Amazon macht jetzt auch in Versicherungen
Mit dem „Amazon Insurance Accelerator“ versucht sich der Internetkonzern als indirekter Produkthaftpflichtversicherer für seine Händler – und könnte die Branche demnächst das Fürchten lehren. Noch beschränkt sich das Angebot jedoch auf die USA. Zwei deutsche Versicherer machen bereits mit.
Wenn sich der Internetriese Amazon auf fremdes Terrain wagt, sorgt das in der betroffenen Branche ganz schnell für helle Aufregung. Zuletzt war das beim Vorstoß in den Lebensmitteleinzelhandel (Amazon Fresh) der Fall. Nun ist die Assekuranz an der Reihe. Hintergrund: Das Online-Handelshaus hat mit dem „Amazon Insurance Accelerator“ eine Haftpflichtversicherung für Händler ins Leben gerufen. Bislang beschränkt sich das Angebot auf den US-Markt. Doch bei Erfolg dürften der exzentrische Konzerngründer Jeff Bezos und sein Team nicht zögern, das Modell auch auf andere Länder zu übertragen.
Vorstoß könnte Regulierungsfristen revolutionieren
Und so funktioniert der Accelerator: Bei Schäden oder Verletzungen durch bei Amazon gekaufte Waren können sich Verbraucher direkt an den Kunden-Support des Handelskonzerns wenden. Dieser stellt den Kontakt zu Verkäufer und Versicherer her. Der Clou: Für Schäden bis zu 1000 US-Dollar, die den Großteil der Fälle ausmachen, springt Amazon zunächst selbst ein. Das Prinzip erinnert an den „Käuferschutz“, bei dem Privatkäufer im Falle fehlerhafter und nicht gelieferter Ware direkt von Amazon entschädigt werden.
Die Versicherungsvariante spare nach Unternehmensangaben sowohl privaten Käufern als auch mittelständischen Verkäufern Zeit und sorge für mehr finanzielle Sicherheit beim Shopping auf dem digitalen Marktplatz. Amazon selbst agiert dabei jedoch „nur“ als Vermittler. Ein Vermittler mit enormer Marktmacht, der offenbar einer ganzen Branche seine Bedingungen aufdrücken kann. Denn laut Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ gibt Amazon den Versicherern maximal 30 Tage Zeit, einen gemeldeten Schaden abzuwickeln. Zudem behalte sich der Internetriese vor, abgelehnte Schadenansprüche noch einmal selbst zu prüfen. Kommt er zu einem anderen Ergebnis als die Versicherer, bezahlt er den Schaden aus eigener Tasche – und nimmt den Versicherer gegebenenfalls in Regress.
Auch deutsche Unternehmen haben sich angeschlossen
Die Assekuranz scheinen diese „Eintrittsbedingungen“ jedoch nicht abzuschrecken. Dem Netzwerk „Amazon Insurance Accelerator“ haben sich bereits mehrere Versicherer angeschlossen. Neben dem Industrieversicherungsmakler Marsh sowie den Versicherern Chubb und Hiscox sind mit der Munich Re und deren Erstversicherungstochter Ergo Group auch zwei große deutsche Player mit im Boot. Insbesondere bei Marsh ist man von den Vorteilen des Amazon-Modells überzeugt: „Der Amazon Insurance Accelerator macht es Verkäufern leicht, wettbewerbsfähige Angebote von seriösen Versicherern einzuholen, die hinter ihrem Geschäft stehen, und ihnen ein beruhigendes Gefühl geben“, so Anita Sathe, Leiterin der US-Sparte von Marsh.