Kolumne 01.07.2025 Vermittlerwelt

Sie wissen, was sie nicht tun

Die Generation Z weiß, dass Altersarmut real ist – und tut trotzdem zu wenig dagegen. Warum das so ist? Ein Mix aus Geldmangel, Misstrauen und fehlender Bildung in Finanzfragen bremst die jungen Menschen bei der erforderlichen Altersvorsorge aus. Ein Abgrund tut sich auf, warnt unser Kolumnist Bastian Kunkel.

Bastian Kunkel ist Gründer der Marke „Versicherungen mit Kopf“ und betreibt die größten unabhängigen Versicherungskanäle in Deutschland auf YouTube, Instagram und TikTok mit über 850.000 Followern. Sein Unternehmen, die VMK Versicherungsmakler GmbH, bietet deutschlandweit Online-Beratungen an. Die Kundenzufriedenheit ist hoch: Auf Google erzielt VMK über 1200 Fünf-Sterne-Bewertungen – und gehört damit zu den am besten bewerteten Versicherungsmaklern. Bastian Kunkel ist gelernter Kaufmann für Versicherungen und Finanzen, Finanzfachwirt, Jungmakler-Award-Gewinner 2017, Bildungspreisträger 2018 und Spiegel-Bestseller-Autor. (Foto: Artur Derr)
Bastian Kunkel ist Gründer der Marke „Versicherungen mit Kopf“ und betreibt die größten unabhängigen Versicherungskanäle in Deutschland auf YouTube, Instagram und TikTok mit über 850.000 Followern. Sein Unternehmen, die VMK Versicherungsmakler GmbH, bietet deutschlandweit Online-Beratungen an. Die Kundenzufriedenheit ist hoch: Auf Google erzielt VMK über 1200 Fünf-Sterne-Bewertungen – und gehört damit zu den am besten bewerteten Versicherungsmaklern. Bastian Kunkel ist gelernter Kaufmann für Versicherungen und Finanzen, Finanzfachwirt, Jungmakler-Award-Gewinner 2017, Bildungspreisträger 2018 und Spiegel-Bestseller-Autor.
(Foto: Artur Derr)

Man kann der Gen Z nicht vorwerfen, sie sei naiv oder uninformiert. Im Gegenteil: Mehr als 90 Prozent der 17- bis 27-Jährigen wissen, dass die gesetzliche Rente allein später nicht reichen wird, so die MetallRente-Jugendstudie 2022. Und etwa drei Viertel der Betroffenen geben offen zu, Angst vor Altersarmut zu haben.

Trotzdem sparen nur 37 Prozent regelmäßig fürs Alter. Der Rest tut – nichts. Warum? Weil Erkenntnis eben nicht automatisch zum Handeln führt. Viele fühlen sich überfordert, wissen nicht, womit sie anfangen sollen, oder verschieben das Thema – Jahr für Jahr. „Ich kümmer’ mich später drum“, sagen sie. Dabei wäre genau jetzt der richtige Zeitpunkt.

Es fehlt nicht am Willen, sondern am Geld

 

Klingt banal, ist aber zentral: Junge Menschen haben oft schlicht keine finanziellen Spielräume. Laut einer Studie von Swiss Life gibt fast die Hälfte der 18- bis 30-Jährigen an, dass sie sich Altersvorsorge aktuell nicht leisten können. Kaum bezahlbare Mieten, hohe Lebenshaltungskosten und prekäre Einstiegslöhne: Da bleibt am Monatsende oft nichts übrig. Und wenn doch ein bisschen Geld zur Seite gelegt wird, dann für den nächsten Umzug, einen Notgroschen oder den Urlaub. Altersvorsorge? Zieht gegen das Jetzt oft den Kürzeren. Man kann das verantwortungslos finden – oder ehrlich sagen: Die Spielregeln auf dem Spielfeld sind für viele schlicht unfair.

Altersvorsorge ist ein Dschungel – und keiner lichtet ihn

 

Gleichzeitig zeigen Umfragen: Ein Viertel der unter 30-Jährigen fühlt sich vom Thema Altersvorsorge komplett überfordert. Begriffe wie Riester, Rürup, ETF, Rentenfaktor oder Versorgungslücke lösen bei vielen jungen Leuten keine Investitionslust, sondern Ausschlag aus.

Viele wissen, dass sie etwas tun müssten, aber sie wissen weder was, noch wie.

