Aufbruch in Berlin
Best Practice aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Auf dem BIG BANG KI Festival dreht sich alles um den Mega-Trend Künstliche Intelligenz. Die Versicherungswirtschaft diskutiert die Chancen und Risiken neuer Technologien auf dem Entscheider-Gipfel „Insurance goes KI“.

(Foto: ©Offenblende: Andrej)
Digitalisierung in Deutschland: Die Zeit drängt.
Es war ein starkes Aufbruchsignal – doch mit der Einrichtung eines Digitalministeriums allein ist es nicht getan: Nach gut 100 Tagen im Amt braucht die neue Bundesregierung nun einen „digitalpolitischen Fahrplan, der ein Zielbild definiert, Prioritäten setzt und konkrete Maßnahmen festlegt“, sagt Dr. Ralf Wintergerst, Präsident des Digitalverbands Bitkom. „Jetzt müssen Bürokratie abgebaut und digitale Kompetenzen aufgebaut werden, in der Wirtschaft wie in der Verwaltung.“
Im EU-Vergleich landet Deutschland bei der Digitalisierung nur im Mittelfeld – und Europa selbst droht, im Wettbewerb mit China und den USA den Anschluss zu verlieren. Der aktuelle Bitkom-DESI-Index, der den Digitalisierungsfortschritt der EU-Länder vergleicht, führt Deutschland insgesamt auf Platz 14. Überdurchschnittlich gut schneiden die Segmente digitale Wirtschaft (Rang 8) und Netzqualität (9) ab. Bei den digitalen Kompetenzen der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger reicht es gerade so fürs Mittelfeld (15), in der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung schmiert Deutschland ab: Rang 21.
Ministerium setzt auf Künstliche Intelligenz.
Das will der Chef im neu geschaffenen Bundesministerium für Digitalisierung und Staatserneuerung möglichst rasch ändern. Dazu sucht Dr. Karsten Wildberger den Schulterschluss mit den Bundesländern. So sollen bereits erfolgreiche digitale Verwaltungsangebote einzelner Kommunen standardisiert und ausgerollt werden, erläuterte Wildberger im Podcast mit Bitkom-Präsident Wintergerst. Außerdem plant das Ministerium die bundesweite Zentralisierung von Services in einer sicheren Cloud-Umgebung. „Das können zum Beispiel Kfz-Anmeldung und -Ummeldung sein“, so CDU-Politiker Wildberger. Dafür müssten dann aber auch Gesetze geändert werden.
Große Hoffnung setzt der frühere Unternehmensberater und internationale Top-Manager auf die „Durchdigitalisierung der Prozesse mithilfe von KI“. Am Beispiel der Genehmigung Wasserstoffinfrastruktur werde gerade ein Verfahren getestet, bei dem der gesamte Ablauf in Teilschritte zerlegt und mit agentenbasierter Künstlicher Intelligenz (Agentic AI) automatisiert wird – bei Erfolg eine mögliche Blaupause für alle Infrastrukturprojekte.
Bühne frei in Berlin für Best Practice, Impulse, Live-Events.
Mit seiner Querschnittsfunktion könnte das Digitalministerium ein entscheidender Faktor für überfällige Strukturreformen und wirtschaftlichen Aufschwung werden. „Wirtschaftswende durch KI – wie Deutschland wieder Taktgeber wird“, darum wird es auch gehen, wenn Wildberger sich auf dem BIG BANG KI Festival (BBKIF) in Berlin live den kritischen Fragen des Publikums stellt.
Das BBKIF in Berlin bietet am 10. und 11. September Best Practice aus der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Politik, Impulsreferate, Live-Events sowie Podiumsdiskussionen. Big Techs wie SAP, Microsoft oder Google, Meta und Open AI gewähren Einblicke in KI-Strategien. Sechs Bühnen und fünf Masterclasses: Auf einem der größten KI-Events in Europa haben mehr als 250 Speakerinnen und Speaker angeheuert. Sie werden branchenübergreifend und praxisnah KI- und Digitaltrends diskutieren, von allen Seiten analysieren, sezieren und bewerten.
Entscheider-Gipfel plus Aktionspreis.
Teil des BBKIF ist auch FOCUS MONEY. Gemeinsam mit dem AfW Bundesverband Finanzdienstleistung lädt der FOCUS MONEY-Versicherungsprofi am zweiten Festivaltag zum offenen Side Event „Insurance goes KI“ (www.bigbangfestival.de/focus-money). Dort ist die mögliche KI-Revolution im Versicherungsvertrieb ebenso Thema wie es Fragen rund um Regulierung, Ethik, Cyberkriminalität und Datenschutz in der Versicherungswirtschaft sind.
