Gesundheitsportal: Mehrere Versicherer steigen aus
„Meine Gesundheit”, eine digitale Plattform privater Krankenversicherer, hat ihre besten Zeiten hinter sich. Drei von vier angebundenen Versicherungen kehren dem Projekt den Rücken, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“.
„Ihr einfacher Zugang zu digitalen Services“, „So einfach wie nie: modernes Rechnungsmanagement“, „digitale Services, die Ihre Gesundheit unterstützen” – mit Aussagen wie diesen schwärmt die Axa vom elektronischen Portal „Meine Gesundheit“. Nun könnte der Kölner Versicherer der einzige bleiben, der dort angebunden ist. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) droht einem der prestigeträchtigsten Digitalisierungsprojekte der privaten Krankenversicherer das Aus. Drei der vier Versicherer des Gesundheitsportals werden die Plattform Mitte 2023 verlassen: Marktführer Debeka, die HUK-Coburg und die Versicherungskammer Bayern (mit den Marken Union und Bayerische Beamtenkrankenkasse). Damit würden nur die Axa und der Arztsoftware-Hersteller Compugroup an Bord bleiben, die das Portal 2016 initiiert hatten.
Papierlose Abrechnung
Mit 1,4 Millionen Nutzern ist „Meine Gesundheit" laut SZ die meistgenutzte digitale Gesundheitsplattform in Deutschland. Die – noch – beteiligten Versicherer kommen auf rund vier Millionen Vollversicherte. Zu den Dienstleistungen des Portals gehören unter anderem die papierlose Abrechnung sowie die Möglichkeit einer Direktüberweisung. Außerdem sind eine Arztsuche und ein Tool zur Terminvereinbarung integriert. Auch eine persönliche elektronische Gesundheitsakte für alle Vollversicherten ist Bestandteil des Angebots.
Starke Anbindung vs. weiche Services
Nach SZ-Informationen gab es zwischen den bisherigen Partnern Streit über die künftige Ausrichtung der Plattform: Sollte sie sich mehr für allgemeine gesundheitsfördernde Dienste öffnen oder vor allem die Anbindung der Kunden an die Versicherer verbessern? Die drei Gesellschaften, die jetzt gehen, wollen die bessere Anbindung. Derzeit ist die Rechnungsabwicklung für die Kunden noch die wichtigste digitale Anwendung. Laut Debeka nutzen nur rund zehn Prozent ihrer Versicherten die anderen Angebote von „Meine Gesundheit“.
Schleppende Fortschritte
Dem Vernehmen nach hat für den Ausstieg auch eine Rolle gespielt, dass der Softwarepartner bei der Weiterentwicklung der Plattform und der Entwicklung einer elektronischen Patientenakte nicht recht vorankommt – anbei ist das ein Schlüsselelement der Digitalisierung des Gesundheitswesens „Hintergrund ist, dass sich unterschiedliche strategische Prioritäten der Serviceangebote entwickelt haben“, schrieben die Versicherer an ihre Mitarbeiter. Die drei Aussteiger müssen sich nun rasch um eine Alternative bemühen. Im Software-Markt sind zwar etliche Player aktiv, aber bei vielen hakt es vor allem in Sachen elektronische Patientenakte.