KI in der Cybersecurity kann Fluch oder Segen sein
Mehr Tempo, mehr Service, mehr Innovation versus Jobverlust, Datenmissbrauch und Cybercrime: Künstliche Intelligenz ist auch in der Assekuranz Top-Thema. In unserer KI-Kolumne PROMPT! beziehen Experten und Entscheider Stellung. Heute: Jens Krickhahn, Head of Underwriting Cyber bei Allianz Commercial.

(Foto: Allianz)
Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) hat die Welt der Cybersecurity grundlegend verändert. Während einige die Technologie als Segen für die Sicherheit betrachten, sehen andere darin erhebliche Risiken.
KI liefert blitzschnelle Analyse
Künstliche Intelligenz bringt eine Vielzahl von Vorteilen für die Cybersecurity. So ist etwa die Fähigkeit, Risiken zu erkennen, bemerkenswert. KI-Systeme können riesige Datenmengen in Echtzeit analysieren und dabei Muster identifizieren, die auf Cyberbedrohungen hinweisen. Schnelligkeit und Präzision sind entscheidend – denn Vorfälle, die nicht erkannt und eingedämmt werden, können laut unseren internen Analysen bis zu 1000-mal höhere Kosten verursachen. Ein weiterer Vorteil ist die Automatisierung von Sicherheitsprozessen. KI kann Routineaufgaben automatisieren, wie das Scannen von Netzwerken nach Schwachstellen, was die Effizienz erheblich steigert und die Reaktionszeiten verkürzt. Für Unternehmen mit großen und komplexen IT-Infrastrukturen ist dies ein bedeutender Fortschritt. Die prädiktive Analyse durch KI ermöglicht es ihnen wiederum, proaktiv Maßnahmen zu ergreifen. Dies erlaubt eine kontinuierliche Verbesserung der Sicherheitsstrategien und bessere Vorbereitung auf mögliche Angriffe. Prävention ist – nicht nur aus der Sicht des Versicherers – entscheidend.
Gefährlich: Auch Cyberkriminelle nutzen KI
Dennoch dürfen wir KI-Risiken nicht ignorieren. Ein zentrales Problem: Angreifer könnten versuchen, KI-Modelle zu täuschen oder zu manipulieren, um falsche Ergebnisse zu erzeugen oder Sicherheitsmechanismen zu umgehen. Die Sicherheit der KI-Systeme selbst wird daher zu einem kritischen Aspekt der Cybersecurity. Darüber hinaus nutzen Cyberkriminelle KI, um ihre Angriffe zu optimieren. Mit KI führen sie automatisierte und gezielte Offensiven durch, die schwerer zu erkennen und abzuwehren sind. Schon heute werden Phishing-Angriffe KI-gestützt personalisiert, indem sie große Mengen an Daten analysieren und so überzeugendere Nachrichten erstellen. Ebenso können Kriminelle KI verwenden, um Schwachstellen in Netzwerken effizienter zu identifizieren und auszunutzen.
Außerdem benötigt KI große Mengen an Daten, was zu Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Privatsphäre führen kann. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie alle relevanten Datenschutzbestimmungen einhalten, um Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden. Sie sollten deshalb ein Gleichgewicht zwischen automatisierten Systemen und menschlicher Kontrolle finden.
Sicherheitsstrategien anpassen und wachsam bleiben
Die Frage, ob KI in der Cybersecurity Fluch oder Segen ist, lässt sich nicht ohne Weiteres beantworten. Vieles hängt davon ab, wie Unternehmen die Technologie einsetzen und welche Maßnahmen sie ergreifen, um die damit verbundenen Risiken zu minimieren. Es ist entscheidend, dass sie ihre Sicherheitsstrategien kontinuierlich anpassen. Die Integration von KI in diese Strategien bietet erhebliche Vorteile, erfordert jedoch ein hohes Maß an Wachsamkeit und Verantwortungsbewusstsein. Gelingt eine sorgfältige Abwägung der Chancen und Risiken, können Unternehmen ihre digitale Sicherheit optimieren und sich effektiv gegen die Bedrohungen der digitalen Welt wappnen. Als Firmen- und Industrieversicherer stehen wir dabei beratend zur Seite.
Weitere Artikel

Im Kundenservice können Live-Avatare „Brücken bauen”

Nachhaltige Skalierung von KI erfordert „lila“ Talente
