Nürnberger-Übernahme in trockenen Tüchern
Seltene Chance: Der mittelgroße, aber zuletzt etwas notleidende Versicherer Nürnberger geht an die österreichische VIG (Vienna Insurance Group). Andere Interessenten haben die Segel gestrichen.

(Foto: Nürnberger Versicherung)
Das Management um Vorstandschef Harald Rosenberger hat sich durchgesetzt: Die Nürnberger Versicherung geht an den Wunschpartner, die österreichische VIG (Vienna Insurance Group). Sie hat sich von Großaktionären bereits 64,4 Prozent der Anteile gesichert. Darunter war auch ein ursprünglicher Interessent: die Versicherungskammer Bayern (VKB). Als klar war, dass sie nicht zum Zuge kommen würde, diente die VKB ihre Anteile in Höhe von 16,3 Prozent der VIG an. Mehrere weitere Großaktionäre, darunter die Münchener Rück (19,1 Prozent), die japanische Daido Life (15,0 Prozent) und die Swiss Re (5,05 Prozent) sind ebenfallls im Boot. Die Nürnberger soll nach der Übernahme von der Börse genommen werden. Als börsennotierte AG ist der mittelgroße Versicherer im Kreise der Gegenseitigkeitsvereine eine Rarität.
Alleine zu schwach
Das Übernahmeangebot der Österreicher beläuft sich auf 120 Euro pro Aktie, ein deutlicher Aufschlag auf die 65 Euro, zu denen die Aktie zu Beginn des Prozesses gehandelt wurde. Gesamtbewertung: 1,38 Milliarden Euro. Die Nürnberger sehen sich als Partner und betonen, dass die Wiener der neuen Tochter eine große Eigenständigkeit lassen werden. Marke und Standorte sollen erhalten bleiben. „Die Partnerschaft gibt uns die Möglichkeit, als eigenständiges Unternehmen unsere Transformation signifikant zu beschleunigen und damit auch unsere Marktposition weiter zu stärken”, sagte Nürnberger-Vorstandschef Harald Rosenberger. Ohne Partner wäre es schwer geworden: Im vergangenen Jahr war das Unternehmen wegen hoher Schäden in der Kfz- und Gebäudesparte mit rund 77 Millionen Euro in die Verlustzone gerutscht – gegenüber dem Vorjahr eine Verschlechterung um rund 120 Millionen Euro. Dazu kamen Probleme mit der Modernisierung der IT. Ein bereits beschlossenes Sparprogramm und Prämienerhöhungen sollen nun noch im laufenden Jahr die Trendumkehr bringen, von rund 40 Millionen Euro Gewinn war zuletzt die Rede.
Fuß in Deutschland
Die VIG heiß seit 2006 so und geht auf die Gründung der Wechselseitigen k.k. privaten Brandschaden-Versicherungs-Anstalt im Jahre 1924 zurück. Der Konzern ist außer in Österreich stark in Zentral- und Osteuropa vertreten und setzte zuletzt mit gut 31.000 Mitarbeitern rund 15,2 Milliarden Euro um. Die 1884 gegründete Nürnberger kam mit etwa 4.200 Beschäftigten auf einen Konzernumsatz von 4,5 Milliarden Euro. Da die VIG bisher auf dem deutschen Markt kaum präsent ist, gilt es als Formsache, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) der Übernahme ihren Segen erteilt. Sie soll zum Ende des 1. oder 2. Quartals 2026 vollzogen sein.
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