27.07.2020 Branche

Zurich zieht sich aus Ölpipeline-Projekt zurück

Der bisherige Hauptversicherer steigt aus: Hoher Druck und ein Nachhaltigkeitsversprechen waren offenkundig ausschlaggebend für die Zurich aus dem Vorhaben des Aubaus der Pipeline „Trans Mountain“ in Kanada auszusteigen.

Der Ausbau der „Trans Mountain“-Pipeline im Westen Kanadas gerät durch den Rückzug mehrerer Versicherer in Gefahr. (Foto: © Oksana - stock.adobe.com)
Der Ausbau der „Trans Mountain“-Pipeline im Westen Kanadas gerät durch den Rückzug mehrerer Versicherer in Gefahr.
(Foto: © Oksana - stock.adobe.com)

Die Schweizer Zurich Insurance Group ist aus dem umstrittenen Ölpipeline-Projekt „Trans Mountain“ in Kanada ausgestiegen. Der auch in Deutschland tätige Versicherer war bisher Hauptversicherer des Vorhabens. Eine Sprecherin der Zurich bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters den Rückzug. Der Versicherer werde den Vertrag, der im August dieses Jahrs ausläuft, nicht verlängern.

Die Pipeline „Trans Mountain“ verläuft auf einer Länge von 1150 Kilometern von der Provinz Alberta, in der es riesige Erdölvorkommen gibt, bis in die westkanadische Küstenstadt Vancouver, von wo aus Erdöl unter anderem nach Asien exportiert wird. Mit dem Projekt soll die bestehende Pipeline ausgebaut und die Kapazität erweitert werden. Die Anlage befördert aus Ölsand gewonnenes Öl und führt durch umweltsensibles Gebiet. Umweltschützer und die indigene Bevölkerung Kanadas protestieren schon lange gegen das Projekt, an dem mehrere deutsche Versicherer beteiligt sind oder waren.

Wachsender Druck auf deutsche Versicherer

 

Die Talanx hat sich bereits im Mai zurückgezogen. Andere Versicherer wie die Munich Re sind indes noch beteiligt, haben allerdings angekündigt, die anstehende Vertragsverlängerung zu prüfen und der neuen Zeichnungsrichtlinie für Ölsande anzupassen. Die grundsätzliche Kritik an den Umwelt- und Klimafolgen durch den als hochgradig schädlich geltenden Abbau von Ölsanden, dürften nun auch bei Zurich für die Entscheidung ausschlaggebend gewesen sein. Der Versicherer hatte 2019 eine Klimaschutzselbstverpflichtung unterschrieben. Der sogenannte „Business Ambition for 1,5 °C Pledge“ zielt darauf ab, die durchschnittliche globale Erwärmung bis 2030 auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.

Der Druck auf die deutschen Versicherer war in den vergangenen Monaten gewachsen. Die eigenen Nachhaltigkeitsziele seien mit einem Engagement für fossile Energieträger wie Öl nicht vereinbar, so ein zentraler Vorwurf vor allem von Non-Profit-Organisationen. „Versicherer, die es mit dem Klimaschutz ernst meinen, müssen solche Projekte dringend ausschließen. Jetzt muss auch Munich Re beweisen, dass sie es mit dem Klimaschutz ernst meint und aufhören, die Trans Mountain-Pipeline zu versichern, sobald der Vertrag zur Verlängerung ansteht“, sagt Regine Richter von der Organisation „urgewald“. Der Verein aus dem nordrhein-westfälischen Sassenberg setzt sich laut eigenen Angaben als „Anwalt für Umwelt und Menschenrechte“ ein. Der Rückzug der Zurich wird dort als Erfolg gewertet.

 


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