Exklusiv 29.10.2020 Vermittlerwelt

Keine einheitliche Stimme: Politik zeigt Verbänden die kalte Schulter

Der BVK hat auf der DKM eine aktivere politische Arbeit angekündigt. Doch gerade junge Abgeordnete zeigen sich distanziert gegenüber den Vermittlern. Ein Problem scheint die mangelnde Geschlossenheit unter den Verbänden zu sein. Bei der Frage nach der Verantwortung dafür gehen die Meinungen auseinander.

Die Zusammenarbeit mit der Berliner Politik funktioniert aus Sicht der Vermittlerverbände nicht immer zufriedenstellend. (Foto: © gradt - stock.adobe.com)
Die Zusammenarbeit mit der Berliner Politik funktioniert aus Sicht der Vermittlerverbände nicht immer zufriedenstellend.
(Foto: © gradt - stock.adobe.com)

Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) beklagt eine mangelnde Akzeptanz der Versicherungsbranche und der Arbeit der Vermittler seitens der Politik. Bei der Pressekonferenz zur DKM am Dienstag (27.10.2020) richtete der zugeschaltete BVK-Chef Michael H. Heinz den Fokus auf dieses Thema. Er forderte ein Belastungsmoratorium in Richtung Berlin: Die Politik solle auf weitere regulatorische Maßnahmen verzichten. Gemeint sind damit beispielsweise der Provisionsdeckel in der Lebensversicherung oder der Aufsichtswechsel für §34f-Vermittler hin zur BaFin.

Der Verbandschef erklärte, dass der BVK gegenüber der Politik in Zukunft einen aktiveren Ansatz wählen wolle. Statt nur auf Themen wie die Zukunft von Riester-Rente oder betrieblicher Altersversorgung zu reagieren, habe man bereits in den vergangenen Monaten begonnen, aktiv das Gespräch, insbesondere mit jüngeren Abgeordneten, zu suchen. Heinz ließ durchblicken, dass diese Gespräche ernüchternd verlaufen seien: „Sie haben eine gewisse Distanz zu unserem Berufsstand.“ Die Bedeutung des Vermittlers werde offenbar nicht immer richtig eingeschätzt, stattdessen spielten im Bewusstsein der Abgeordneten technische Lösungen eine größere Rolle.  

Zusammenarbeit nur mit einigen Verbänden

 

Auf die Nachfrage von VP-Online, ob nicht auch die Vielzahl der Verbände es erschwere, die Interessen der Vermittlerschaft gebündelt vorzutragen und durchzusetzen, reagierte der BVK-Chef gereizt. ‚Die Zersplitterung der Verbändelandschaft haben wir nicht zu verantworten.“ Der BVK sei schließlich zuerst „dagewesen“. Heinz weiter: „Die Profilierungssucht und Eigeninteressen anderer Menschen bedauern wir, haben sie aber nicht zu verantworten.“ Man sei mit vielen Verbänden im Gespräch und könne auch themenbezogen mit ihnen zusammenarbeiten. Mit einigen falle ihm allerdings eine Verständigung schwer, so Heinz und zielte damit offenbar auf den AfW –Bundesverband Finanzdienstleistung („der Verband mit drei Buchstaben“). Es gelinge daher der Vermittlerschaft nicht, mit einer Stimme zu sprechen, was für die Erreichung gemeinsamer Ziele nachteilig sei. Heinz: „Die Politik goutiert das nicht.“

AfW weist Kritik zurück

 

Als Reaktion auf die Äußerungen des BVK-Chefs verwies der AfW auf seine führende Rolle als Interessenvertretung der freien Finanzanlagen- und Versicherungsmakler. In diesem Bereich habe der BVK deutlich weniger Mitglieder, tue aber immer so, als vertrete er die Interessen aller Vermittler, der abhängigen und der unabhängigen, kritisierte AfW-Vorstand Matthias Wiegel. Das im Rahmen der Pressekonferenz von Heinz aufgegriffene Thema Provisionsdeckel sei zudem für das typische Ausschließlichkeits-Klientel des BVK gar nicht relevant. Hier habe vielmehr der AfW gemeinsam mit einem weiteren Verband durch die Beauftragung zweier Rechtsgutachten einen wichtigen Beitrag für die Erarbeitung der sehr bedenklichen verfassungsrechtlichen Problematik des Provisionsdeckels geleistet. Im Hinblick auf die politische Arbeit sieht auch der AfW ein Defizit bei der Durchsetzung von Interessen infolge mangelnder Zusammenarbeit. Wiegel: „Leider unterbleibt fast immer eine Abstimmung im Vorfeld, was aber sicher nicht an uns liegt.“


Weitere Artikel

Listing

27.02.2024 Vermittlerwelt

Maklerpools: Vermittler setzen auf mehrere Partner

Einer reicht nicht. Laut AfW-Vermittlerbarometer nutzt die Mehrheit der Makler die Dienste mehrerer Pool-Anbieter. Größe und Provisionen spielen bei der Auswahl nur eine untergeordnete Rolle. Wo Makler ihre Prioritäten setzen.

> weiterlesen
Listing

21.02.2024 Vermittlerwelt

Barometer: Vermittler mit fünf Prozent Gewinn-Plus

Mehr Umsatz und Gewinn, aber auch größere Verdienstunterschiede in der Vermittlerschaft – das ergab die jährliche Online-Branchenumfrage des Bundesverbands Finanzdienstleistung AfW. Es bleibt dabei, dass etwa die Hälfte der Vermittlerinnen und Vermittler nur einen Gewinn von 50.000 Euro oder weniger haben. Doch die Gruppe der Topverdiener verbuchte das stärkste Plus.

> weiterlesen
Listing

24.01.2024 Vermittlerwelt

Geldwäschegesetz: Vermittler hinken hinterher

Laut AfW-Umfrage erfüllt ein Großteil der Vermittlerinnen und Vermittler die seit Jahresbeginn geltenden Auflagen in Sachen Geldwäsche nicht ausreichend. Warum Betroffene das Thema nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten und wo sie fachkundige Hilfestellung vom Verband bekommen.

> weiterlesen