Ärztebarometer: Praxen brauchen Private
Der Bedarf an ambulant-ärztlicher Versorgung in Deutschland wächst. Für die Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte sind Privatpatienten dabei eine unverzichtbare Säule, ist eines der zentralen Ergebnisse einer Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP).

(Foto: © romaset – stock.adobe.com)
Angesichts defizitärer Kassen und stetig steigender Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist eine Reform des deutschen Gesundheitssystemem überfällig. Immer wieder wird auch im aktuellen Wahlkampf der Ruf nach einer Bürgerversicherung laut. Doch was würde ein Aus der privaten Krankenversicherung (PKV) für Ärzte und Ärztinnen bedeuten?
Fünf Facharztgruppen befragt
Dass Privatpatienten eine entscheidende Rolle für die Stabilität von Arztpraxen spielen, macht aktuell eine Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) zusammen mit dem Institut für empirische Gesundheitsökonomie (IFEG) deutlich. Für das „Ärztebarometer“ gaben mehr als 400 ambulant tätige Allgemeinmediziner, Dermatologen, Internisten, Orthopäden und Neurologen ihre Erfahrungen zu Protokoll.
Therapiefreiheit und keine Sorge vor Regressen
83 Prozent unter ihnen gaben an, dass die Behandlung von Privatpatienten mit einer höheren Therapiefreiheit verbunden ist. 88 Prozent begrüßen es, dass sie bei der Abrechnung von Privatversicherten keine Sorgen vor Regressen haben müssen. Für 75 Prozent sind die Einnahmen aus der Behandlung von Privatpatienten für den Betrieb ihrer Praxis wichtig oder sogar sehr wichtig (40 Prozent). Unter den Orthopäden liegt der Anteil mit 96 Prozent noch weit höher – darunter sehen 76 Prozent die Einnahmen als sehr wichtig an. Ähnlich äußerten sich die Dermatologen: Für 95 Prozent sind Privatpatienten aus betriebswirtschaftlicher Sicht mindestens wichtig, für 77 Prozent sogar sehr wichtig.
Durch die Erstattungspraxis der gesetzlichen Krankenversicherung haben außerdem insgesamt 84 Prozent der Ärzte das Gefühl, den Kassenpatienten nicht alle Leistungen anbieten zu können. Bei der Behandlung von Privatversicherten sind es dagegen nur 33 Prozent.
Große Unterschiede beim Anteil der Privatpatienten
Dabei gaben die befragten Ärzte ingesamt an, dass durchschnittlich 18 Prozent ihrer Patienten im Quartal privat krankenversichert sind. Zwischen den Facharztgruppen gibt es hier allerdings erhebliche Unterschiede. Den niedrigsten Anteil von neun Prozent gaben die Neurologen an. Den höchsten Anteil berichteten Dermatologen mit 28 Prozent. Es folgen die Orthopäden mit 19 Prozent.
Wichtig für Attraktivität des Arztberufs
Die Befragung zeigt, dass Ärztinnen und Ärzte bei der Behandlung von Privatversicherten weniger Regulierung, eine angemessene Vergütung und geringere therapeutische Einschränkungen als Vorzüge sehen. Ein derartiger Rahmen sei wichtig, um den Arztberuf attraktiv zu gestalten, so die WIP-Fachleute. Mit Blick auf die Zukunft stehe die ambulante Gesundheitsversorgung in Deutschland vor erheblichen Herausforderungen. Mit der demografischen Entwicklung steige der Bedarf an ärztlichen Versorgungsleistungen erheblich an.
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