GDV: Autohersteller erhöhen Ersatzteilpreise um acht Prozent
Der Branchenverband GDV kritisiert den fehlenden Wettbewerb im Ersatzteilmarkt durch ein faktisches Monopol der Hersteller. Das habe all die Jahre zu überdurchschnittlichen Preiserhöhungen geführt. Der jüngste Anstieg dürfte aber auch gestörten Lieferketten geschuldet sein.
Ersatzteile wie Scheinwerfer, Windschutzscheiben und Kotflügel sind in den vergangenen zwölf Monaten deutlich teurer geworden. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor. „Zwischen August 2021 und August 2022 haben die Autohersteller die Preise im Schnitt um fast acht Prozent erhöht“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Einige Ersatzteile sind sogar noch teurer geworden, noch der Verband.
Preisentwicklung langfristig deutlich über den Verbraucherpreisen
Bei den Versicherern führten höheren Ersatzteilpreise zu steigenden Reparaturkosten nach Unfällen. „Im vergangenen Jahr kostete ein Pkw-Sachschaden die Kfz-Haftpflichtversicherer im Durchschnitt 3375 Euro, ebenfalls rund acht Prozent mehr als im Vorjahr“, so Asmussen. 2013 hatte dieser Wert noch bei 2400 Euro gelegen. Mit dem erneuten Preisanstieg setzt sich eine Entwicklung fort, die der GDV nach eigener Aussage seit Beginn der Studie im Jahr 2013 beobachtet. Demnach steigen die Kosten für Pkw-Ersatzteile unabhängig von der allgemeinen Preisentwicklung: Während der Verbraucherpreisindex seit Januar 2013 um 22 Prozent nach oben ging, erhöhten Autohersteller ihre Ersatzteilpreise durchschnittlich um mehr als 55 Prozent. Kofferraumklappen wurden seit 2013 sogar fast 73 Prozent, Rückleuchten sogar 79 Prozent teurer.
Ersatzteilmarkt: Kein freier und fairer Wettbewerb
Der Branchenverband moniert ein „Quasi-Monopol der Hersteller“, das für den seit Jahren hohen Preisanstieg verantwortlich sei. Der sogenannte Designschutz schütze aktuell noch alle sichtbaren Karosserie-Ersatzteile wie Kotflügel, Motorhauben, Außenspiegel oder Türen. „Autofahrer und Werkstätten können viele Ersatzteile nur vom Hersteller des Autos kaufen, es gibt auf diesem Markt keinen freien und fairen Wettbewerb“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Asmussen. Eine bereits beschlossene Gesetzesänderung sieht zwar eine Änderung vor, schreibt die bestehenden Rechte der Autohersteller aber bis ins Jahr 2045 fest. Allerdings blendet der GDV in seiner Marktanalyse weitere Gründe für den Preisschub bei Ersatzteilen aus: Dazu gehören Inflation und gestörte globale Lieferketten. Insbesondere die Null-COVID-Strategie Chinas, aber auch der Krieg in der Ukraine haben in den vergangenen Monaten zu Angebotsengpässen, erheblichen Lieferverzögerungen und steigenden Transportkosten geführt.
Für seine Untersuchung recherchiert der GDV jährlich in der Schadenkalkulations-Datenbank des Dienstleistungsunternehmens Audatex die Ersatzteilpreise für verschiedene Fahrzeugtypen. Die Auswahl der Fahrzeuge umfasst aktuell 34 Fabrikate mehrerer Hersteller und Kleinwagen ebenso wie Oberklasse-Modelle. Für jedes Fahrzeug wurden die Preise von bis zu zwanzig – im zeitlichen Verlauf vergleichbaren – Ersatzteilen erhoben, die nach Unfällen häufig ausgetauscht werden müssen. Eine tabellarische Übersicht gibt es hier.