01.12.2022 Branche

Kohlenstoffbilanz: 71 Tonnen pro Millionen Euro Investment

Längst ist das Thema Nachhaltigkeit in der Versicherungswirtschaft angekommen. Der GDV hat jetzt erstmals einen CO2-Fußabdruck für Kapitalanlagen der Branche veröffentlicht. Noch betrifft der aber nur einen Teil der Anlagen.

Nachhaltiges Wachstum: Versicherer richten ihre Anlagepolitik immer konsequenter an CO2-Kriterien aus. (Foto: © Dilok - stock.adobe.com)
Nachhaltiges Wachstum: Versicherer richten ihre Anlagepolitik immer konsequenter an CO2-Kriterien aus.
(Foto: © Dilok - stock.adobe.com)

Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) haben die in Deutschland tätigen Versicherer als erste europaweit einen CO2-Fußabdruck für einen Teil der Kapitalanlagen des gesamten Sektors veröffentlicht. „Unser Fußabdruck für börsennotierte Aktien und Unternehmensanleihen von 71 Tonnen CO2 je investierter Million Euro ist die Referenz, an der wir uns in künftigen Jahren messen lassen wollen“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen jüngst beim TransVer Day in Berlin, dem Nachhaltigkeitstag der Versicherer. Bis 2025 solle dieser Wert erkennbar sinken. 

Zunächst nur für ein Fünftel der Anlagen

 

Die Versicherer haben für börsennotierte Aktien und Unternehmensanleihen im Volumen von 310 Milliarden Euro den CO2-Fußabdruck berechnet – das entspricht rund einem Fünftel (19,9 Prozent) der gesamten Anlagen der Erstversicherer. Somit produzierten die Unternehmen, an denen sich die Versicherer beteiligen, 21,9 Millionen Tonnen CO2, die den Versicherern zuzurechnen sind. Der GDV hat den Fußabdruck auf Basis der Methoden erhoben, die für Unternehmen künftig gesetzlich vorgegeben sind. In den kommenden Jahren wollen die deutschen Versicherer diesen Wert auch für weitere Anlageklassen erheben. 

Branche nachhaltig positioniert

 

Laut GDV verfügen Versicherer mit einem Marktanteil von 86 Prozent an den Beitragseinnahmen (182 Unternehmen) über eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie. Ein fast ebenso großer Teil von 85 Prozent hat Net-Zero-Ziele für die Kapitalanlagen. Im eigenen Geschäftsbetrieb achten 80 Prozent darauf zum Beispiel bei der Auswahl von Dienstleistern oder der Energieversorgung. Bei der Zeichnung von Risiken berücksichtigen 58 Prozent deren Nachhaltigkeitsauswirkungen. „Die erst zum Anfang des vergangenen Jahres von uns angestoßenen Veränderungen werden von den Unternehmen umgesetzt“, so Asmussen. 

Ambitionierte Ziele für die Zukunft

 

Die Versicherer hatten Anfang 2021 ihre erste Roadmap für den Weg zu klimaneutralen Unternehmen veröffentlicht. Mit seiner Nachhaltigkeitspositionierung will der Sektor die eigene Kapitalanlage von aktuell 1,8 Billionen Euro bis 2050 netto dekarbonisieren, langfristig keine gewerblichen und industriellen Risiken mehr ins Portfolio nehmen, wenn Kunden und Geschäftspartner keine eigenen Anstrengungen hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft unternehmen, nachhaltige Versicherungsprodukte ausbauen und bis 2025 in ihren eigenen Liegenschaften in Deutschland netto-klimaneutral arbeiten. 

 


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