GDV-Jahresbilanz: größte Sparte bringt Minus
Die Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung gingen 2022 um 6,0 Prozent zurück, was laut aktuellen GDV-Zahlen die Bilanz der gesamten Versicherungswirtschaft ins Minus drückte. Abhilfe soll die neue „Bürgerrente” bringen. Positiv entwickelten sich Private Kranken- sowie Schaden- und Unfallversicherung.
Auf seiner Jahresmedienkonferenz 2023 hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die Geschäftsergebnisse des vergangenen Jahres in den Sparten Lebensversicherung, Schaden- und Unfallversicherung sowie Private Krankenversicherung vorgestellt. Die Beitragseinnahmen der deutschen Versicherer gingen demnach über alle Sparten hinweg um 0,7 Prozent auf 224 Milliarden Euro zurück. Während die Lebensversicherung ein Beitragsminus von sechs Prozent auf 97,1 Milliarden Euro verbuchte, legten die Einnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung (+4,0 Prozent auf 80,4 Milliarden Euro) und in der Privaten Krankenversicherung (+3,1 Prozent auf 46,8 Milliarden Euro) zu. „Wir haben uns 2022 unter schwierigen Rahmenbedingungen sehr ordentlich geschlagen“, sagte GDV-Präsident Norbert Rollinger, im Hauptberuf Vorstandschef der R+V-Versicherung.
Einbruch bei Einmalbeiträgen, Plus in der bAV
Die Entwicklung bei Lebensversicherern, Pensionskassen und Pensionsfonds wurde im vergangenen Jahr vom großen Unterschied zwischen Verträgen mit Einmalbeitrag (–18 Prozent) und laufendem Beitrag (+0,6 Prozent) geprägt. Traditionell unterliegt das Geschäft gegen Einmalbeitrag stärkeren Schwankungen. 2019 verzeichneten die Lebensversicherer hier noch ein Plus von 37 Prozent. Besser als die private Altersvorsorge entwickelte sich 2022 die betriebliche Altersvorsorge, insbesondere die Direktversicherungen. Ihr Neugeschäft stieg um 13 Prozent auf gut 650.000 Verträge. Unter dem Strich kletterten die Beiträge in der betrieblichen Altersvorsorge um 3,7 Prozent auf 20,3 Milliarden Euro. Anders sah es laut GDV „vor dem Hintergrund ungünstiger Rahmenbedingungen” bei der Riester-Rente aus, wo es im Neugeschäft ein Minus von 60 Prozent gab, auch weil immer weniger Unternehmen das Produkt anbieten. Der GDV präsentierte in diesem Kontext sein Konzept einer „Bürgerrente“, die laut Rollinger „einfacher, verständlicher, nachhaltiger und renditestärker” sein soll.
Inflation beeinflusst Schaden-Kosten, PKV zufrieden
Die Schaden- und Unfallversicherung schrieb 2022 schwarze Zahlen. Die Einnahmen stiegen um vier Prozent, während die Ausgaben um 5,6 Prozent sanken. Das entspricht einem versicherungstechnischen Gewinn von fünf Prozent. Als Grund für die im Vergleich zum Rekordschadenjahr 2021 (Stichwort: Flutkatastrophe) nur moderat gesunkenen Ausgaben nannte Rollinger die hohe Inflation von fast acht Prozent, die sich in nahezu allen Sparten der Schaden- und Unfallversicherer niederschlug, etwa durch steigende Kosten für Autoersatzteile oder höhere Preise für Baustoffe. In der Privaten Krankenversicherung erreichten die ausgezahlten Versicherungsleistungen eine Höhe von rund 33 Milliarden Euro (+3,8 Prozent). Der Bestand aus Voll- und Zusatzversicherungen nahm um fast 600.000 auf insgesamt 37,8 Millionen zu (+1,6 Prozent).
2023: Branche rechnet mit Wachstum
Für das laufende Geschäftsjahr erwarten die deutschen Versicherer ein Beitragswachstum von rund drei Prozent. In der Lebensversicherung rechnet der GDV damit, dass die Beiträge in einem unsicheren Umfeld stabil bleiben. Die Zinsentwicklung dürfte hier das Geschäft befördern, während die gesamtwirtschaftliche Entwicklung es bremst. Auch in der Schaden- und Unfallversicherung geht der Verband für 2023 von zwei gegenläufigen Effekten aus. Auf der einen Seite dürfte sich die Inflation weiterhin bei Versicherungssummen und Beiträgen niederschlagen. Auf der anderen Seite ist zu erwarten, dass der starke Wettbewerb und die schwierige finanzielle Situation vieler Haushalte die Beitragsentwicklung dämpfen. Insgesamt rechnen die Kompositversicherer mit Beitragszuwächsen von sechs Prozent. Die privaten Krankenversicherer erwarten für das laufende Geschäftsjahr einen Beitragsanstieg von 3,5 Prozent. „Wenn man die schwierigen Rahmenbedingungen bedenkt – der Krieg in der Ukraine mit all seinen dramatischen Folgen für die Weltkonjunktur, vor allem der anhaltenden Inflation – dann ist das eine realistische Prognose für 2023“, sagte GDV-Präsident Rollinger.