DFV: Neugeschäftsziel deutlich verfehlt, Vertriebsvorstand muss gehen
Die Deutsche Familienversicherung wächst weiter stark, bleibt aber in der Verlustzone. Da es vor allem im Neugeschäft in der Erstversicherung haperte, muss Vorstand Stephan Schinnenburg kurzfristig gehen. Bessere Zahlen verspricht man sich zukünftig von einer Neuorganisation des Vertriebs über Makler.
Die Deutsche Familienversicherung AG (DFV) spricht von einem Rekordjahr. Vertriebsvorstand Stephan Schinnenburg muss dennoch gehen. Hintergrund ist das Verfehlen des Neugeschäftsziels in der Erstversicherung. Dieses betrug 2021 nach laufenden Beiträgen 23 Millionen und damit nur rund drei Viertel des angestrebten Ziels.
Vertriebsvorstand räumt Ende des Monats seinen Stuhl
Aufgrund der nicht erreichten Vertriebsziele sei man übereingekommen, per Ende Februar getrennte Wege zu gehen, wie der DFV-Vorstandsvorsitzende, Dr. Stefan M. Knoll, vergangene Woche bei einer Online-Präsentation der vorläufigen Geschäftszahlen mitteilte. Laut Knoll sei diese Entscheidung erst kurzfristig gefallen. Bis zur Bestellung eines Nachfolgers von Schinnenburg werde er selbst das Vertriebsressort übernehmen.
Verlust fällt weniger stark als kalkuliert aus
Die verpassten Neugeschäftsziele waren mitverantwortlich für das Konzernergebnis, das vor Steuern bei -0,8 Millionen Euro lag. Allerdings war man in der Frankfurter Unternehmenszentrale zunächst von vier Millionen Euro Verlust ausgegangen. Treiber für die positivere Entwicklung seien das verbesserte Kapitalanlageergebnis, reduzierte Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb und geringere Vertriebsausgaben gewesen.
Rekordwert beim Umsatz
Auf der Habenseite steht in jedem Fall ein Rekordwert bei den gebuchten Bruttobeiträgen, die um 35 Prozent auf 155 Millionen Euro anstiegen, einschließlich des in 2021 neu aufgenommenen Rückversicherungsgeschäfts. Das Neugeschäftsvolumen insgesamt stieg um 40 Millionen auf 161 Millionen Euro. Das entspricht einer Erhöhung um 29 Prozent gegenüber dem Bestandsvolumen von 125 Millionen Euro zum Ende des Jahres 2020. „Trotz andauernder Corona-Pandemie ist 2021 ein Rekordjahr, denn noch nie zuvor ist die DFV in einem Geschäftsjahr derart stark gewachsen. Damit beweisen wir, dass unser digitales Geschäftsmodell langfristig und krisenresistent ist“, so Knoll
Maklerbetreuung soll stärker digital laufen
Um zukünftig die Gewinnzone zu erreichen, will die DFV ihre Vertriebswege straffen. Für das Geschäft über Makler bedeutet das in Zukunft eine überwiegend digitale Betreuung, wie Knoll erklärte. Vorrangig will der 2007 gegründete Versicherer vor allem für digital arbeitende Vermittler da sein und vermehrt mit Maklerpools zusammenarbeiten. Damit wolle man den Vertriebspartnern unter anderem eine Zeitersparnis bei digitalen Vorgängen bieten und die eigenen Aufwendungen reduzieren. Im Fokus steht der Vertriebskanal bei der DFV aber ohnehin nicht. Deutlich mehr Verträge als über Makler (Anteil von fünf bis zehn Prozent im Neugeschäft) brächten Upselling im Bestand, Vertrieb über Suchmaschinen-Werbung und Kundengewinnung über Fernsehwerbung. Auf diese drei Wege will sich Knoll nach eigener Aussage in nächster Zeit konzentrieren