18.02.2025 Branche

KI-Boost für Vermittler: Muffintech will Versicherungsvertrieb revolutionieren

Positive Nachrichten in einem schwierigen Marktumfeld: Das Berliner Insurtech sammelt 3,5 Millionen Euro ein, um seine KI-Technologie für Vermittler und Versicherer weiterzuentwickeln. Institutionelle und private Geldgeber investieren in Muffintech.

Die innovativen Köpfe von Muffintech: das Gründungsteam Tomas Gan, Felix Koepp, Simon Moser und Elli Wolf. (Foto: Prathankarnpap/stock.adobe.com/muffintech)
Die innovativen Köpfe von Muffintech: das Gründungsteam Tomas Gan, Felix Koepp, Simon Moser und Elli Wolf.
(Foto: Prathankarnpap/stock.adobe.com/muffintech)

Die vergangenen Monate waren für Insurtechs alles andere als einfach. Erst die Krise des Unicorns Wefox, dann die Insolvenz von Element – die Branche steht unter Druck. Umso bemerkenswerter ist die erfolgreiche Kapitalrunde, die muffintech nun abgeschlossen hat: Das Berliner KI-Startup sichert sich 3,5 Millionen Euro frisches Kapital, um seine Technologie weiterzuentwickeln.

Erfahrene Investoren aus der Branche an Bord

 

Die erweiterte Finanzierungsrunde wurde von den Risikokapitalgebern ff Venture Capital und Techstars angeführt und durch namhafte Investoren aus der Versicherungsbranche unterstützt. Rund 800.000 Euro stammen aus dem Förderprogramm IBB Pro FIT der Investitionsbank Berlin.
Neben institutionellen Geldgebern haben sich auch bekannte Persönlichkeiten aus der Versicherungswelt an muffintech beteiligt. Zu den Investoren gehören unter anderem der ehemalige Ergo-Chef Torsten Oletzky, Ex-Gothaer-Vorstand Oliver Brüß sowie Insurtech-Investor Daniel Feyler. „Das große Vertrauen unserer Investoren zeigt, dass wir mit unseren Lösungen den Nerv der Branche treffen“, sagt Muffintech-CEO Simon Moser.

Digitale Lösung für Makler und Versicherer

 

Muffintech entwickelt eine spezialisierte KI-Lösung für den Versicherungsvertrieb. Die Technologie nutzt verschiedene Sprachmodelle, um Prozesse für Makler und Versicherer zu optimieren. Bereits heute setzen namhafte Unternehmen auf die Software – allerdings ohne öffentliche Nennung.

Halluzinationen der Künstlichen Intelligenz reduzieren

 

Ein Großteil des neuen Kapitals fließt in die Verbesserung der firmeneigenen „Divide and Conquer“-Technologie. Dieses Konzept zerlegt komplexe Fragen in kleinere Bausteine, die separat verarbeitet und zu einer konsistenten Antwort zusammengeführt werden. Das soll die sogenannten KI-Halluzinationen reduzieren. „Mit diesem Ansatz verbessern wir die Zuverlässigkeit erheblich“, erklärt Moser. Zusätzlich wird das Versicherungsdatenmodell des Unternehmens weiter ausgebaut.

Digitalisierung bleibt Wachstumstreiber

 

Die erfolgreiche Finanzierungsrunde zeigt, dass Investoren weiterhin an das Potenzial von KI-Lösungen für die Versicherungsbranche glauben. Während andere Insurtechs unter der aktuellen Marktlage leiden, gelingt Muffintech ein wichtiger Wachstumsschritt. Mit der neuen Kapitalausstattung will das Unternehmen seine Conversational AI breiter in der Praxis etablieren und die Leistungsfähigkeit der Technologie in realen Anwendungen unter Beweis stellen.

KI-Modell – der Mitarbeiter, der niemals schläft

Simon Moser, Tomas Gan, Felix Goepp und Elli Wolf haben Muffintech 2021 gegründet. Das Insurtech entwickelt ein spezialisiertes Large Language Model (LLM), das auf die Versicherungsbranche zugeschnitten ist.

Von der Policensuche bis zum Kundenservice: Die KI-Lösung soll komplexe Arbeitsabläufe automatisieren und Maklern und Versicherern helfen, ihre Produktivität zu steigern.

Laut Muffintech arbeitet die KI „wie ein Mitarbeiter, der niemals schläft, niemals aufhört zu lernen und der nahezu unendlich viele Aufgaben gleichzeitig erledigen kann“. Die Plattform ist so konzipiert, dass sie sich direkt in die internen Systeme der Versicherer integrieren lässt und so die Workflow-Automatisierung verbessert.

Das KI-Modell wurde anhand von mehr als 30.000 Versicherungsgesprächen trainiert und hat die branchenkritische Prüfung 34d bestanden – eine Kompetenzzertifizierung für Versicherungsvermittler und -berater. Im Oktober 2024 testeten Prüfer der Industrie- und Handelskammer das Tool anhand von Fragen aus der Sachkundeprüfung für Versicherungsvermittler und -berater (§ 34d GewO). Die Ergebnisse zeigten, dass die KI von Muffintech die Bewertung „sehr gut“ erhielt und 98 Prozent der Fragen richtig beantwortete. Zum Vergleich: ChatGPT erreichte im gleichen Test nur eine Erfolgsquote von 52 Prozent.


Weitere Artikel

Listing

23.01.2025 Branche

ALH-Gruppe: Etwas mehr Umsatz, deutlich höhere Kosten

Der Konzern aus Alte Leipziger und Hallesche hat sich im Geschäftsjahr 2024 wacker geschlagen. In einzelnen Sparten legten die Beitragseinnahmen deutlich zu, dafür drückte in der Sachsparte die hohe Schaden-Kosten-Quote.

> weiterlesen
Listing

23.01.2025 Branche

Element-Pleite: Warum Versicherte und Makler jetzt handeln müssen

Das vorläufige Insolvenzverfahren gegen Element Insurance betrifft rund 400.000 Kunden – doch viele wissen gar nicht, dass der Berliner Digitalversicherer Risikoträger ihrer Hausrat-, Haftpflicht- oder Wohngebäudeversicherung ist. Vermittlerinnen und Vermittler sollten rasch aktiv werden, um Haftungsrisiken zu vermeiden.

> weiterlesen
Listing

13.12.2024 Branche

ARAG wächst noch kräftiger

Gute Stimmung zum Jahresende beim Düsseldorfer ARAG Konzern: Das Unternehmen wird im Geschäftsjahr 2024 ein sehr dynamisches Wachstum verbuchen, so eine erste Einschätzung des Vorstands. Dazu hat auch der Zukauf eines Rechtsschutzversicherers im Vereinigten Königreich beigetragen.

> weiterlesen