Coronablues: Junge Menschen brauchen mehr Psychotherapie
Die Nachfrage nach psychotherapeutischen Angeboten für Kinder und Jugendliche nimmt weiter zu. Die Barmer verzeichnete im vergangenen Jahr 6,3 Prozent mehr Anträge. Welche Rolle Corona dabei spielt.
Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland sind in psychotherapeutischer Behandlung. Innerhalb von elf Jahren hat sich die Zahl der jungen Patientinnen und Patienten mehr als verdoppelt. Das geht aus dem aktuellen Arztreport der Barmer hervor. Demnach benötigten 2019 rund 823.000 Kinder und Jugendliche psychotherapeutische Hilfe, 104 Prozent mehr als 2009. Und der Trend dürfte sich in diesem Jahr noch verstärkt haben: „Corona hinterlässt besonders bei den jungen Menschen Spuren, die ohnehin schon psychisch angeschlagen sind", sagt Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer.
Die Krankenkasse ist mit knapp neun Millionen Versicherten die Nummer 2 in Deutschland. Sie verzeichnete bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (bis 24 J.) gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg bei der Akutbehandlung sowie den Anträgen etwa für eine erstmalige Therapie und deren mögliche Verlängerung um sechs Prozent auf mehr als 44.000 Fälle. „Psychische Probleme können für Kinder und Jugendliche ernste Folgen haben. Deshalb ist es wichtig, auf ihre Alarmsignale zu achten. Zeitnahe Hilfe und Prävention können viel dazu beitragen, dass psychische Probleme erst gar nicht entstehen oder sich verstetigen und zu einer psychischen Erkrankung führen”, so Straub.
Psychotherapie gegen Anpassungsstörungen
Von den jungen Barmer-Patienten erhielten im vergangenen Jahr rund 20 Prozent erstmals eine klassische Psychotherapie. Häufig waren laut Arztreport Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen ausschlaggebend. „Die Ursachen dafür sind vielschichtig und können von Trauererlebnissen bis hin zum Mobbing reichen”, heißt es in dem Bericht. Die zweithäufigste Ursache waren Depressionen, gefolgt von emotionalen Störungen im Kindesalter.