Die Fairsten für das Maklermodell
Bürokratieflut, stockende Reformen, neue Technologien und mehr – die Anforderungen an Makler sind groß, faire Partner existenziell wichtig. Zum neunten Mal haben Vermittler die Top-Maklerversicherer und -pools gekürt.

(Foto: © contrastwerkstatt – stock.adobe.com)
Maklerschaft trotzt dem Abwärtstrend im Vertrieb.
Der Versicherungsvertrieb schrumpft seit Jahren. Bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) waren zum Juli insgesamt nur noch 179.923 Vermittlerinnen und Vermittler registriert. Mit diesem Minus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreichte der Berufsstand einen neuen absoluten Tiefststand. Die gute Nachricht: Das Maklermodell zeigt sich davon offenbar unbeeindruckt. Gegen den Trend wuchs die Zahl der registrierten Versicherungsmaklerinnen und -makler um 0,5 Prozent auf jetzt 46.771. „Das unterstreicht einmal mehr, wie zukunftsfähig das unabhängige Maklermodell ist – gerade in einem zunehmend komplexen Markt“, kommentiert Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand des AfW Bundesverbands Finanzdienstleistung.
Bei allem Optimismus: Mitunter ist auch bei den Maklern der Frust groß. Ob Dokumentationspflichten, Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen oder Vorschriften zum Datenschutz – dem Wust an Regularien und den zunehmenden bürokratischen Anforderungen sehen sich viele kaum mehr gewachsen, wie eine neuere Erhebung der Bundesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Versicherungsmakler (BFV) ergab. Danach hat mehr als ein Drittel (35,8 Prozent) der Befragten bereits mit dem Gedanken gespielt, das Business aufgrund der Problematik aufzugeben. Schließlich leidet das eigentliche Kerngeschäft, denn durch den großen Zeitaufwand fällt ein spürbarer Teil der Beratungszeit für Kundinnen und Kunden weg.
Viele Herausforderungen: von Kundenärger bis KI.
Doch es ist nicht allein die wachsende Regulierungsflut, mit der die Maklerschaft klarkommen muss. Die Vertriebsprofis sehen sich täglich mit immer neuen Problemen konfrontiert. Für erhöhten Puls sorgen teils überlange Schadenbearbeitungszeiten bei einigen Gesellschaften. Den verständlichen Ärger der Kunden darüber fangen die Makler ab. Unsicherheit erzeugt eher die Konfrontation mit dem Einsatz von KI-Tools. Dass viele Vermittelnde das Potenzial von KI noch nicht ausschöpfen und sich Hilfe wünschen, fand das AfW-Vermittlerbarometer jüngst heraus. Steigende Prämien, Reformstau bei der Altersvorsorge und zurückhaltende Kunden kommen hinzu – die Liste ließe sich lange fortsetzen.
Tausende Urteile unter der Lupe.
Mehr denn je ist deshalb die Anbindung an besonders maklerfreundliche Versicherungsgesellschaften wichtig. Welche das sind, wollten FOCUS MONEY und FOCUS MONEY-Versicherungsprofi auch 2025 herausfinden und haben mit dem Kölner Beratungs- und Analyseinstitut ServiceValue von März bis Juni zum neunten Mal eine Studie zur Fairness von Maklerversicherern durchgeführt. Auch in diesem Jahr nahmen die Fachleute wieder Maklerpools und -verbünde in die Erhebung auf.
Nahezu 800 Versicherungsmakler gaben fast 4000 Urteile ab, schließlich durften die Studienteilnehmer in jeder der sechs Produktsparten eine Versicherungsgesellschaft und zusätzlich einen Pool oder Verbund bewerten. Eine Untergliederung der Fairness-Untersuchung in die Sparten Leben, Kranken, Rechtsschutz, betriebliche Altersvorsorge (bAV), Schaden (inklusive Kfz) und Gewerbe ist wichtig, da die Versicherer in den verschiedenen Produktsegmenten möglicherweise sehr unterschiedlich performen und sich das auch aufs Maklergeschäft auswirkt. Eine Ausnahme im Studiendesign machen die Pools und Verbünde. Sie bilden einen eigenen Bereich, der nicht weiter nach Sparten unterteilt ist.

Breit aufgestellt: in mehreren Sparten vertreten.
Bei der Suche nach den Fairsten ihrer Zunft kamen insgesamt 47 verschiedene Maklerversicherer auf den Prüfstand. Einige Unternehmen mit besonders breit gefächerten Produktpaletten sammelten gleich in mehreren Sparten Urteile. So war die Allianz als einzige Gesellschaft in fünf Produktbereichen beim Fairness-Check – aber auch Alte Leipziger, Axa und HDI sind immerhin in vier Sparten vertreten. Baloise, die Bayerische und Helvetia kommen dreimal vor.
