„KI hilft, Cyber-Bedrohungen besser zu verstehen“
Mehr Tempo, mehr Service, mehr Innovation versus Jobverlust, Datenmissbrauch und Cybercrime: Künstliche Intelligenz ist auch in der Assekuranz Top-Thema. In unserer Kolumne PROMPT! beziehen Experten und Entscheider Stellung. Heute: Jens Krickhahn, Regional Head of Underwriting Cyber bei Allianz Commercial.

(Foto: Allianz)
In der digitalen Welt, in der Cyber-Bedrohungen zunehmen, ist es für Unternehmen unerlässlich, sich gegen diese Risiken abzusichern. Cyber-Policen gewinnen damit an Bedeutung, und die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) im Underwriting-Prozess wächst. KI-Technologien bieten innovative Lösungen, um Risiken präziser zu bewerten und maßgeschneiderte Versicherungen anzubieten.
Nicht von der Stange
Underwriting ist der Prozess, bei dem Versicherer die Risiken potenzieller Versicherungsnehmer bewerten, um zu entscheiden, ob und zu welchen Konditionen eine Versicherungspolice angeboten wird. Relevant ist das Underwriting vor allem im Firmen- und Industriegeschäft, weil die Exponierung etwa durch Internationalität, Geschäftsmodell und dergleichen heterogen ist. Daher gibt es kein fertiges Produkt von der Stange, die Policen sind sehr individuell, und das Pricing ist komplex. Standardtarife, in die Kunden eingeordnet werden können, gibt es nicht. Im Cyber-Underwriting kommt durch die dynamische und oft schwer vorhersehbare Bedrohungslage eine weitere Komplexität hinzu.
Potenzielle Risiken aufspüren
Daher ist im Cyber-Underwriting-Prozess das Risk Assessment, also die Risikobewertung, ein zentraler Bestandteil. Im Firmen- und Industriegeschäft von Allianz Commercial wird dieser Prozess zunehmend durch KI unterstützt, um die vielfältigen und sich schnell ändernden Bedrohungen besser zu verstehen. KI-Technologien ermöglichen es, große Datenmengen zu analysieren und Muster zu erkennen, die auf potenzielle Risiken hinweisen. Dies umfasst die Bewertung von Schwachstellen in IT-Systemen und das Monitoring von Netzwerkaktivitäten.
Durch den KI-Einsatz im Risk Assessment kann die Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) – als Industrie-Teil von Allianz Commercial – nicht nur die aktuellen Risiken eines Unternehmens genauer einschätzen, sondern auch zukünftige Bedrohungen identifizieren. Dies führt zu einer dynamischen und adaptiven Risikobewertung, die es ermöglicht, Lösungen anzubieten, die den jeweiligen Bedürfnissen gerecht werden.
KI als Gamechanger
Ein anderes Beispiel für den Einsatz von KI im Cyber-Underwriting ist die Partnerschaft zwischen Allianz Commercial und dem Managing General Agent (MGA) Coalition. Diese Zusammenarbeit kombiniert Allianz-Expertise mit den KI-gestützten Technologien von Coalition, mithilfe derer kontinuierlich Bedrohungsinformationen überwacht und analysiert werden. Dadurch können Unternehmen nicht nur besser gegen bestehende Risiken abgesichert werden, sondern auch Maßnahmen ergreifen, um zukünftige Bedrohungen zu verhindern. Die Fähigkeit, präventiv zu handeln, ist ein entscheidender Vorteil für Unternehmen in einem zunehmend komplexen digitalen Umfeld.
Ist KI also ein Game Changer im Underwriting? Ja! Denn insgesamt verändert die Integration von KI die Art und Weise, wie Cyber-Risiken bewertet und gemanagt werden, grundsätzlich. Für Unternehmen bedeutet dies nicht nur besseren Schutz, sondern auch größere Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in einer sich ständig verändernden Welt. Die Kooperation der Allianz mit Coalition wiederum ist ein Beispiel dafür, wie innovative Technologien und traditionelle Versicherungsansätze erfolgreich kombiniert werden können.
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