GDV prangert Kosten durch hohe Regulierungsdichte an
Überbordende Regularien kosten Deutschland laut GDV rund 148 Milliarden Euro jährlich. Der Versichererverband plädiert für mehr prinzipienbasierte Regulierung und weniger bürokratische Berichtspflichten im Rahmen von Solvency II.
Deutschland könnte mit günstigeren regulatorischen Rahmenbedingungen erhebliche zusätzliche Wachstumskräfte freisetzen. Das zeigt nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) eine aktuelle Studie. Demnach hätte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Untersuchungszeitraum 2000 bis 2016 um 4,4 Prozent höher gelegen, wenn Deutschland zu den fünf OECD-Ländern mit dem besten Regulierungsumfeld zählen würde. Dies entspräche bezogen auf 2016 einem zusätzlichen BIP von umgerechnet rund 138 Milliarden Euro. „Die vielen gesetzlichen Auflagen und die hohe Regulierungsdichte kosten Deutschland Wohlstand“, sagt GDV-Chefvolkswirt Klaus Wiener. Basis für die Berechnung ist der Economic Freedom of the World-Index des Fraser Instituts, in dessen Regulierungs-Ranking Deutschland im Mittelfeld landet. „Deutschland kommt beim Bürokratieabbau kaum voran“, konstatiert Wiener.
Versicherer hadern mit überbordenden Berichtspflichten
Dies gelte auch für die Versicherungsaufsicht, etwa bei den Melde- und Dokumentationspflichten. „Sowohl Umfang als auch Taktung der Berichte stehen oft in keinem Verhältnis zum Nutzen“, bemängelt Wiener. Ein namhafter Versicherer habe im ersten Halbjahr 2018 alle 2,5 Wochen eine Meldung an die Aufsichtsbehörden abgeben müssen. Ausufernde Berichtspflichten schränken die Versicherer laut Studie auch in ihrer Kapitalanlage ein. Der GDV-Chefvolkswirt plädiert für Nachbesserungen am Aufsichtsregime Solvency II. Die Gelegenheit dazu biete sich in diesem Jahr, wenn die Überprüfung des 2016 eingeführten Regelwerks ansteht. Dabei stehen auch die Berichterstattungs- und Transparenzanforderungen auf der Agenda. „Die Unternehmen wollen weniger Bürokratie, damit sie sich mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können“, formuliert Wiener die Erwartungen der Branche.