Hedgefonds-Verluste: Allianz stellt noch mal 1,9 Milliarden Euro zurück
Die Allianz bereitet sich auf hohe Entschädigungen für einige Großanleger in den USA ein. Es geht um Verluste des „Structured Alpha Fonds” der Tochter Allianz Global Investors. Zu den bereits zurückgestellten 3,7 Milliarden Euro kommen jetzt weitere 1,9 Milliarden hinzu.
Der Versicherungskonzern Allianz bildet wegen des laufenden Rechtsstreits mit Großanlegern in den USA erneut Rückstellungen, diesmal über zusätzliche 1,9 Milliarden Euro. Grund dafür seien weitere Vergleiche zur Entschädigung von Investoren und fortschreitende Gespräche mit den US-Behörden, teilte der Dax-Konzern überraschend mit.
„Die Allianz SE ist der Ansicht, dass diese Rückstellung eine realistische Einschätzung des verbleibenden finanziellen Risikos in Bezug auf Entschädigungszahlungen an Investoren und Zahlungen im Rahmen eines möglichen Abschlusses der behördlichen Verfahren darstellt”, heißt es seitens des Unternehmens. Man strebe eine zeitnahe Beendigung der behördlichen Verfahren auf Basis der fortlaufenden Gespräche mit dem U.S.-Justizministerium und der U.S. Securities and Exchange Commission an.
Quartalsergebnis belastet
Im Jahresabschluss für 2021 ist bereits eine Belastung von rund 3,7 Milliarden Euro verbucht, nun soll die neuerliche Rückstellung den Rest des Risikos abdecken. Dieses umfasse Entschädigungszahlungen an Investoren und mögliche Zahlungen im Rahmen der behördlichen Verfahren, heißt es. Auch die Anwaltshonorare dürften beträchtliche Summen verschlingen. Die Rückstellung wird den Angaben zufolge den Quartalsüberschuss der Gruppe für das 1. Quartal nach Steuern mit 1,6 Milliarden Euro belasten. Der Quartalsüberschuss für das 1. Quartal 2022 beträgt damit nur 600 Millionen Euro – im Vorjahresquartal waren es noch 2,5 Milliarden gewesen. Das operative Ergebnis der Allianz-Gruppe liegt im 1. Quartal 2022 bei 3,2 Milliarden Euro. Die Dividendenpolitik des Konzerns bleibe davon unberührt, erklärte die Allianz. Bei der Berechnung der Ausschüttung werde die Sonderbelastung durch den US-Rechtsstreit herausgerechnet.
Kompensation für Großanleger
Grund für die finanziellen Belastungen sind Verluste, die professionelle Anleger zu Beginn der Coronakrise im Jahr 2020 mit den „Structured Alpha Fonds“ von Allianz Global Investors (AGI) erlitten hatten. Mehrere Investoren, darunter Pensionsfonds, haben die Allianz-Fondstochter daher auf Schadensersatz verklagt. Die Kläger machen geltend, dass die Manager der AGI-Hedgefonds die eigenen Richtlinien nicht eingehalten und nicht angemessen auf die Marktentwicklung reagiert hätten. Der Allianz-Vorstand lehnt eine inhaltliche Stellungnahme ab, bevor die US-Behörden ihre Untersuchungsergebnisse vorgelegt haben. Schon im Februar hatte der Konzern allerdings mitgeteilt, dass er sich mit dem Großteil der Kläger auf Vergleiche geeinigt hätte.
Hohe Quote erzielt
Allein der Lehrerpensionsfonds aus Arkansas (ATRS) erhielt demnach 643 Millionen US-Dollar und damit 83 Prozent seiner Forderungen. Der Pensionsfonds hatte 1,6 Milliarden US-Dollar in drei AGI-Hedgefonds investiert und eine Entschädigung für Kursverluste von 774 Millionen Dollar gefordert. Nach Abzug von Kosten u.a. für Anwaltshonorare bleiben dem ATRS insgesamt 507 Millionen Dollar – womöglich eine Art Präzedenzfall für andere Vergleiche. Insgesamt hatten 25 Kläger rund 6,3 Milliarden US-Dollar von der Allianz-Tochter gefordert – dem kommt die Gesamtrückstellung jetzt schon recht nahe.