Vergleichsportale: Für Bestandskunden in der Kfz-Versicherung wirds teurer
Nach Einschätzung der beiden Online-Maklerportale Check24 und Verivox werden insbesondere die Preise für Bestandskunden in der Kfz-Versicherung deutlich anziehen, vermutlich im zweistelligen Prozentbereich. Ob und wie sehr sich auch Neuverträge verteuern, darüber sind sich die beiden Unternehmen allerdings uneins.
Der Stichtag rückt näher: Für Inhaber von Kfz-Versicherungsverträgen, die zum Ende des Kalenderjahres auslaufen, ist der 30. November der Tag, bis zu dem eine Kündigung erfolgen muss. Die traditionelle Wechselsaison hat begonnen und damit für Millionen Autofahrer die Suche nach günstigeren Tarifen. Der Wettbewerb dürfte im diesjährigen Herbst zusätzlich befeuert werden, da auf viele Fahrzeughalter Preiserhöhungen ihrer Versicherer zukommen dürften.
Klarer Trend bei Bestandskunden, Uneinigkeit bei Neukunden
Für Bestandskunden rechnet der Onlinemakler Check24 demnach mit Beitragserhöhungen von durchschnittlich über zehn Prozent. Im Neukundengeschäft sieht die Lage laut des Vergleichsportals jedoch anders aus. „Die Preisentwicklungen bei der Kfz-Versicherung sind derzeit schwer absehbar“, sagt Michael Roloff, Geschäftsführer für Kfz-Versicherungen bei der Check24 GmbH. Aktuell sei das Preisniveau im Vergleich zum Vorjahr nahezu stabil. „In den nächsten Wochen erwarten wir fallende Neukundenpreise.“
Konkurrent Verivox erwartet auch für Versicherungswechsler Preiserhöhungen: für Vollkasko im mittleren Preissegment durchschnittlich fünf Prozent mehr als vor einem Jahr, zwei Prozent für Teilkasko und drei Prozent für die reguläre Haftpflicht. Ausgewertet wurden dafür nach eigenen Angaben die Preise, die die Versicherer vom 1. bis 10. Oktober für Neuverträge zum 1. Januar 2023 verlangten. „Große Versicherer hatten bereits einen Anstieg der Kfz-Versicherungsprämien angekündigt, unser Kfz-Versicherungsindex bestätigt diesen Trend“, sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer bei der Verivox GmbH. Für Bestandskunden erwartet das Vergleichsportal noch höhere Prämiensteigerungen, nennt hier aber keine genauen Zahlen.
Beide Unternehmen vertreiben Kfz-Versicherungen auf ihrem jeweiligen Portal und haben natürlich ein Eigeninteresse an einer lebhaften Wechselsaison. Sie werben damit, dass sich der Versicherungswechsel in diesem Jahr besonders lohnen könnte, um kräftigen Preiserhöhungen auszuweichen. Allerdings sind nicht alle Versicherer auf den Portalen vertreten. Vor allem fehlt bei beiden Maklern der Marktführer HUK-Coburg, der sich lange mit Check24 in einem Rechtsstreit befand.
Hohe Schadeninflation ein wesentlicher Preistreiber
Neben steigenden Anschaffungskosten dürfte die Hauptursache der Entwicklung die Schadeninflation sein. Die Autohersteller erhöhen alljährlich kräftig ihre Ersatzteilpreise. Dies verteuert auch die Reparaturkosten der Kfz-Versicherer nach Unfällen. Unlängst hatte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft die Praxis angeprangert und sprach in diesem Zusammenhang von einer Art Quasi-Monopol der Autohersteller im Ersatzteilmarkt. Diese verhinderten, dass preiswertere Wettbewerber auf dem Markt in Konkurrenz treten. Ein weiterer Grund ist, dass nach dem Corona-Jahr 2020 die Fahrleistung wieder anstieg. Versicherer mussten deshalb auch wieder mehr Schäden regulieren.
Druck kommt auch von den Rückversicherern, bei denen sich die Kfz-Versicherer absichern, um Großschadenereignisse wie die Flutkatastrophe des Vorjahres bewältigen zu können. Die großen Player wie Munich Re oder Hannover Rück kündigten bereits mehrfach in den vergangenen Wochen an, eine Prämiensteigerung durchsetzen zu wollen. Davon dürfte natürlich nicht allein, aber auch die Kfz-Versicherung betroffen sein.