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30.11.2020 Vermittler im Porträt

Foto: © pro bono

Wie der Arbeit­­­geber zum Fan seiner Mitarbeiter wird

Stefan Baum: Dass die betriebliche Krankenversicherung derzeit ein Markttrend ist, freut den 41-jährigen Berliner. Wie wichtig der Status als Privatpatient für die bestmögliche Behandlung sein kann, weiß er allerdings schon viel länger. Baum wurde Spezialist in der bKV und zum Überzeugungstäter, der statt auf eine nüchterne Beratung auf das persönliche Mitarbeitererlebnis setzt. Mit einer innovativen Vermarktungsidee werden seine Kunden sogar zu Fans der Mitarbeitervorsorge.

Herr Baum, warum haben Sie die betriebliche Krankenversicherung zu Ihrem großen Thema gemacht?

An den Auslöser kann ich mich noch sehr gut erinnern. Dem Geschäftsführer der Stadtwerke waren zwei seiner drei Führungskräfte wegen missglückter Bandscheibenoperationen ausgefallen. Er fragte mich nach einer Lösung, damit so etwas möglichst nicht mehr passiert. Ich habe viel Eigenrecherche in Sachen betriebliche Krankenversicherung betrieben und viele Gespräche mit Haus-, Fach-, Zahn und Klinikärzten über die Jahre geführt. Das alles ließ sich sehr gut mit meinem Wissen rund um die betriebliche Altersversorgung verbinden. Auf einmal konnte ich vielen Kunden den Sprung in die erste Klasse der medizinischen Versorgung anbieten. Denn die Zwei-Klassen-Medizin ist leider kein Mythos. Heute ist die bKV mein absolutes Spezialgebiet als Teil einer inhabergeführten Versicherungsmakler-Gesellschaft.

Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie in diesem Gesundheitssystem gemacht?

Ich habe bei gesetzlich versicherten Familienangehörigen gesehen, dass sie nicht die bestmögliche Behandlung bekommen haben. Das hat mich natürlich getroffen. Ein Schlüsselmoment war, als ein Berufskollege und Referent mir sagte: „Wäre ich nicht privat krankenversichert, würde ich nicht mehr vor Dir stehen.“ Dazu kamen eigene Erfahrungen als Privatpatient mit dem Zugang zu bestimmten Ärzten und schnellen Terminen. Zum Beispiel lag ich einmal schon vier Stunden nach dem Besuch beim Orthopäden wegen einer Knieverletzung im MRT.

Wie bewerten Sie, dass derzeit viele Versicherer die bKV zum Trendthema erklären und zahlreiche neue Produkte auf den Markt bringen?

Grundsätzlich freue ich mich über eine größere Auswahl an Anbietern. Die bKV dient vielen als Ausgleich für das PKV-Vollgeschäft. Außerdem darf der Beitrag einer arbeitgeberfinanzierten betrieblichen Krankenversicherung wieder als Sachbezug nach § 8 EStG abgesetzt werden, das hat die Attraktivität gesteigert. Nur wenige Versicherungsgesellschaften befassen sich aber intensiv mit der Thematik und fragen auch die Praktiker, was hilfreich ist. Das Produkt muss den Unternehmer in seinen individuellen Zielen wie der emotionalen Bindung der Mitarbeiter oder der Senkung der Fluktuationskosten unterstützen. Zugleich muss aber auch der Mitarbeiter verstehen, wie das bKV-Konzept funktioniert und ihm müssen die Hemmungen genommen werden, Leistungen in Anspruch zu nehmen. Die Brille des Angestellten setzen aber leider sehr wenige Produktentwickler auf. Manchmal muss es halt dem Vertrieb schmecken.

Welches Absicherungskonzept haben Sie für Mitarbeiter?

Mein Ziel ist natürlich der Privatpatientenstatus für die Mitarbeiter des Unternehmens. Dieser bringt Vorteile wie die Behandlung durch die besten Ärzte oder freie Krankenhauswahl, zu der auch Privatkliniken zählen. Die Grundlage einer jeden bKV ist meiner Überzeugung nach der stationäre Tarif, ergänzt durch individuelle Zusatzbausteine. Die Erfahrung hat gezeigt, dass damit die höchste Wirkung für Arbeitgeber und Mitarbeiter erzielt wird. Eine große Errungenschaft in dem Zusammenhang ist die Kooperation mit einer gesetzlichen Krankenkasse, die eine bezahlbare Lösung für den ambulanten Bereich, sprich Besuch als Privatpatient beim Haus- und Facharzt, ermöglicht. Diese haben wir in unserem Konzept deutschlandweit mit einfließen lassen.

Die Zwei-Klassen-Medizin ist leider kein Mythos.

