01.07.2022 Branche

Oberster Verbraucherschützer Kleinlein tritt ab

Keine Personalie wie jede andere: Der Abschied von Axel Kleinlein nach elf Jahren als Sprecher des Bund der Versicherten ist eine Zäsur. Kaum einer verstand es so wie er, durch Kritik den Zorn der Versicherungsbranche auf sich zu ziehen. Im September soll der bisherige Vorstand Stephen Rehmke auf den Posten nachrücken.

Paukenschlag beim Bund der Versicherten: Vorstandssprecher Axel Kleinlein verlässt die Verbraucherschutzorganisation im September. (Foto: Bund der Versicherten)
Paukenschlag beim Bund der Versicherten: Vorstandssprecher Axel Kleinlein verlässt die Verbraucherschutzorganisation im September.
(Foto: Bund der Versicherten)

Deutschlands Verbraucherschutz verliert eines seiner bekanntesten Gesichter: Axel Kleinlein wird Ende September 2022 nach knapp elfjähriger Tätigkeit als Vorstandssprecher den Bund der Versicherten (BdV) verlassen. Nachfolger als Sprecher soll der bisherige Vorstand und Rechtsanwalt Stephen Rehmke werden. 

Schärfster Kritiker tritt ab

 

Der dürfte es schwer haben, in die Fußstapfen Kleinleins zu treten, der in der Versicherungsbranche wegen öffentlichkeitswirksamer Auftritte gefürchtet ist. Legendär ist seine mantrahafte Kritik an Deutschlands Lebensversicherern. Diesen wirft Kleinlein zu hohe Kosten und intransparente Verträge vor und bezeichnet sie immer wieder als ungeeignetes Altersvorsorgeprodukt. „Mit Axel Kleinlein verliert der Bund der Versicherten e. V. eine wichtige Stimme", so die Sprecherin des Aufsichtsrats, Edda Castelló. „Sein Beiname ist völlig zu Recht ‚schärfster Kritiker der Versicherer’.“

Für Kleinlein geht der Kampf weiter

 

Im Statement zu seinem Abschied lässt der 52-Jährige durchblicken, dass er auch in neuer Rolle alten Interessen treu bleiben will: „Ich werde keinesfalls auf die Seite der Versicherer wechseln und dem BdV natürlich auch als Mitglied treu bleiben.“ Mit Blick auf die Riester-Rente und Altersvorsorge ergänzt Kleinlein: „Der Kampf gegen den legalen Betrug der Lebensversicherer ist noch nicht entschieden. Sowohl Verbraucherverbände wie der Bund der Versicherten als auch unabhängige Versicherungsmathematiker - wie etwa zukünftig ich - stehen bereit, die Schlachten weiter zu schlagen.“

Mit Blick auf seine Tätigkeit für den Verein schlägt er versöhnlichere Töne an: „Ich bin stolz, den Bund der Versicherten die letzten elf Jahre geführt zu haben, denn er ist eine großartige und engagierte NGO, die mit großem verbraucherpolitischen Gewicht viel für die Versicherten vor den Gerichten, in den Medien und im politischen Raum leistet“, so Kleinlein. Zukünftig wolle er als Selbstständiger wieder tiefer in die Welt der Versicherungsmathematik eintauchen. Kleinlein ist Diplom-Mathematiker.

Gut aufgestellt nach turbulenten Zeiten

 

Der BdV hatte in den ersten Jahren von Kleinleins Amtszeit turbulente Zeiten, wie die Verbraucherschützer selbst einräumen. 2013 tobte hinter den Kulissen ein Machtkampf. Der gebürtige Unterfranke wurde vom Aufsichtsrat Knall auf Fall vor die Tür gesetzt, kehrte aber wenige Monate später zurück. „Anders als damals sehe ich den BdV jetzt sehr gut aufgestellt und gut für die Zukunft präpariert“, so Kleinlein. Als Erfolg seiner Amtszeit wertet der Verein, dass er sich durch Kleinlein stark mit anderen Verbraucherschützer vernetzt hat. Als Mitglied im vzbv, der europäischen Verbraucherorganisation Better Finance wie auch in vielen anderen Gremien habe der Sprecher dem BdV eine deutliche Stimme geben können.

Neue Vorständin war bisher Pressesprecherin

 

Passend zur One-Man-Show Kleinlein gerät in der BdV-Meldung zur Nebensache, dass mit dem heutigen 1. Juli Bianca Boss Vorständin des Vereins wird. Sie besetzt damit bereits vorzeitig den im September frei werdenden Posten von Rehmke. Boss ist bisher Pressesprecherin des BdV. „Sie kennt den Verein von der Pike auf und wird nach dem Ausscheiden von Axel Kleinlein zusammen mit Stephen Rehmke und dem Team die streitbare und konstruktive Auseinandersetzung mit der Branche nahtlos fortführen“, sagt Castelló.

Boss war vor kurzem selbst in die Schlagzeilen geraten. Sie hatte sich in einer „Brand-Story“ als Verbraucherschützerin ausführlich zitieren lassen und Ratschläge erteilt. Der Beitrag war allerdings eine Anzeige des Direktversicherers HUK24. Auch wenn kein Geld für die Tätigkeit geflossen sein soll, gab es Kritik daran, dass sich der BdV von einem Versicherer vor den Karren habe spannen lassen.


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