Finanztest: Was gute Fahrradversicherungen können müssen
Hochwertige Fahrräder liegen im Trend. Für teure Bikes ist ein Versicherungsschutz unverzichtbar. Stiftung Warentest hat Tarife mit einem besonders guten Preis-Leistungs-Verhältnis ermittelt.
2020 erlebte das Fahrrad einen regelrechten Hype. Durch Corona sattelten viele Deusche auf Mountainbikes, Pedelecs, Hollandräder & Co. um. Einige Händler verzeichneten dabei einen Umsatzanstieg von bis zu 50 Prozent. Auch höherpreisige Modelle wurden gekauft. Damit nimmt aber auch die Frage nach dem passenden Versicherungsschutz Fahrt auf. In Deutschland wurden 2019 rund 278.000 Fahrräder gestohlen – nur neun Prozent der Fälle hat die Polizei aufgeklärt. Wer sein Rad versichern möchte, hat zwei Optionen: Hausratversicherung mit Zusatzklausel oder eine spezielle Fahrradversicherung.
Bei der Hausratversicherung ist das Rad im Haus, der Wohnung oder dem verschlossenen Keller geschützt. Der Preis variiert je nach Wohnort. In Großstädten kostet der Fahrradschutz deshalb meist mehr als auf dem Land. Verbraucher sollten hier bei ihrem Anbieter oder ihrem Vermittler nachfragen. Laut Finanztest gibt jedoch einen weiteren Haken: die Entschädigungssumme. Sie liegt oft bei zehn Prozent der Versicherungssumme. Für teure Räder oder wenn mehrere Fahrräder auf einmal gestohlen werden, ist das eventuell zu wenig. In diesem Fall raten die Experten zu einer separaten Fahrradversicherung.
Stark vergrößertes Angebot
Stiftung Warentest hat 62 Tarife von 24 Anbietern getestet – vor vier Jahren waren es nur 25 Tarife von elf Versicherern. Die Versicherer gaben Preise und Leistungen für drei verschiedene Modelle an: ein klassisches Fahrrad für 1500 Euro und zwei E-Bikes mit Neupreisen von 2500 und 3500 Euro, darunter ein E-Lastenrad. Abgefragt wurden die Tarife für Leipzig und Remscheid. In Leipzig wurden 2019 laut polizeilicher Kriminalstatistik die meisten Räder geklaut, in Remscheid die wenigsten.
Versicherungsbedingungen genau lesen
Alle Tarife leisten rund um die Uhr. Anders als bei manchen Hausratversicherungen, gibt es bei den Spezialtarifen laut Tarifcheck von Finanztest keine Einschränkungen zu Nachtzeiten in den Versicherungsbedingungen. Die Tarife mit Diebstahlschutz kosten für ein 2500 Euro teures Elektrorad mindestens 32 Euro pro Jahr. Soll der Schutz umfassender sein, beginnt die Jahresprämie bei 65 Euro. Doch auch hier lohnt sich ein genauer Blick ins Kleingedruckte: Damit die Versicherung ein am Straßenrand abgestelltes und später entwendetes Rad ersetzt, muss es in der Regel an einem „ortsfesten Gegenstand” wie einem Laternenpfahl angeschlossen werden. Auch das Schloss darf nicht irgendeines sein: Mindestens 50 Euro sollte der Besitzer dafür berappen. Manchmal sind auch nur Modelle bestimmter Hersteller erlaubt.
Weitere Gefahren mitversichert
Neben dem Diebstahl des gesamten Fahrrads decken alle Tarife im Test den Diebstahl einzelner Teile wie Sattel oder Vorderrad ab, wenn sie fest mit dem Gefährt verbunden sind. Darüber hinaus greifen die Versicherungen meist auch bei Vandalismus, Schäden durch Unfälle oder Stürze. Zu lange sollten Fahrradbesitzer mit dem Abschluss der Versicherung jedoch nicht warten. Bei einigen Anbietern müssen sich Neukäufer innerhalb von drei Monaten bis vier Jahren nach dem Erwerb entscheiden. In rund der Hälfte der Tarife sind auch gebraucht gekaufte Räder versicherbar.
Kommt es dann tatsächlich zum Worst-Case und das Rad wurde gestohlen oder hat einen Totalschaden, leisten die Versicherer mit einem neuen, gleichwertigen Ersatzrad oder bezahlen Geld – der entspricht meist dem Neuwert.
„Medien“-Tarife mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis
An einem Ort mit hohem Diebstahlrisiko ist das 2500 Euro teure E-Bike am günstigsten mit dem Tarif „Klassik“ von Medien-Versicherung versichert. Er bietet Schutz bei Diebstahl und weiteren Gefahren und kostet in Leipzig und Remscheid gleichermaßen 75 Euro pro Jahr. Ist das Diebstahlrisiko gering, ist hingegen der Tarif Neo-mobil-S-Diebstahl-Reparatur von Neodigital eine gute Wahl. Mit ihm werden für den Schutz des E-Cityrads in Remscheid 65 Euro fällig – in Leipzig dagegen 229.
Für das 1500 Euro teure Trekkingrad bietet sich auch ein Tarif von Medien-Versicherung an: in Leipzig und Remscheid sind je 61 Euro fällig, für das 3500 Euro teure E-Lastenrad je 95 Euro. Basic: Einen günstigen, reinen Diebstahlschutz bietet Signal Iduna in beiden Städten für 32 Euro. Er greift aber nicht bei Unfällen, Vandalismus oder Stürzen. Das abgefragte normale Fahrrad kostet hier 28 Euro, das E-Lastenrad 35 Euro.