Kolumne 22.08.2024 Vermittlerwelt

PKV: Kostenschock clever kontern

Für einkommensstarke Angestellte und Selbstständige sind in jungen Jahren niedrige Beiträge in der privaten Krankenversicherung verlockend. Die Kostenersparnis sollte aber frühzeitig genutzt werden, um Beitragssteigerungen zu kompensieren. Der Aufbau einer Rürup-Rente ist hier eine kluge Strategie.

Bastian Kunkel ist Bestseller-Autor („Total ver(un)sichert“), Finanzfachwirt, CEO von VMK Versicherungsmakler und Gründer der Social-Media-Marke „Versicherungen mit Kopf“ mit über 800.000 Followern auf YouTube, Instagram und TikTok. (Foto: Artur Derr)
Bastian Kunkel ist Bestseller-Autor („Total ver(un)sichert“), Finanzfachwirt, CEO von VMK Versicherungsmakler und Gründer der Social-Media-Marke „Versicherungen mit Kopf“ mit über 800.000 Followern auf YouTube, Instagram und TikTok.
(Foto: Artur Derr)

Der Gedanke, im Alter die Beiträge zur privaten Krankenversicherung (PKV) nicht mehr stemmen zu können, jagt vielen Versicherten einen gehörigen Schrecken ein. Talkshows sind voll von Geschichten, in denen ältere Menschen von horrenden Kosten berichten. Doch diese Panikmache basiert oft auf Fehlinformationen und einer unzureichenden Planung. Die gute Nachricht lautet: Mit der richtigen Strategie kann die PKV auch im Alter günstiger bleiben als die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Ein entscheidender Schlüssel dazu ist die Rürup-Rente.

Falsche Motive für den Wechsel in die PKV sind ein grundlegendes Problem

 

Viele Selbstständige und Gutverdiener entscheiden sich aus einem einzigen Grund für die PKV: Sie wollen Geld sparen. Das funktioniert für junge, gesunde Menschen. Doch wer die PKV nur als Sparmodell nutzt, übersieht, dass die Beiträge im Alter steigen – unabhängig vom Einkommen. Die Folge: Viele ältere Versicherte haben Schwierigkeiten, ihre PKV zu finanzieren. Die Lösung? Den Spareffekt, den man in jungen Jahren erzielt, sinnvoll investieren.

Das ist eine clevere Idee: Rürup-Rente als Beitragspuffer

 

Hier kommt die Basisrente ins Spiel. Wer die monatliche Ersparnis aus der Krankenversicherung zum Aufbau einer sogenannten Rürup-Rente nutzt, schafft sich ein finanzielles Polster, mit dem sich im Ruhestand die höheren PKV-Beiträge bequem subventionieren lassen. Die Rürup-Rente, die sich durch steuerliche Vorteile auszeichnet, hat gegenüber den flexibleren ETF-Sparplänen einen entscheidenen Vorteil:  Sie zwingt zur Disziplin und kann nicht vorzeitig gekündigt oder ausgezahlt werden. Das angesparte Kapital steht also erst zur Rentenzeit zur Verfügung.

PKV plus Basisrente – ein Beispiel zur Anschauung

 

Nehmen wir an, ein gutverdienender Angestellter, 30 Jahre alt, ohne Kinder, entscheidet sich für die PKV. Die Beiträge fallen im Vergleich zur GKV rund 200 Euro niedriger aus. Allerdings erhöht sich das Nettoeinkommen nicht um diesen Betrag. Der Effekt der geringeren Kosten einer privaten Krankenversicherung im Vergleich zur gesetzlichen wird durch eine höhere Einkommenssteuer etwas geschmälert. Doch das Gesamtkonstrukt „PKV plus Rürup-Rente“ hat ein steuerliches Ass im Ärmel: Durch die Steuerrückerstattung der Rürup-Rente im Folgejahr gleicht sich das Ganze zum Großteil wieder aus. Die geringfügigen, aber erforderlichen zusätzlichen Investitionen werden also über den Steuer-
effekt der Rürup-Rente kompensiert.

Der Wechsel zur PKV sollte niemals nur unter dem Gesichtspunkt ,Geld sparen' erfolgen.

Bastian Kunkel

Eingezahlt werden die 200 Euro in eine renditestarke und kostengünstige Rürup-Rente, die in einen ETF auf einen globalen Aktienindex (z.B. MSCI World) investiert. Über 37 Jahre hinweg kann sich daraus eine Zusatzrente von rund 700 Euro nach Steuern entwickeln. Die Inflation sollte mit einer Beitragsdynamik ausgeglichen werden. Diese zusätzliche Rente kann dann genutzt werden, um die höheren PKV-Beiträge im Alter zu subventionieren.

So wappnest Du dich als Privatversicherter für deinen Ruhestand

 

Natürlich bleibt ein Rest an Unsicherheit. Niemand kann genau vorhersagen, wie sich die Kosten der Krankenversicherung in 30 oder 40 Jahren entwickeln werden. Doch ein Vergleich zeigt: Ein Rentner, der heute gesetzlich versichert ist, zahlt auf eine Bruttorente von 2500 bis 3000 Euro monatlich etwa 300 bis 365 Euro an Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen. Ein PKV-versicherter Rentner müsste, abzüglich staatlicher Zuschüsse, wohl 600 bis 800 Euro berappen. Doch durch die Zusatzrente aus dem Rürup-Vertrag wird der Kostenvorteil der PKV im Alter gesichert – und das bei deutlich besseren Leistungen.

Gut zu wissen: Sowohl die Rente und der sich daraus ergebende GKV-Beitrag als auch der PKV-Beitrag werden in einigen Jahrzehnten deutlich höher ausfallen. Doch am Verhältnis dürfte sich wenig ändern: Das GKV-Rürup-Konzept sollte deshalb auch in Zukunft funktionieren.

Fazit: Die langfristige Planung ist der Schlüssel zur Zukunft

Der Wechsel zur PKV sollte niemals nur unter dem Gesichtspunkt „Geld sparen” erfolgen. Wer die PKV wirklich nutzen und im Alter finanzierbar halten möchte, muss frühzeitig vorsorgen. Die Rürup-Rente ist dabei ein hervorragendes Instrument, um die später steigenden Beiträge auszugleichen. Mit der richtigen Strategie ist es durchaus möglich, über das gesamte Leben hinweg nicht nur weniger zu zahlen, sondern auch von einem deutlich besseren Versicherungsschutz zu profitieren.

Die Entscheidung ob GKV oder PKV ist keine einfache und sollte gut durchdacht sein. Doch wer die Ersparnis klug investiert, kann sich auch im Alter auf die PKV verlassen – ohne Angst vor dem finanziellen Ruin.


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