Stefan Baum, pro bono Versicherungsmakler GmbH & Co. KG

Die bKV wird im Ringen um Fachkräfte ein immer wichtigeres Instrument. Wie berücksichtigen Sie das als Makler?

Heutzutage müssen Unternehmen Mitarbeiter begeistern. Um sie zu gewinnen und zu binden, sind Zusatzleistungen ein wichtiges Instrument. Dafür haben wir die Mitarbeiterfankarte entwickelt, mit der Arbeitgeber diese Haltung kommunizieren können. Mit der Karte samt Firmenlogo schaffen wir eine haptische Unterstützung für das Angebot des Unternehmens in der Mitarbeiterversorgung und über die dazugehörige Internetpräsenz einen positiven Anker in der Außenwahrnehmung. Natürlich inkludiert die Marke den ganzen Service wie z.B. die arbeitsrechtliche und steuerliche Begleitung, die Verwaltung der Verträge und Fristen oder die Betreuung der Mitarbeiter

Wie funktioniert in Ihrem Geschäft die Beratung?

Ich setze auf eine persönliche Ansprache bei betrieblichen Veranstaltungen gemeinsam mit dem Arbeitgeber. Ich sehe meine Aufgabe darin, Mitarbeiter aufzuklären und sie für die Möglichkeiten der bKV zu begeistern. Der Unterschied der Zwei-Klassen-Medizin ist nicht greifbar, bevor er nicht erklärt wird. Die meisten haben die Unterschiede nie erlebt. Live sehe ich recht schnell, ob Verständnisprobleme auftauchen und kann einwirken. Die letzten neun Jahre haben gezeigt, dass das der richtige Weg ist. Das Verhältnis zwischen dem Arbeitnehmer und Arbeitgeber ist intensiver geworden und ich werde auch anders wahrgenommen. Ich kann schnell eine Vertrauensrolle bei den Arbeitnehmern einnehmen. Digital wäre das alles nicht umsetzbar.

Wie nutzen Sie die Zeit, wenn im Corona-Lockdown keine Betriebsveranstaltungen möglich sind?

Im ersten Lockdown lag das Geschäft fast sechs Monate brach und geplante bKV-Einführungen wurden verschoben. In der Zeit habe ich eine Markenagentur beauftragt, unser gesamtes Angebot und Services beleuchten zu lassen. Im Zuge dessen haben wir das Konzept und Layout der Mitarbeiterfankarte überarbeitet. Zusätzlich haben wir neue Kontaktkreise erschlossen und Kooperationen mit gesetzlichen Krankenkassen intensiviert. Das Interesse an Arbeitgeberveranstaltungen zum Thema Kooperation GKV und „Mitarbeiterfankarte“ ist ausgesprochen groß. Leider mussten wir aufgrund des zweiten Lockdowns die Veranstaltungen auf unbestimmte Zeit verschieben. Immerhin hatte ich dieses Jahr Zeit, vier Zertifikatskurse zum „Berater betriebliche Krankenversicherung (IHK)“ zu absolvieren, vieles davon in digitaler Form.

Welche bürokratischen Rahmenbedingungen würden Sie gern für Ihr Geschäft ändern?

Ich wünsche mir eine eindeutige steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Regelung für die bKV-Beiträge. Aktuell stehen vier Varianten für eine arbeitgeberfinanzierte betriebliche Krankenversicherung zur Verfügung, die alle unterschiedliche Voraussetzungen, Grenzen und Gesamtkosten haben. Der aktuelle Hype beruht insbesondere auf der Möglichkeit, die bKV-Beiträge als Sachbezug steuer- und sozialversicherungsfrei zu verbuchen.

Zum Abschluss: Welche Nachricht würden Sie gerne einmal über sich lesen?

Zukunftsorientierte Arbeitgeber haben dank der visionären Konzepte von Stefan Baum und seinem Team unzähligen Mitarbeitern einen neuen medizinischen Versorgungstandard verschafft und nachhaltig die Entwicklung ihrer Unternehmen gestärkt.

Vita

  • Geboren: 1979
  • 2000-2002: Ausbildung Bankkaufmann
  • seit 2002: Versicherungsmakler 
  • 2009-2010: Ausbildung zum Spezialist bAV (Deutsche Versicherungsakademie) 
  • seit 2013: Prokurist der pro bono Versicherungsmakler GmbH & Co. KG
  • 2015: Consultant der bbvs GmbH (Rentenberatungsgesellschaft)
  • 2018-2019: Berater betriebliche Vorsorge (IHK) und Gutachter für bAV und bKV
  • Seit 2019: Ausbilder für den „Berater betriebliche Krankenversicherung (IHK)“
Das Unternehmen online

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