GKV oder PKV: Wo steigen die Beiträge stärker?
Eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts des Verbands der Privaten Krankenversicherung will nachweisen, dass die Beiträge in der PKV in den vergangenen zehn Jahren langsamer gestiegen sind als in der gesetzlichen Krankenversicherung.
In der Privaten Krankenversicherung (PKV) werden die Beiträge 2023 um durchschnittlich 3,7 Prozent steigen. Laut des Verbands der Privaten Krankenversicherung sind davon rund ein Drittel der Privatversicherten betroffen. Aufgrund solcher Beitragsanstiege zögern viele Menschen, sich für eine private Absicherung zu entscheiden, auch wenn die erforderlichen Einkommensgrenzen überschritten werden. Die Branche hat ein Teuer-Image, dem die Lobbyisten des PKV-Verbands seit Jahren versuchen entgegenzutreten.
PKV-nahes Institut errechnet höhere Beitragssteigerungen in der GKV
Nun präsentiert der Verband eine Untersuchung durch das eigene Wissenschaftliche Institut der PKV (WIP), die belegen soll, dass die Beiträge in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) langfristig stärker steigen als in der PKV. Beachtet werden muss dabei, dass der Zuwachs in der GKV auf der Zunahme der beitragspflichtigen Einkommen basiert, während in der PKV tarifabhängige Prämiensteigerungen sowie Tarifwechsel und die Zinsentwicklung die entscheidenden Determinanten sind. Das WIP betrachtet vor allem die Entwicklung zweier Kennzahlen: Die Summe der Beitragseinnahmen und den GKV-Höchstbeitrag. Erstere seien aufgrund der guten konjunkturellen Entwicklung um 34,7 Prozent von 2013 bis 2021 gestiegen (für die Jahre 2022 und 2023 wurden Schätzwerte verwendet). Letzterer sei aufgrund der Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze von 2013 bis 2023 sogar um 40,5 Prozent gestiegen. In Kombination bedeutet das im Durchschnitt pro gesetzlich Versichertem einen jährlichen Anstieg von 3,4 Prozent im Jahr. Im gleichen Zeitraum ergibt sich in der PKV laut WIP-Berechnungen nur ein Anstieg der durchschnittlichen Beitragsbelastung von 2,8 Prozent pro Jahr für Vollversicherte.
„Die Daten aus zehn Jahren zeigen: Privatversicherte haben eine vergleichsweise günstige Beitragsentwicklung. Leider wird der Eindruck oft verfälscht durch ein Wechselbad von mehreren stabilen Jahren und dann plötzlich einer sprunghaften Erhöhung. Das liegt an überholten gesetzlichen Vorgaben, die einen stetigeren Beitragsverlauf verhindern. Unsere Reformvorschläge werden auch von Verbraucherschützern unterstützt, aber seit Jahren von der SPD in der Regierung blockiert“, sagt Florian Reuther, PKV-Verbandsdirektor. Tatsächlich scheint es jedoch fraglich, inwiefern die Beitragseinnahmen, die sich im jeweiligen System unterschiedlich zusammensetzen, einen belastbaren Vergleich zwischen PKV- und GKV-Beitragsanstiegen wirklich zulassen.
PKV-Kunden werden laut Verband besser informiert
Kritik übt der Verband auch an anderer Stelle. Die Erhöhung des durchschnittlichen Zusatzbeitrags um 0,3 Prozentpunkte in der GKV im kommenden Jahr könnten viele Versicherte zunächst gar nicht mitbekommen. Hintergrund sei der Beschluss der Ampel-Koalition, dass die Krankenkassen ihre Kunden anders als üblich darüber nicht direkt per Brief informieren müssen. Die Unternehmen der PKV informieren laut ihres Verbands hingegen mindestens einen Monat im Voraus über jede aus ihrer Sicht notwendige Beitragserhöhung. Das sei transparenter. Zu bedenken sei auch, dass, anders als in der GKV, die Privaten Krankenversicherer die Beitragseinnahmen nicht nur für die Deckung der laufenden Kosten, sondern auch für die Bildung von Rücklagen für die Zukunft verwenden würden.