„Wer Künstliche Intelligenz versteht, verliert die Angst"
Mehr Tempo, mehr Service, mehr Innovation versus Jobverlust, Datenmissbrauch und Cyber-Kriminalität: Künstliche Intelligenz ist auch in der Assekuranz Top-Thema. In unserer KI-Kolumne PROMPT! beziehen Experten und Entscheider Stellung. Heute: Alina Thielemann von der Deutschen Versicherungsakademie (DVA).

(Foto: DVA)
Künstliche Intelligenz gibt es nicht erst seit ein paar Jahren, doch wie bei vielen Entwicklungen hat es gedauert, bis sie auch in der Gesellschaft eine Rolle zu spielen begann. Mittlerweile transformiert KI die Versicherungsbranche in einem rasanten Tempo. Ob für eine automatisierte Schadenbearbeitung, die Entwicklung präziserer Risikomodelle oder eine personalisierte Kundenkommunikation – der Einsatz von KI eröffnet erhebliche Effizienzpotenziale und neue Geschäftsmodelle.
Gleichzeitig wächst bei vielen Fach- und Führungskräften die Verunsicherung. Die Sorge, von der Technologie überrollt oder ersetzt zu werden, ist spürbar. Sie ist nachvollziehbar – aber nicht alternativlos. Denn: Wer KI versteht, verliert die Angst. Der Schlüssel dazu liegt in Bildung.
Es fehlt an Wissen
Versicherungsunternehmen stehen heute vor einer doppelten Herausforderung. Einerseits fehlt es, wie in vielen Branchen, an Fachkräften für die klassischen Aufgaben entlang der Wertschöpfungskette. Andererseits erfordert die digitale Transformation zusätzliche Kompetenzen, etwa im Umgang mit Daten, in der Steuerung interdisziplinärer Projekte oder in der Bewertung rechtlicher Rahmenbedingungen. Der Einsatz von KI verschärft diesen Bedarf. Er verlangt kein Expertenwissen in Informatik, wohl aber ein grundlegendes Verständnis dafür, was die Technologie kann – und was nicht.
In meiner täglichen Arbeit sehe ich: KI-Projekte scheitern selten an technischen Hürden. Häufiger scheitern sie daran, dass die Menschen, die mit der Technologie arbeiten sollen, nicht ausreichend befähigt wurden. Es fehlt an Wissen darüber, wie KI konkret eingesetzt werden kann und welchen Mehrwert dies für die Mitarbeitenden liefert. Wie lassen sich Prozesse sinnvoll automatisieren? Wo entstehen neue Risiken und wie begegnet man ihnen verantwortungsvoll? Viele Mitarbeitende fühlen sich überfordert oder ausgeschlossen, wenn es um neue Technologien geht. Führungskräfte wiederum wissen oft nicht, wie sie ihre Teams in dieser Transformation mitnehmen sollen. Dabei braucht es genau das: Menschen, die mutig vorangehen, Innovationen kritisch begleiten und Entscheidungen kompetent vorbereiten.
Bildung schafft Sicherheit
Gezielte Weiterbildung ist daher mehr als ein „Nice-to-have“. Sie ist Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz von KI in der Praxis und nicht nur zur Vermittlung des rechtlichen Rahmens und zum Beheben von Unsicherheiten zu sehen. Vielmehr können Menschen befähigt werden, nicht gegen die KI zu arbeiten, sondern mit ihr.
Weiterbildung schafft Sicherheit – nicht nur im Bewerten von Chancen und Risiken, sondern auch im Umgang mit neuen Tools. Sie ermöglicht fundierte Diskussionen über ethische Fragen, über Governance und über die Verantwortung gegenüber Kundinnen und Kunden. Und sie macht aus Unsicherheit Gestaltungskraft. Durch sie kann KI Teil einer nachhaltigen Unternehmensstrategie werden. Für die Versicherungswirtschaft bedeutet das: Wir müssen Mitarbeitende auf allen Ebenen befähigen, KI nicht nur zu verstehen, sondern aktiv mitzugestalten. Denn nur, wenn die Menschen hinter den Systemen kompetent und selbstbewusst agieren, wird der Einsatz von KI zum echten Erfolgsfaktor.
Die Deutsche Versicherungsakademie bietet hierzu passgenaue Angebote – praxisnah, strategisch fundiert und speziell auf die Anforderungen der Branche ausgerichtet. Wir wollen Fach- und Führungskräfte dazu qualifizieren, die KI nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu verstehen.
Weitere Artikel

KI in der Cybersecurity kann Fluch oder Segen sein

Altersarmut ist systemisch – warum unser Rentensystem kollabiert
