Leistungsklassen müssen Mindeststandards erfüllen. Von 85 bewerteten Versicherern bieten 18 ein Produkt mit der Höchstnote „hervorragend“. Davon tauchen 14 im Vergleich des FOCUS MONEY-Versicherungsprofi auf.

Top-Tarife: günstig und leistungsstark.

Als Modellfall dient die jeweils gleiche Immobilie in Frankfurt und München mit Adressen in ZÜRS-Zone 1. Das Objekt, Baujahr 2000, ist ein selbstbewohntes Einfamilienhaus mit 130 Quadratmetern Wohnfläche und normaler Ausstattung in Massivbauweise. Versichert sind Feuer, Sturm/Hagel, Leitungswasser und Elementarschäden. Nicht alle angeschriebenen Versicherer haben sich an der Umfrage beteiligt. Die günstigsten Angebote für den Standort Frankfurt mit unter 700 Euro Jahresbeitrag machen die Versicherer HDI, Europa, Domcura und die Bayerische. Drei der vier Versicherer können dazu noch auf eine Top-Bewertung verweisen. Die Europa schneidet mit „sehr gut“ ab. Weitere sechs Gesellschaften bleiben unter 800 Euro Jahresprämie. Das preiswerteste Angebot für den Standort München macht die Europa, gefolgt von der Domcura und der Bayerischen. Insgesamt bleiben hier sieben Anbieter unter 800 Euro.

Die besten Wohngebäudeversicherungen

Das Objekt ist in allen Beispielfällen ein selbstbewohntes Einfamilienhaus mit 130 qm Wohnfläche und normaler Ausstattung in Massivbauweise BAK1. Es ist unterkellert, hat Erdgeschoss, Obergeschoss und ausgebautes Dachgeschoss, Steildach und ein Carport. Baujahr: 2000. Das Haus verfügt über eine Photovoltaikanlage und eine Luft-Wasser-Wärme-Pumpe mit Außeneinheit, die gegen Diebstahl versichert sein soll. Die Baukosten betrugen 350.000 Euro. Versichert sind Feuer, Sturm/Hagel, Leitungswasser und Elementarschäden in der ZÜRS-Zone 1. Der Versicherungsnehmer ist 40 Jahre alt und verheiratet. Er bezahlt jährlich und hat eine einjährige Laufzeit vereinbart. Eine Selbstbeteiligung gibt es nur in der Elementardeckung. Berücksichtigt wurden die besten Tarife auf Basis eines Ratings von Franke und Bornberg. Die Rangfolge richtet sich nach den Jahresprämien für Frankfurt am Main. Pro Anbieter wird nur ein Tarif gelistet.

Selbstbeteiligung unter der Lupe.

Eine Selbstbeteiligung (SB) für die Wohngebäude gibt es nicht, aber für die Elementardeckung ist das üblich. Beliebte Variante: mindestens 500 Euro und maximal 5000 Euro im Schadenfall. R+V und die HUK-Gruppe machen einen Unterschied zwischen Erdbeben und anderen Naturgefahren, bei denen die SB lediglich 500 Euro beträgt. HUK-Coburg, HUK24 und VRK legen für Erdbeben 100.000 Euro SB fest, gegen einen höheren Beitrag kann die Summe auf 5000 Euro gesenkt werden. Bei der R+V ist die SB bei Erdbeben mit 3000 Euro durchaus moderat.

Beliebtes Diebesgut Wärmepumpe braucht Absicherung.

Neu in den Vergleich aufgenommen hat FOCUS MONEY-Versicherungsprofi die Absicherung von Wärmepumpen, nachdem es Schlagzeilen zum Diebstahl von Außeneinheiten gegeben hatte. Als einzige Gesellschaft bietet Neodigital diese Deckung nicht an. Ob sich das auch auf den Geräteteil im Keller bezieht, bleibt unklar. Der HDI verweist darauf, dass die Wärmepumpe an sich zwar ohne Beschränkungen versichert ist, böswillige Beschädigung und Teildiebstahl allerdings nur bis 10.000 Euro. Bei Häger ist der Diebstahl der Außeneinheit bis 15.000 Euro inkludiert. Zur Sicherheit sollten Kunden nachfragen, wie es konkret um diesen Schutz bestellt ist.

Bei allen Tarifen in der Tabelle sind Aufräum- und Abbruchkosten komfortabel versichert und auch die Unterbringung außerhalb des Hauses ist ausreichend abgesichert. In einigen anderen Punkten gibt es aber spürbare Unterschiede und Einschränkungen. So versichern Continentale und DEVK die Photovoltaikanlage nur mit bis 24.000 Euro, dem damaligen Anschaffungswert. Eine unbegrenzte Versicherung gegen Graffitischäden bieten die Bayerische, Domcura, Grundeigentümer, HUK-Coburg, HUK24, InterRisk und VRK. Die anderen Versicherer machen Summenbegrenzungen.

Wie die Versicherer den Neubauwert ermitteln.

Kompliziert wird es, wenn sich die Versicherungssumme nach dem Wert von 1914 richtet. Sie gibt den Baupreis einer Immobilie in Goldmark an, der im Jahr 1914 hätte aufgewandt werden müssen, um diese zu errichten. Von diesem fiktiven Gebäudeversicherungswert gelangen die Versicherer über den Baupreisindex schließlich zum heutigen Neubauwert des Gebäudes. Die Alte Leipziger immerhin nennt bei einem 1914er-Wert von 21.324 Euro als aktuelle Versicherungssumme 551.652 Euro. Hier wurde mit 25,87 multipliziert. Da sich aber die Versicherungswerte von 1914 je nach Anbieter unterscheiden und die Versicherer auch einen anderen Baupreisindex verwenden können, ergibt sich bei diesem Berechnungsverfahren keine einheitliche Versicherungssumme. Einfacher für die Kunden ist es, wenn die Berechnung nach Quadratmetern erfolgt. Bei dieser Methode richtet sich die Entschädigungssumme nach dem ortsüblichen Neubauwert.

Große Unterschiede bei den Prämien.

Die eine perfekte Wohngebäudepolice für jeden gibt es nicht. Je nachdem, wo man wohnt und wie groß das Haus plus eventuelle Nebengebäude sind, ist ein anderer Tarif sinnvoll. Es hängt auch von den Gegebenheiten des Grundstücks ab, welche Zusatzleistungen wichtig sind. Dennoch lohnt es sich in jedem Fall, die Prämien zu vergleichen. Schließlich zeigt der aktuelle Vergleich: Die Preisunterschiede bei nur 20 Anbietern machen bis zu 80 Prozent aus.

Die Leistungen der Wohngebäudeversicherung

Von Abbruchkosten bis zur gestohlenen Wärmepumpe: Die Übersicht zeigt im Detail, welche Leistungen die Produkte bieten – und ist damit eine wichtige Entscheidungshilfe für die Tarifauswahl.


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