Reform: Altersvorsorgedepot der Bundesregierung auf dem Prüfstand
Das Bundesministerium der Finanzen hat seinen Entwurf zur Reform der geförderten privaten Altersvorsorge zur Stellungnahme verschickt. Die wichtigsten Eckdaten und das erste Feedback aus der Branche.
Das Thema staatlich bezuschusste Altersvorsorge ist und bleibt das Sorgenkind der Nation. Die Riester-Rente erwies sich für Versicherte vielfach als Flop: zu teuer, zu unflexibel, zu bürokratisch. An Ideen für alternative Modelle oder an konkreten Verbesserungsvorschlägen hat es in den letzten Jahren zwar nicht gemangelt – wohl aber an einer politischen Einigung. Nun hat das Bundesministerium für Finanzen (BMF) einen Reformvorschlag vorgelegt. Schon im Vorfeld hatte Ressortchef Christian Lindner die Eckdaten des neuen Konzepts als „großen Paradigmenwechsel für unser Land“ angekündigt.
Hybrid-Modell mit mehr Optionen
Doch zur endgültigen Umsetzung ist es noch ein langer Weg. Zunächst bittet die BaFin um die übliche Brancheneinschätzung und hat seinen „Entwurf eines Gesetzes zur Reform der steuerlich geförderten privaten Altersvorsorge“ zur kritischen Bewertung vorgelegt. Der Referentenentwurf schlägt zwei neue Arten von Altersvorsorgeprodukten vor, die ab dem 1. Januar 2026 zur Verfügung stehen sollen:
1. Chancenorientiertes Altersvorsorgedepot
- renditeorientierte Produkte ohne Garantieanforderungen
- Depot ermöglicht Investitionen in Aktienfonds, ETFs und Einzelaktien
- höhere Renditechancen, aber auch höhere Verlustrisiken
- keine Garantie auf eingezahlte Beiträge
2. Sicherheitsorientierte Garantieprodukte
- zwei optionale Varianten mit unterschiedlichen Garantiestufen:
80% Kapitalgarantie zu Beginn der Auszahlungsphase
100% Kapitalgarantie zu Beginn der Auszahlungsphase
Die neuen Produkte sollen als flexiblere, renditeorientierte Alternative zur Riester-Renten angeboten werden. Ziel ist es, durch kostengünstige, transparente und einfach gestaltete Produkte den Zugang zur privaten Altersvorsorge zu erleichtern und höhere Renditen zu ermöglichen
Lob und Kritik vom GDV
Erstes Feedback gab es jetzt vom Gesamtverband der Versicherer (GDV). Der Branchenverband begrüßt den Vorschlag zur Modernisierung, sieht aber auch Handlungsbedarf bei der langfristigen Absicherung der Bürgerinnen und Bürger: „So wie die Reform gestaltet ist, bleibt die lebenslange Absicherung auf der Strecke: Altersvorsorge ist mehr als Vermögensaufbau. Die lebenslange Absicherung ist die Stärke der Lebensversicherung“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. „Zehn Millionen Bürgerinnen und Bürger vertrauen uns Versicherern bei der geförderten privaten Altersvorsorge. Darauf wollen wir in Zukunft aufbauen.“
Einfachere Förderung als Stärke
Grundsätzlich würden die Versicherer den Vorschlag im Referentenentwurf unterstützen. „Es ist gut, dass die Förderung einfacher werden soll. Das senkt die Zugangsschwellen”, so Asmussen. „Gleichzeitig ist es wichtig darauf zu achten, dass auch weiterhin Geringverdiener, Alleinerziehende und Familien mit Kindern besonders von der Förderung profitieren. Diese Zielgruppen sollten der Kern der geförderten privaten Altersvorsorge sein.“ Die Versicherer werden im Rahmen der Verbändeanhörung Stellung nehmen und sich detailliert äußern, so der GDV.