Insurtechs: digital, flexibel und fair
FOCUS-MONEY und FOCUS-MONEY-Versicherungsprofi haben erneut die wachsende Branche der digitalen Versicherungsexperten unter die Lupe genommen. Trotz unsicherer Zeiten verbessert sich die Branche auf breiter Front.
Corona-Krise eine Chance.
Für krisenbedingte Veränderungen in der Coronakrise ist vor allem derjenige gerüstet, bei dem Eigenschaften wie Unternehmergeist, Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit von Haus aus besonders ausgeprägt sind. Ein Beispiel hierfür sind Insurtechs (aus den englischsprachigen Wörtern für Versicherung und Technologie zusammengesetzt). Die Plattformlösungen dieser digitalen Versicherungsexperten sind flexibel und auf Datenaustausch ausgelegt, die Prozesse in der Regel volldigital. Home-Office war bereits vor Corona etabliert. Die Mitarbeiter sind überdurchschnittlich jung, technikaffin und veränderungsbereit. Beste Voraussetzungen also, um die coronabedingte Rezession zu meistern.
Digitale Treiber.
Der Anspruch der Insurtechs ist die Weiterentwicklung der Branche durch neue technische Systeme und alternative Geschäftsmodelle. Sie tragen dazu bei, die Versicherungswirtschaft innovativer, schneller und effizienter zu machen und bieten dem Kunden neue Möglichkeiten. Der überwiegende Teil von ihnen konzentriert sich dabei auf einzelne Aspekte der Wertschöpfungskette, etwa Vermittlung, Schadenabwicklung oder IT-Unterstützung. Einige Start-ups verfügen über die erforderliche BaFin-Lizenz und bieten eigene Versicherungsprodukte an.
Im Kooperationsmodus.
Der Blick in die Gegenwart zeigt eine erstaunlich robuste Branche, die an ihren Geschäftsmodellen festhält, aber deutlich pragmatischer geworden ist. Inzwischen ist aus dem Gegeneinander fast überall ein Miteinander geworden. „Die Insurtech-Branche ist flächendeckend im Kooperationsmodus“, bemerkte schon die international tätige Strategieberatung Oliver Wyman in ihrem „Insurtech-Radar 2019“ fest. Der Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche Bitkom stellt zudem in einer aktuellen Befragung von 200 Start-ups fest, dass 90 Prozent der befragten Unternehmen mit Mittelständlern und Konzernen kooperieren. Vor einem Jahr waren es erst 79 Prozent.
Hohe Marktdurchdringung.
Viele Insurtechs haben bereits eine erstaunliche Marktdurchdringung erreicht und dürften fast jedem Verbraucher, auch wegen enormer Marketingausgaben, bekannt sein. Sie bieten echte Mehrwerte, die Kunden schätzen. Ein Beispiel ist der für viele mittlerweile regelmäßige jährliche Wechsel der Kfz-Versicherung über Vergleichsportale. Das attraktive Produktangebot wird ergänzt durch positiv wahrgenommene Kundenkommunikation, Beratung und Serviceleistungen. Die Insurtech-Branche verbucht inzwischen eine hohe Akzeptanz bei ihren Kunden – und wird als leistungsstark, dienstleistungsorientiert und fair wahrgenommen.
Erfreuliche Ergebnisse.
Diesen Eindruck bestätigt die aktuelle Fairness-Studie des Kölner Analysehauses ServiceValue in Kooperation mit FOCUS-MONEY-Versicherungsprofi. Insgesamt konnte die Branche ihr Fairness-Level zum Vorjahr noch einmal steigern. In den Teildisziplinen Fairstes Produktangebot und Fairster Schadenservice sogar erheblich mit einem Zuwachs von 1,2 Indexpunkten. „Nach dem Urteil der Kunden zeigt die gute Performance der digitalen Versicherungsexperten bisher keine Anzeichen einer Krise. Die Produkte und Dienstleistungen haben sich im Markt etabliert“, sagt Dr. Claus Dethloff, Geschäftsführer von ServiceValue.
Langfristige Perspektiven.
Traditionell fehlt es den schnell wachsenden, aber noch wenig rentablen Unternehmen an Liquidität. Hier sind etablierte Versicherer, die langfristig Rücklagen bilden konnten und Umsatzeinbußen besser wegstecken können, klar im Vorteil. Dieser Umstand könnte weiteren Nährboden für Kooperationen oder Übernahmen bieten. Aktuell schwanken laut dem Beratungsunternehmen Willis Towers Watson die Investitionen in Insurtech-Start-ups quartalsweise sehr stark. „Ob und wie der Insurtech-Markt sich von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie erholen wird, werden wir erst in ein bis zwei Jahren sehen“, sagt Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungsberatung bei Willis Towers Watson Deutschland.
Die Fairsten.
- Sehr Gut: allesmeins, asuro, Check24, Clark, Helden, ONE Versicherung, ottonova, treefin, Verivox
- Gut: fairr, FRI:DAY, friendsurance, Knip, mobilversichert, nexible, SCHUTZKLICK, ted, volders, wefox
So wurden die Rankings ermittelt
ServiceValue hat im Autrag von FOCUS-MONEY und FOCUS-MONEY-Versicherungsprofi erneut die Fairness von digitalen Versicherungsexperten, den sogenannten Insurtechs, untersucht. Dafür hat das Kölner Beratungs- und Analyseinstitut 1793 Kundenurteile eingeholt und ausgewertet.
Um den Begriff „Fairness” messbar zu machen, ließen die Fachleute 23 Service- und Leistungsmerkmale beurteilen. Die einzelnen Parameter beeinflussen die Bindung des Kunden zum Anbieter unterschiedlich stark. Wie intensiv die „Kundenbindungstreiber” wirken, hat die Studie anhand einer sogenannten Relevanzanalyse ermittelt. Die ServiceValue-Analysten errechneten über eine vierstufige Bewertungsskala für jedes Service- und Leistungsmerkmal einen normierten Indexwert. Die daraus abgeleiteten Leistungsprofile ermöglichen den Vergleich mit dem Gesamtmarkt.
Das Urteil „Fairster Digitaler Versicherungsexperte” ergibt sich aus den Ergebnissen der fünf Teilkategorien, die zu gleichen Teilen in das Gesamtergebnis einfließen. Die Note „Gut” erhalten alle Unternehmen, die einen überdurchschnittlichen Wert erzielt haben. Wer über dem Durchschnitt der mit „Gut” bewerteten liegt, wird mit der Note „Sehr Gut” belohnt.