Prinzip Co-Intelligenz:
So entlastet KI Ihr Team
Mehr Tempo, mehr Service, mehr Innovation versus Jobverlust, Datenmissbrauch und Cyber-Kriminalität: Künstliche Intelligenz ist auch in der Assekuranz Top-Thema. In unserer KI-Kolumne PROMPT! beziehen Experten und Entscheider Stellung. Heute: Johannes Oberhofer, Leiter Digital Hub bei der Bayerischen

(Foto: Die Bayerische)
Zehn Stunden mehr Zeit pro Woche. Klingt erst mal nach einem Marketingversprechen. Doch genau dieses Potenzial liegt in vielen Maklerbüros ungenutzt brach. Nicht, weil die Technologie fehlt, sondern weil sie nicht konsequent eingesetzt wird. Die Realität ist eindeutig: Künstliche Intelligenz wird in vielen Teams noch wie ein nettes Spielzeug behandelt. Ein Textgenerator hier, ein Analysetool dort. Jeder probiert für sich, doch der große Effekt bleibt aus – viel Neugier, wenig Entlastung. Genau hier greift das Prinzip Co-Intelligenz: Mensch und Maschine arbeiten nicht nebeneinander, sondern miteinander.
Wo geht die Zeit verloren?
Fragen Sie sich ehrlich, wofür Ihr Team heute die meiste Zeit aufwendet. Für Protokolle nach Kundengesprächen, für das manuelle Zusammenstellen von Angeboten, für Standardmails, die sich ständig wiederholen, oder für Recherchen, die längst automatisiert laufen könnten? All diese Aufgaben sind wichtig, aber sie binden Energie, die an anderer Stelle fehlt. Und genau diese Stellen sind entscheidend: persönliche Gespräche, Vertrauensaufbau, strategische Beratung.
Ein häufiger Grund für Zurückhaltung ist die Sorge um Datenschutz. Und die ist berechtigt. Sensible Kundendaten gehören nicht in öffentliche Tools. Doch das bedeutet nicht, dass KI vom Tisch ist. Entscheidend ist die Trennung. Vertrauliche Daten wie Policen oder Gesundheitsinformationen bleiben in geschützten Systemen. Allgemeine Daten wie Markttrends, Mustertexte oder Standardvergleiche lassen sich sehr gut mit KI bearbeiten. Wer diese Trennung beherrscht, gewinnt Sicherheit. Und kann KI dort einsetzen, wo sie echten Mehrwert schafft, ohne Vertrauen zu gefährden.
Tool-Flut als Stolperstein
Ein weiteres Hindernis ist die wachsende Zahl an Anwendungen – von kostenlosen Programmen über Pro-Versionen bis hin zu spezialisierten Branchenlösungen. Die Auswahl ist groß, fast zu groß. Statt Zeit zu sparen, geht sie im Testen verloren. Der entscheidende Punkt ist deshalb die gezielte Auswahl. Es braucht keine perfekte All-in-One-Lösung, sondern ein oder zwei Werkzeuge, die in den Alltag passen, sicher sind und einen klaren Nutzen bieten. Erst wenn diese Werkzeuge erprobt sind, lohnt sich der nächste Schritt. Und häufig helfen Partner aus der Branche bei der richtigen Auswahl. Das spart Zeit und verhindert Fehlentscheidungen.
Schritte zur echten Entlastung
Aufgabeninventur: Alles, was mehr als 30 Minuten pro Tag kostet und keine vertraulichen Daten enthält, ist ein Kandidat für KI-Unterstützung. Dazu gehören Standardtexte, Angebotsvorlagen oder erste Rechercheschritte. Pilotieren statt diskutieren: Nicht zehn Tools gleichzeitig testen, sondern ein einziges mit einem klaren Ziel. Beispiel: In vier Wochen fünf Stunden wöchentlich sparen. So wird KI vom Buzzword zum messbaren Helfer. Skalieren mit Plan: Was funktioniert, wird Standardprozess. Was nicht funktioniert, wird gestrichen. So entsteht Co-Intelligenz. Der Mensch entscheidet, die KI liefert zu.
Doch wofür die gewonnene Zeit nutzen? Das Ziel ist, Raum für das Wesentliche zu schaffen. Für persönliche Gespräche, die Pflege von Netzwerken, neue Geschäftsideen. Versicherung bleibt Vertrauenssache. KI kann vorbereiten, sortieren und beschleunigen. Doch die Entscheidung für das Richtige bleibt menschlich.
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