Im Vergleich zur Vorjahresstudie kamen vier Versicherer neu zum Fairness-Check hinzu: Ammerländer, AIG (American International Group), myLife sowie die UKV/BK (Union Krankenversicherung/Bayerische Beamtenkrankenkasse). Besonders viele Newcomer finden sich aber in der Gruppe der 17 untersuchten Maklerpools und -verbünde. Hier nahmen die Kölner Analysten neun Unternehmen neu unter die Lupe, darunter Apella, blau direkt, Invers, SDV Servicepartner der Versicherungsmakler sowie Status.
Die Favoriten der Maklerinnen und Makler.
Aber was bedeutet die Tugend Fairness aus Maklersicht ganz konkret? Um den abstrakten Überbegriff messbar zu machen, haben die Wissenschaftler 30 Service- und Leistungsmerkmale definiert, die für Produktgeber und Pools gleichermaßen gelten. Die Studienteilnehmer wurden gebeten, diese Items einzeln zu beurteilen.
Aus allen abgegebenen Urteilen errechneten die Fachleute die „Fairsten Maklerpools“ und die „Fairsten Maklerversicherer“ in den sechs verschiedenen Sparten. Insgesamt dürfen sich die untersuchten Unternehmen aller Sparten sowie die Pools in diesem Jahr über 50 Auszeichnungen für mindestens gute Gesamt-Fairness freuen, darunter gab es 26-mal die Spitzennote „Sehr Gut“. Elf Anbieter verdienten sich sogar mehrere Prädikate. Herausragend mit drei „sehr guten“ Platzierungen: die Bayerische in den Sparten Schaden, bAV und Leben sowie die Helvetia mit ihrem Schaden-, Leben- und Gewerbegeschäft. Zweimal „sehr gut“ sind Rhion Digital und Stuttgarter. Alte Leipziger, Arag, Concordia und WWK sicherten sich je ein „Sehr Gut“ und ein „Gut“.
Die Fairsten in den Sparten
- Schaden
Sehr Gut: die Bayerische, die Haftpflichtkasse, Helvetia, InterRisk, Rhion Digital
Gut: Alte Leipziger, Ammerländer, Concordia, Itzehoer - Krankenversicherung
Sehr Gut: Allianz, Alte Oldenburger, UKV/BK
Gut: Arag, Barmenia, die Continentale, HanseMerkur, Universa - Betriebliche Altersvorsorge
Sehr Gut: die Bayerische, Stuttgarter, WWK
Gut: Canada Life, LV 1871, Volkswohl Bund - Rechtsschutzversicherung
Sehr Gut: Arag, Concordia, KS/Auxilia
Gut: Itzehoer, Roland - Lebensversicherung
Sehr Gut: Dela Lebensversicherungen, die Bayerische, Helvetia, myLife, Stuttgarter
Gut: Universa, Volkswohl Bund, WWK - Gewerbeversicherung
Sehr Gut: Alte Leipziger, Helvetia, Rhion Digital, VHV
Gut: Dialog, HDI
Die Fairsten bei Pools und Verbünden
- Sehr Gut: Fonds Finanz Maklerservice, VEMA Versicherungsmakler Genossenschaft, vfm Versicherungs- & Finanzmanagement
- Gut: DEMV Deutscher Maklerverbund, Invers, Maxpool, SDV Servicepartner der Versicherungsmakler, Wifo
So wurden die Rankings ermittelt
Im Auftrag von FOCUS MONEY und FOCUS MONEY-Versicherungsprofi hat ServiceValue zum neunten Mal Maklerversicherer auf ihre Fairness hin untersucht. Die Wissenschaftler nahmen auch Maklerpools und -verbünde in den Blick.
2025 hat das Institut 779 Versicherungsmakler zu 17 Pools und 47 Versicherungsunternehmen in den Sparten Leben, Kranken, Schaden, Rechtsschutz, betriebliche Altersvorsorge und Gewerbe befragt. Die Teilnehmer gaben zu 30 Service- und Leistungsmerkmalen ihre Urteile online ab. Sie durften in jeder Sparte maximal einen Versicherer und zusätzlich einen Pool bewerten, mit dem sie aktuell zusammenarbeiten. ServiceValue wertete anschließend die insgesamt 3779 Urteile aus.
Zunächst errechneten die Fachleute für jedes Service- und Leistungsmerkmal einen normierten Indexwert zwischen null und hundert. Außerdem legten sie sieben Kategorien fest und ordneten ihnen die 30 Aspekte zu. Zusätzlich zum Gesamturteil zeigt die Studie so die Stärken und Schwächen der Unternehmen in den unterschiedlichen Disziplinen. Die Werte für die Teilkategorien errechnen sich aus dem ungewichteten Durchschnitt der dazugehörigen Indexwerte. Die Gesamturteile „Fairster Maklerversicherer“ und „Fairster Maklerpool“ ergeben sich aus den sieben Kategorien, die zu gleichen Teilen in das Gesamtergebnis einfließen. Mindestens die Note „Gut“ erhalten alle Unternehmen, die in ihrer Sparte einen überdurchschnittlichen Wert erzielt haben. Wer über dem Durchschnitt der mit „Gut“ Bewerteten liegt, wird mit „Sehr Gut“ ausgezeichnet.
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