Bastian Kunkel, CEO VMK

Altersvorsorge ist komplex und für viele ein undurchschaubarer Dschungel. Und das überrascht kaum – denn weder Schule noch Ausbildung vermitteln verlässliche finanzelle Grundlagen. Eltern? Sind selbst oft ratlos oder geben veraltete Tipps weiter. Das Ergebnis: Viele wissen, dass sie etwas tun müssten, aber sie wissen weder was, noch wie. Und je länger das so bleibt, desto größer wird die Rentenlücke.

Misstrauen frisst Motivation – vor allem gegenüber Staat und Finanzkrise

 

Ein unterschätzter Faktor: das generelle Misstrauen gegenüber staatlichen Systemen und klassischen Finanzdienstleistern. Studien zeigen, dass ein Großteil der jungen Menschen wenig Vertrauen in die Angebote von Banken und Versicherungen hat. 

Stattdessen herrscht das Gefühl vor, übers Ohr gehauen zu werden oder in Produkte mit undurchsichtigen Gebühren zu investieren. So entsteht ein toxischer Cocktail aus Lethargie und Skepsis. Das allerdings ist kein Problem der Gen Z allein – sondern ein verbreitetes Vertrauensproblem, das wir als Branche endlich ernst nehmen müssen.

Dauerkrise als Lebensgefühl ist nicht gut

 

Pandemie, Ukraine Krieg, Inflation, Klimakrise: Die Gen Z wächst mit einem konstanten Gefühl der Unsicherheit auf. Viele erleben eine Welt, die ihnen jeden Tag aufs Neue zeigt, dass langfristige Planung ohnehin illusorisch ist.

Unter diesen Rahmenbedingungen wirkt Altersvorsorge wie ein Anachronismus. Wer nicht mal weiß, ob sein Job in fünf Jahren noch existiert, und in ständiger Sorge vor dem Klimawandel lebt, hat keinen Kopf für „Was ist in 40 Jahren?“. Das ist verständlich – aber gefährlich. Denn gerade in instabilen Zeiten ist individuelle Vorsorge wichtiger denn je.

Fazit: ein gefährlicher Abgrund

Die Gen Z ist nicht dumm, nicht desinteressiert und nicht faul. Sie hat schlicht andere Startbedingungen als die Generationen vor ihr – und kämpft mit einem System, das sich zu selten um Verständlichkeit, Fairness und echte Aufklärung bemüht. Was jetzt benötigt wird:

  • mehr klare und vor allem verlässliche Finanzbildung
  • transparente, digitale und flexible Produkte
  • mehr Aufklärung statt Verkaufsgespräche
  • ehrlicher Dialog, statt erhobener Zeigefinger

Klar ist: Wenn wir eine ganze Generation in Altersarmut schlittern lassen, haben wir versagt.


Weitere Artikel

Listing

09.07.2025 Vermittlerwelt

„Makler sollten KI nicht aussitzen, sondern begleiten“

Mehr Tempo, mehr Service, mehr Innovation versus Jobverlust, Datenmissbrauch und Cyber-Kriminalität: Künstliche Intelligenz ist auch in der Assekuranz Top-Thema. In unserer KI-Kolumne PROMPT! beziehen Experten und Entscheider Stellung. Heute: Johannes Oberhofer, Leiter Digital Hub bei der Bayerischen.

> weiterlesen
Listing

26.06.2025 Vermittlerwelt

„Mit Weiterbildung den Wandel aktiv gestalten“

Mehr Tempo, mehr Service, mehr Innovation versus Jobverlust, Datenmissbrauch und Cyber-Kriminalität: Künstliche Intelligenz ist auch in der Assekuranz Top-Thema. In unserer KI-Kolumne PROMPT! beziehen Experten und Entscheider Stellung. Heute: Alina Thielemann von der Deutschen Versicherungsakademie (DVA).

> weiterlesen
Listing

12.06.2025 Vermittlerwelt

Im Kundenservice können Live-Avatare „Brücken bauen”

Mehr Tempo, mehr Service, mehr Innovation versus Jobverlust, Datenmissbrauch und Cyber-Kriminalität: Künstliche Intelligenz ist auch in der Assekuranz Top-Thema. In unserer KI-Kolumne PROMPT! beziehen Experten und Entscheider Stellung. Heute: Uwe Schumacher, CEO des Assekuradeurs Domcura.

> weiterlesen