PKV ist stolz auf Nettoverzinsung
Trotz Niedrigzinsen haben die Unternehmen der privaten Krankenversicherung fast drei Prozent Nettoverzinsung erzielt – für den PKV-Verband ein Beweis für die Nachhaltigkeit des Systems. Er fordert einen leichteren Zugang für gesetzlich Versicherte.
Die Nachhaltigkeitsreserve der privaten Krankenversicherung (PKV) ist nach Angaben des Verbandes 2020 auf 288 Milliarden Euro gewachsen. „Die PKV-Unternehmen erzielen daraus eine durchschnittliche Nettoverzinsung von fast drei Prozent – und das, obwohl der Leitzins der Europäischen Zentralbank seit nunmehr fünf Jahren bei null Prozent liegt. Damit erwirtschaftet die PKV jedes Jahr weit über acht Milliarden Euro an Zinserträgen, die die Versicherten finanziell entlasten“, sagte der Vorsitzende Ralf Kantak auf der Jahrestagung des PKV-Verbands.
Beitragsanstieg im Alter gedämpft
Da mit zunehmendem Lebensalter die Krankheitskosten steigen, sorgt die PKV mit ihren Rückstellungen dafür vor. Nach Verbandsangaben fließen 36 Prozent aller Einnahmen der Branche in diese Nachhaltigkeitsreserve. Im letzten Jahr waren das insgesamt 14 Milliarden Euro. Das hat allerdings nicht verhindern können, dass die PKV-Beiträge bei vielen Anbietern gerade für Ältere teilweise deutlich gestiegen sind.
Kantak verteidigte das System: Mit dem Prinzip der Nachhaltigkeit verschiebe die PKV keine Lasten auf die Zukunft. Nachfolgende Generationen würden nicht damit belastet, dass sie die hohen Kosten der Älteren mitfinanzieren müssen. „Die PKV zeigt damit, wie es gehen kann, dem demographischen Wandel zu begegnen. Ihre Nachhaltigkeitsreserve ist heute schon vollständig vorhanden und in den Kapitalanlagen investiert – schuldenfrei und transparent. Die private Krankenversicherung praktiziert also einen tragfähigen Generationenvertrag – und ist damit ein Teil der Lösung", so Kantak. Er kritisierte in diesem Zusammenhang die enormen staatlichen Zuschüsse zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung, die PKV-Versicherte über ihre Steuerzahlung mitfinanzierten.
Breitere Basis erwünscht
Der PKV-Chef forderte, in der nächsten Legislaturperiode neue Initiativen für mehr nachhaltige Eigenvorsorge etwa im Bereich Pflege zu starten. Außerdem plädierte Kantak dafür, die Versicherungspflichtgrenze abzusenken. Aktuell liegt die Grenze, ab der Angestellte von der GKV in die PKV wechseln dürfen, bei 65.350 Euro pro Jahr. Kantak hält eine Absenkung mindestens auf den Wert der Beitragsbemessungsgrenze der Krankenversicherung (derzeit 58.050 Euro) für geboten. „Jeder weitere Privatversicherte beteiligt sich an der Nachhaltigkeitsreserve für die zukünftigen Kosten im Alter und ist so eine Entlastung für die künftigen Beitragszahler auch in der GKV”, sagte der Verbandsvorsitzende. Hintergrund ist, dass der PKV schleichend der Nachwuchs ausgeht, weil immer weniger Gutverdiener in die private Vollversicherung wechseln.