Warum BU-Versicherungen deutlich teurer werden
In seiner neuen Kolumne schreibt VP-Experte Marco Niedermaier exklusiv für VP-Online welche drastischen Folgen die Senkung des Höchstrechnungszins 2022 haben wird. Vermittler und Kunden, die noch einen Vertrag auf Basis des bisherigen Zinsniveaus zustande bringen wollen, müssen sich beeilen.
Für die erste Berufsunfähigkeitsversicherung, die ein Kunde bei mir abschloss, gilt auch heute noch ein Höchstrechnungszins von 2,25 Prozent. Doch das ist weit mehr als zehn Jahre her, in Kürze gibt es nur noch ein Zehntel dessen als garantiere Rechnungsgrundlage. BU-Versicherungen werden mit Beginn des Jahres 2022 um mindestens acht bis zehn Prozent teurer und ich möchte erklären, woran das liegt:
Drastische Senkung des Rechnungszinses kommt
Im Bereich der Lebensversicherungen, zu der auch die BU-Versicherung gehört, gibt es einen sogenannten Höchstrechnungszins, häufig auch Garantiezins genannt. Dieser wird vom Bundesministerium für Finanzen festgelegt und gilt jeweils für alle in Deutschland zugelassen Versicherer als maximale Kalkulationsgrundlage. In den vergangenen 15 Jahren ist der Garantiezins von ehemals 2,75 auf aktuell 0,9 Prozent gesunken. Eine weitere Reduzierung auf 0,25 Prozent wurde in diesem Jahr beschlossen. Seinen historischen Höchststand hatte der Rechnungszins in den 90er Jahren mit 4,0 Prozent, ein wohl auf lange Sicht utopischer Wert.
Nun könne man meinen, dass der Rechnungszins lediglich für klassische Lebens- oder festverzinste Rentenversicherungen Relevanz hat. Tatsächlich wirkt er sich aber auf andere Produkte im Bereich der Leben-Sparte aus. Darunter fällt nicht nur die Berufsunfähigkeitsversicherung, sondern auch weitere Produkte zur Absicherung der Arbeitskraft, wie bspw. die Grundfähigkeitsversicherung, die Erwerbsunfähigkeitsversicherung sowie die Dread-Disease-Versicherung.
Versicherer prognostizieren acht Prozent höhere Prämien
Bei Abschluss eines solchen Vertrags muss der Versicherer kalkulieren, wann der Eintritt eines Versicherungsfalles am wahrscheinlichsten ist und bis dahin Rückstellungen bilden. Da für derartige Rückstellungen nur noch geringere Zinsen zu erwarten sind, muss entsprechend mehr Geld angespart werden, um die gleiche Summe zu erreichen. Dies wiederum hat eine Beitragserhöhung zur Folge. Die ersten Versicherer haben bereits Prognosen abgegeben, wonach sie die Beiträge um ca. acht Prozent anheben werden müssen. Ein realistisches Szenario, wie folgendes Beispiel zeigt: Möchte ich 100.000 Euro in 25 Jahren mit einem jährlichen Zinssatz von 0,9 Prozent ansparen, muss ich jeden Monat 297,28 EUR zurücklegen. Bekomme ich nur 0,25 Prozent Zinsen, sind es monatlich 323,00 Euro.
Die Anpassungen dürften sich für junge Menschen besonders auswirken, da diese besonders stark von den Zinsen über die lange Laufzeit profitieren. Zusätzlich ist beim Abschluss einer BU-Versicherung das Eintrittsalter beitragsrelevant. Dieses schreitet pauschal zum 1. Januar eines jeden Jahres voran, unabhängig davon, wann man genau Geburtstag hat. Mit jedem Jahr des späteren Vertragsabschlusses wird der Beitrag dadurch zusätzlich teurer. Demnach ist damit zu rechnen, dass ein Vertragsabschluss im nächsten Jahr mindestens zehn Prozent mehr kosten wird, als die gleiche Absicherung noch im laufenden Kalenderjahr.
Abschluss noch 2021 lohnt sich – genug Vorlaufzeit einplanen
Die gute Nachricht ist, dass der Rechnungszins für die gesamte Vertragslaufzeit garantiert wird. Das bedeutet zum einen, dass sich an bestehenden Verträgen nichts ändert und zum anderen, dass man von einem Vertragsabschluss noch in diesem Kalenderjahr dauerhaft profitieren wird.
Bei all den Rechnungszinssenkungen in den letzten Jahren gab es von den Versicherern und Vermittlern verstärkt Werbung im letzten Quartal der Jahre. Da sich der Abschluss einer BU-Versicherung mit professioneller Aufbereitung der Krankenakte jedoch oftmals über Wochen bis hin zu Monaten ziehen kann, sollte man sich nicht erst am Ende des Jahres damit beschäftigen, sondern schon jetzt. Eine Entscheidung, die sich lohnen kann – jetzt doppelt und dreifach! Besonders junge Menschen können von einem Abschluss noch in diesem Jahr profitieren.