26.01.2022 Branche

Ver.di-Forderung: Fünf Prozent mehr Gehalt für Versicherungsbeschäftigte

Verhandlungsauftakt: 160.000 Mitarbeiter im Versicherungsinnendienst hoffen auf mehr Geld. Die Gewerkschaft begründet ihre Forderung mit gestiegenen Preisen und den hervorragenden Ergebnissen der Unternehmen. Die Arbeitgeber halten sich eher bedeckt.

In den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder wurde zuletzt eine Tariferhöhung von 2,8 Prozent und eine „Corona-Prämie” von 1300 Euro vereinbart. (Foto: © CrazyCloud - stock.adobe.com)
In den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder wurde zuletzt eine Tariferhöhung von 2,8 Prozent und eine „Corona-Prämie” von 1300 Euro vereinbart.
(Foto: © CrazyCloud - stock.adobe.com)

Am 26. Januar haben die Tarifverhandlungen für die rund 160.000 Beschäftigten im Innendienst der privaten Versicherungswirtschaft begonnen. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Ver.di) fordert unter anderem eine Erhöhung der Gehälter um fünf Prozent und eine Einmalzahlung von 600 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Vonseiten des Arbeitgeberverbands der Versicherungsunternehmen in Deutschland (AGV) wurden die Gewerkschaftsforderungen in einem Magazinbeitrag bereits im vergangenen Jahr als „stattlich“ bezeichnet.

Ver.di verlangt Beteiligung an glänzenden Geschäftsergebnissen

 

Aus Sicht von Ver.di ist die Versicherungsbranche gut durch die Pandemie gekommen, „dafür sprechen sowohl die Wachstumsprognosen für das Geschäftsjahr 2022 als auch die guten, teilweise glänzenden Geschäftsergebnisse im vergangenen Jahr. Das ist nicht zuletzt das Verdienst der Beschäftigten”, sagt Verhandlungsführerin Martina Grundler. Gleichzeitig bedrohe die aktuelle Preisentwicklung die Realeinkommen der Beschäftigten. „Wir erwarten einen Tarifabschluss, der nicht nur die aktuelle Inflation ausgleicht und Reallohnverluste verhindert, sondern auch die Mitarbeiter an den guten Ergebnissen der Branche beteiligt”, so Grundler weiter.

Rechtsanspruch auf Homeoffice, Fortsetzung der Qualifizierung, Rückkehrrecht auf Vollzeit 

 

Neben spürbaren Gehaltserhöhungen will die Gewerkschaft einen Rechtsanspruch auf Homeoffice, eine Verbesserung der Überstundenvergütung von Teilzeitkräften und eine Verlängerung der auslaufenden Tarifvereinbarung zur Übernahme von Auszubildenden durchsetzen. Außerdem soll der ebenfalls zum Ende des Jahres auslaufende Tarifvertrag zur Qualifizierung nicht nur verlängert, sondern auch verbessert werden. Grundler: „Qualifizierung ist der Schlüssel zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit in der digitalen Transformation.” Eine weitere Verdi-Forderung in dieser Tarifrunde ist ein tarifliches Rückkehrrecht auf Vollzeit für die heute in der Branche tätigen Teilzeitbeschäftigten, die nicht unter die neue Brückenteilzeit fallen.

AGV: Preiseffekte tarifpolitisch nicht zu kompensieren

 

Wenig Begeisterung über die Forderungen zeigte erwartungsgemäß die Arbeitgeberseite. „Ich verstehe den Grundansatz der Gewerkschaft, für ihre Mitglieder eine Reallohnsicherung, also einen Inflationsaus­gleich, zu erreichen. Aber das setzt natürlich eine Inflationsentwicklung im Bereich des Üblichen voraus”, wird ein AGV-Vorstandsmitglied im Magazin „vis a vis“ zitiert. Störungen internationaler Lieferketten, Sondereffekte bei den Energiekosten oder auch die angebliche Untätigkeit der Europäischen Zentralbank seien tarifpolitisch aber nicht zu kompensieren. Ein Angebot der Arbeitgeberseite gab es vor der ersten Verhandlungsrunde nicht. Weitere Verhandlungstermine sind bereits für den 3. Februar sowie den 1. April festgesetzt.


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