Rating: Privater Rechtsschutz wird besser
Private Rechtsschutz-Tarife sind leistungsstark wie nie. Das meldet die Ratingagentur Franke und Bornberg, die seit 2017 den Markt im Blick hat. Worauf es beim Rechtsschutz ankommt, welche Tarife überzeugen und wo kundenorientierte Anbieter künftig nachlegen müssen.
Die Durststrecke ist vorbei. Seit 2021 verdienen Versicherer mit Rechtsschutz wieder Geld. Zuvor hatten sie vor allem infolge der Streitigkeiten um Abgasmanipulationen erhebliche Verluste eingefahren. Mit den Ertragschancen wächst das Angebot. 43 Anbieter teilen sich nach Angaben der Ratingagentur Franke und Bornberg aktuell den Markt. Die Versicherer setzen dabei sowohl im Privatgeschäft als auch im Gewerbesegment auf modulare Tarife. Die haben nun die Ratingspezialisten aus Hannover unter die Lupe genommen: Für das Rating Private Rechtsschutzversicherung wurden 122 Tarife mit 285 Varianten von 43 Gesellschaften analysiert.
Rechtsschutzversicherung: Vorsicht beim Kleingedruckten
Das Ergebnis zeigt für Verbraucher eine große Auswahl an Tarifen mit der Note „sehr gut“ (FFF), allerdings schaffen nur sieben Prozent der Tarife die Bestnote FFF+ „hervorragend“. „Den besten Rechtsschutz zu finden, ist gar nicht so einfach. In kaum einer Sparte gibt es parallel so viele Generationen von Bedingungswerken wie beim Rechtsschutz“, sagt Michael Franke. Der geschäftsführende Gesellschafter der Ratingagentur verweist zudem auf das Kleingedruckte, das oft große Unterschiede offenbare. Das Rechtsschutzrating Privat 2024 konzentriert sich auf die wichtigsten privaten Rechtsschutzrisiken. Es untersucht die Kombination Privat, Beruf, Verkehr und Wohnen. Weil die Lebenssituation den Bedarf prägt, trennt das Rating zwischen Tarifen für Familien und Singles.
Rechtsschutztarife deutlich besser als vor drei Jahren
Die Ratingkriterien für Familien- und Single-Tarife unterscheiden sich in erster Linie beim versicherten Personenkreis. Familien-Tarife bewertet Franke und Bornberg nach 75 Kriterien. Acht von 122 Familien-Tarifen (6,6 %) erhalten 2024 die Bestnote FFF+ („hervorragend“). Die Noten F („mangelhaft“) oder F- („ungenügend“) werden jeweils nur einmal vergeben. „Privater Rechtsschutz entwickelt sich stetig weiter. Nicht nur das Angebot ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen – auch die Qualität legt kräftig zu“, lobt Christian Monke, Leiter Ratings für Private Risiken bei Franke und Bornberg. 2021 war gerade einmal einer von vier Tarifen „sehr gut“ oder sogar „hervorragend“. Vermittlerinnen und Vermittler sollten aber weiterhin im Blick haben, dass die meisten Versicherer Tarife unterschiedlicher Qualitätslevel anbieten.
Mit den besten Tarifen Streit verhindern
Die Bestnote wird in einigen Fällen verfehlt, weil vorsorgliche Rechtsberatung in guter Qualität fehlt. Diese jedoch macht Franke und Bornberg zur Bedingung für die höchste Bewertungsstufe. „Streit zu vermeiden ist besser, als ihn zu bezahlen“, sagt Franke. „Die besten Rechtsschutzverträge zahlen nicht für den Rechtsstreit. Sie verhindern ihn.“ Das spare Zeit, Nerven und Ressourcen und entlaste zudem die Gerichte, so Franke. Schlechter bewertete Tarife schwächeln darüber hinaus beim Arbeitsrechtsschutz, Immobilienrechtsschutz sowie beim außergerichtlichen Verwaltungs-, Steuer- oder Sozialrechtsschutz. Im Erb-, Familien- und Lebenspartnerschaftsrechtsschutz zeigen sich ebenfalls Lücken.
Mehr Anbieter mit der Rating-Höchstnote
In früheren Ratings von Franke und Bornberg wurden mit Arag und Roland nur zwei Versicherer mit der Höchstnote FFF+ (hervorragend) ausgezeichnet. Im aktuellen Rating ist die ÖRAG Rechtsschutzversicherung-AG in den Club der Besten aufgestiegen. Deren Tarife vertreiben auch die Versicherer der Provinzial-Gruppe – deshalb sind nun fünf Anbieter in der Spitzengruppe vertreten: Arag, ÖRAG, Provinzial, Provinzial Nord und Roland (alphabetische Reihenfolge). Alle fünf Rechtsschutzversicherer performen im Familien- und im Singlesegment.
Was guter Rechtsschutz leistet
Gute Tarife halten mit veränderten Lebensbedingungen Schritt. Dazu zählen neue Nutzungsgewohnheiten im Internet ebenso wie der Wandel im Familienbild oder der Wunsch ökologisch und sozial nachhaltiger zu leben. In puncto Nachhaltigkeit haben die Rechtsschutzversicherer aus Sicht von Franke und Bornberg noch viel Luft nach oben. Gute Tarife bieten zwar Schutz für Anlagen, die erneuerbare Energien erzeugen, und vereinzelt bieten Anbieter höhere Leistungen bei risikobehafteten Kapitalanlagen, sofern diese nachhaltig sind. Insgesamt aber könnten die Anbieter in Hinblick auf nachhaltige Tarife noch draufsatteln.
Deutliche Preisunterschiede beim Rechtsschutz
Mit einem moderaten Selbstbehalt von 150 Euro zahlen Singles für sehr gute Tarife (FFF) rund 300 Euro aufwärts im Jahr. Familien bekommen diesen Schutz ab 350 Euro. Die Spanne zu den teuersten Produkten kann durchaus 100 EUR und mehr betragen. Pauschale Aussagen aber sind schwierig, denn Alter und Wohnort können sich auf die Prämie auswirken. Zudem orientieren sich Selbstbehalte manchmal an der Zahl schadenfreier Jahre.
Franke und Bornberg aktualisiert das Rating laufend und ergänzt es um neue Produkte. Für gewerbliche Rechtsschutz-Tarife bieten die Experten aus Hannover seit 2022 ein eigenständiges Rating.