Als Festival-Partner verfügen FOCUS MONEY-Versicherungsprofi und AfW über ein Sonderkontingent von Tickets zum Aktionspreis von 149 Euro. „Damit haben Sie nicht nur Zugang zu unserer Bühne ‚Insurance goes KI‘, sondern zum gesamten Festival an beiden Tagen“, sagt AfW-Vorstand Norman Wirth.

Bahnbrechende Innovation bei Schäden.
Von Kundenanfragen über Risikobewertungen bis zur Schadensabwicklung: Die Automatisierung wichtiger Prozesse durch den Einsatz generativer KI hat auch in der Versicherungswirtschaft längst Fahrt aufgenommen. So hat beispielsweise der Kieler Assekuradeur Domcura einen radikalen Innovationsschritt gewagt – und setzt in der Schadenbearbeitung auf „KIM“ – Deutschlands ersten KI-Mitarbeiter in der Assekuranz. Mit Erfolg: „Im Bereich der Wohngebäudeversicherung haben wir unsere Bearbeitungszeiten signifikant verkürzt“, sagt CEO Uwe Schumacher. Wie „KIM“ vom Prototypen zur skalierbaren Produktivitätslösung wurde, warum das Betriebsklima zwischen „KIM“ und den Kollegen aus Fleisch und Blut hervorragend ist und wieso sich nicht nur Versicherer für die innovative IT-Lösung aus Kiel interessieren – darüber wird Schumacher als Speaker am 11. September auf dem Entscheider-Gipfel „Insurance goes KI“ berichten.
Der studierte Informatiker und KI-Experte wird außerdem einen Ausblick auf die digitale Transformation im Vertrieb wagen. Achtung, Spoiler: „Menschen nutzen KI als Werkzeug, um ihre Beratung noch präziser, schneller und individueller zu gestalten. Die Frage ist also nicht, ob der Makler verschwindet, sondern wie er mit KI noch besser werden kann“, sagt Schumacher (s. auch „Prompt! KI im Fokus“).
Chance für Mensch und Maschine.
Wie das funktionieren kann, führt Johannes Oberhofer in seiner Live-Session vor. Der Future Work-Experte ist KI-Projektleiter beim Versicherer die Bayerische und leitet dort zusammen mit Armin Hangl das Digital Hub.
„Co-Intelligence statt Künstlicher Intelligenz“ – auf der Entscheider-Bühne von AfW und FOCUS MONEY-Versicherungsprofi will Oberhofer auf Basis von typischen Use Cases aus dem Vermittleralltag den Blick fürs Wesentliche schärfen: „Wie Mensch und Maschine sinnvoll zusammenarbeiten, damit sie mehr Zeit für ihre Kunden und für noch bessere Beratung haben“, sagt Oberhofer.
Doch während viele Versicherer bereits eine ganze Reihe von KI-Projekten gestartet haben, fremdeln Vermittlerinnen und Vermittler häufig noch mit den neuen Technologien. Erst jeder dritte Vermittelnde setzt KI-Tools wie ChatGPT aktiv ein, nur jeder zehnte täglich, wie das Vermittlerbarometer des AfW Bundesverbands Finanzdienstleistung zeigt. „Hier verschenken viele Vermittelnde das Potenzial von KI“, resümiert AfW-Vorstand Wirth.
Human-in-the-Loop: Das Kommando behalten.
Zu den größten Hürden gehört der befürchtete Kontrollverlust. Wie Maklerinnen und Makler das Kommando auf der Brücke behalten und nicht an die KI abgeben, wird deshalb auf dem Entscheider-Gipfel eine wichtige Frage an Bastian Kunkel und Simon Moser sein. Makler Kunkel erreicht mit seiner Social-Media-Marke „Versicherungen mit Kopf“ rund eine Million Follower auf Youtube, Instagram und TikTok. Simon Moser ist Gründer und CEO von muffintech, das sich als Experte für Conversational AI in der Versicherungsbranche etabliert hat – also Systeme, die menschliche Sprache verstehen und Gespräche führen können (z. B. Chatbots). Doch das Tandem wird im Doppelinterview auch über den Tellerrand blicken – und ein Plädoyer für mehr europäische technologische und finanzielle Souveränität halten.
Gefragt ist hier auch die Politik: Die Besucherinnen und Besucher des BIG BANG KI Festivals dürfen gespannt sein, welche Position der Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung einnimmt – und was Karsten Wildberger mächtigen Tech-Konzernen aus den USA und China entgegensetzen will.
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